Eine Frage des Geschmacks

Die neuen Near-Water-Getränke können das Mineralwasser nicht ersetzen

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Ein natürliches Mineralwasser beinhaltet oft mehr an lebenswichtigen Mineralien als die neuen Near-Water-Getränke.

Eine Welle neuer Wellness-Getränke schwappt in die Läden. Zart gefärbte Tafelwässer, angereichert mit exotisch anmutenden Pflanzen- und Heilkräuteraromen locken als "harmonisierende" und "belebende" Erfrischungsgetränke im Verkaufsregal - mit einem Preisaufschlag versteht sich.

Doch was wie ein verfeinertes Mineralwasser aus dem Gesundbrunnen daherkommt, ist häufig ein mit Zusatzstoffen aufgepepptes Trinkwasser. Unterm Strich: teuer, überflüssig und längst nicht kalorienarm.  Die Verbraucherzentrale NRW rät, vor dem Griff zu den speziellen Wellness-Wässern einen Blick auf deren Preis und Zutaten zu werfen: Folgende Hinweise sollen helfen, den wa(h)ren Wert der - in Fachkreisen als Near-Water-Getränke bezeichneten -  Durstlöscher besser einordnen zu können:

· Farbe, Extrakte und Aromen: Mit zart rosa Färbung oder einem leichten Grünstich bzw. leicht gelb getönt machen Near-Water-Getränke auf sich aufmerksam. Exotische Pflanzenextrakte und Heilkräuter - etwa Zitronengras, Ingwer, Guarana, Grün-Tee, Aloe vera, Sanddorn, Holunderblüte oder Apfelessig - so lauten die werbewirksamen Zutaten, die wellness-orientierten Kunden auf der Flasche ins Auge springen, um sie auf den Geschmack zu bringen. Die zugesetzten Mengen sind jedoch meist nur minimal und in ihrer Wirkung nicht messbar. Der fruchtige Geschmack nach Orange, Limette, Pfirsich oder Zitronengras wird überwiegend mit Hilfe von Aromen erzeugt.

· Tricks mit Süße und Vitaminen: Die meisten Near-Water-Getränke sind mit Fruktose (Fruchtsüße) angereichert - aus gutem Grund: Mit diesem Süßmacher oder der Beigabe bestimmter Vitamine können Produkte als Diätgetränk für Diabetiker deklariert und pfandfrei angeboten werden. Fruktose ist als Süßungsmittel für Getränke jedoch umstritten, da der Stoff möglicherweise Übergewicht stärker fördert als andere Zucker.

· Achtung - nicht kalorienfrei: Im Schnitt beträgt der Kaloriengehalt der meisten Wellness-Wässer zwischen 130 und 250 Kilokalorien pro Liter - einige liegen mit 290 kcal noch darüber. Jedoch nur Getränke bis zu 200 kcal pro Liter gelten noch als kalorienarm.

· Willkürlicher Vitamin-Mix: Den speziellen Durstlöschern werden hauptsächlich B-Vitamine wie Vitamin B6, Folsäure, Biotin oder Vitamin B12 als Nährstoffe zugesetzt. Dieser Gruppe der B-Vitamine wird allgemein eine positive Wirkung für Nerven und Schönheit nachgesagt. Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist diese Beigabe von Vitaminen nicht notwendig.

· Near-Water nicht mit Mineralwasser verwechseln: Mineralwässer versorgen den Körper zu einem erheblichen Teil mit Mineralstoffen wie Calcium oder Magnesium. Die meisten Near-Water-Getränke werden jedoch aus normalem, teilweise mit Kohlensäure versetztem Trinkwasser - ohne elementar wichtige Mineralstoffe - hergestellt. Auch wenn diese Getränke einen natürlichen Heil- und Gesundheitseffekt suggerieren, kommen viele von ihnen nicht ohne Konservierungs- oder Antioxidationsmittel aus.

· Tipps zum Kauf: Wer Near-Water-Getränke kaufen will, sollte darauf achten, dass sie auf der Basis von Mineralwässern hergestellt sind und nicht ausschließlich Aromastoffe, sondern auch richtige Saftanteile enthalten. Wer auf seine Figur und Gesundheit bedacht ist, sollte den Kalorien- und Zuckergehalt sowie die Zutatenliste auf der Flasche studieren. Produkte in Mehrwegflaschen sind ökologisch eher zu empfehlen als Einweg-Varianten. Die aufgepeppten Wellness-Wässer kosten zwischen 40 Cent und 2 Euro pro Liter und sind somit deutlich teurer als Mineralwässer.

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