Foto: Gundis Jansen-Garz

Lachen als Einheitssprache

Zwei Wochen waren indonesische Studenten der Redemptoristen zu Gast im Jugend-Kloster – Planwagentour, Schulbesuche und Movie-Park standen auf dem Programm

Kirchhellen - Es ist Mittagszeit und das Jugend-Kloster lädt zum gemeinsamen Essen in den Jugendraum. Schnell füllt sich dieser mit den Patres, Mitarbeitern, Freiwilligen und für zwei Wochen auch mit den 15 Studenten aus Yogyakarta/Java. Eine muntere, fröhliche Gruppe, die das gemeinsame Mahl sichtlich genießt. Die Unterhaltung wird in verschiedenen Sprachen geführt während das Lachen zum Glück eine Einheitssprache ist.

Pater Wilhelmus Ngongo Pala, kurz Willy, freut sich, Kirchhellen kennenlernen zu dürfen. Was ihm offensichtlich schnell aufgefallen ist, war die Ordnung – also der Klassiker unter den deutschen Tugenden. „Hier ist alles so strukturiert und ordentlich. Und alle scheinen sich daran zu halten. Das gibt es in Indonesien nicht, da herrscht immer etwas Chaos“, lacht der junge Pater und erzählt weiter: „Wir haben schon so viel erlebt und konnten uns einen ersten Eindruck verschaffen. Die Naturverbundenheit und der Respekt vor den Pflanzen ist ebenfalls auffällig. Wenn bei uns ein Baum im Weg steht, kommt er weg, hier wird drumherum gebaut.“
Der Hintergrund des Besuches ist eine Partnerschaft der Redemp­toristen beider so genannter Pro­vinzen. Hildegard Kückelmann, Mitarbeiterin im Jugend-Kloster erklärt: „Es geht um Partnerschaft und Kooperation, die Studenten sind von uns hier in Kirchhellen eingeladen, um uns und unsere Heimat kennenzulernen. Ziel ist es, dass ein Austausch auf Arbeitsebene gelingt und einige unserer Gäste wiederkommen – ob als Pater oder Austauschstudent, zum praktischen Jahr oder um die Sprache zu erlernen, das wird man sehen.“
Die Partnerschaft zwischen dem Jugend-Kloster Kirchhellen und Wisma Sang Penebus in Jogjakarta ist von der Kirchhellener Kommunität angeregt und findet eine Bestätigung in den Beschlüssen des XXV. Generalkapitel der Redemptoristen 2016 in Thailand. Durch die Gründung der Partnerschaft wollen sie die Zusammenarbeit verstärken und die jungen indonesischen Redemptoristen zunächst mit der Situation hierzulande vertraut machen. Dafür gab es in den vergangenen zwei Wochen unterschiedliche Gelegenheiten. Besuche der Bauernhöfe Steinmann und Strangemann, der Obstbrennerei Böckenhoff sowie der Sekundarschule halfen den Gästen, sich ein Bild vom Leben in Kirchhellen zu machen. Willy und Erwyn haben es genossen: „Sehr herzlich und freundlich sind wir aufgenommen worden. Das landwirtschaftliche System hier ist völlig anders als bei uns. Wir sind lange nicht so technologisch ausgestattet. Da wird noch viel mit den Händen gearbeitet.“
 

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Pater Willy lernte mit 15 Studenten das Leben in Kirchhellen kennen.
Foto: Gundis Jansen-Garz

Auch das Schulsystem war eine neue Erfahrung: „Die Besuche helfen uns, zu reflektieren und Ideen zu finden, wie wir bei uns Veränderungen angehen können“, sagt Pater Francis, der bereits seit längerem in Kirchhellen lebt und arbeitet. Weitere Aktivitäten waren eine Planwagentour mit Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder, ein Besuch des Kindergartens St. Johannes sowie ein Treffen mit Oberbürgermeister Bernd Tischler. Dabei ging es auch um die Fragen nach den Strukturen der Kirche in Bottrop und der politischen und kulturellen Entwicklung. Interessant für Willy und Erwyn sind die Unterschiede hinsichtlich der Religion. „In Deutschland kann man sich aussuchen, ob man einer Religion angehören möchte oder nicht – in Indonesien ist die Religionszugehörigkeit gesetzliche Pflicht. Es gibt auch in unserer Heimat jeden Sonntag eine Messe, die ist aber viel temperamentvoller und gleicht einem Fest. Es wird auch mal spontan getanzt. Religion spielt in der indonesischen Bevölkerung eine wichtige Rolle, darum sind die Kirchen bei den Messen immer voll.“ Ganz besonders irritiert hat es, dass so wenig Kinder bei uns zu sehen sind. „Die Deutschen brauchen mehr Kinder!“, lautet dann auch das Fazit der beiden Patres, denn: „Wer Kinder hat, hat auch mehr Freunde um sich herum.“ Da haben sie wohl recht... gj

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