Dazu zeigte die IHK Nord Westfalen mit Sebastian van Deel und Dr. Eckhard Göske anhand
des Elix 2024 – dem Stimmungsbarometer der Emscher-Lippe-Region –, dass die
Unternehmen die derzeitige wirtschaftliche Lage so pessimistisch wie zu Corona-Zeiten
einstuften. Zudem werden die derzeitigen Geschäftsaussichten ebenfalls eher skeptisch
betrachtet. „Wir befinden uns in einer ‚confidence crisis‘: Das Thema Zuversicht fehlt aktuell
überall“, sagt van Deel.
"Stimmung könnte besser sein"
Bürgermeisterin Bettina Weist zog am Ende der Runde das Fazit: „Die Stimmung könnte
besser sein. Es herrscht an vielen Stellen Unsicherheit! Es fehlt an Planbarkeit und
Kalkulierbarkeit, sei es aufgrund der Energiepreisentwicklung oder auch aufgrund der
steigenden Bürokratie. Der demografische Wandel tritt hinzu, Fach- und Arbeitskräfte werden
an vielen Stellen gesucht. Natürlich können wir im kleinen Gladbeck nicht alle Probleme
lösen, wir können aber hinhören, unsere Kanäle nach Düsseldorf und Berlin nutzen, auf
Probleme hinweisen und das, was wir tun können, leisten, um die Unternehmen vor Ort zu
unterstützen. Kommunale Nähe wird ja gemeinhin als Erfolgsfaktor gesehen – und das ist
auch unser Anspruch: Ansprechbar zu sein, zu vermitteln und pragmatische Lösungen zu
finden.“ Dies unterstrich auch Özcan Zopi, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung und
Liegenschaften: „Wir möchten als Wirtschaftsförderung als Kümmerer und erster
Ansprechpartner der Unternehmen wahrgenommen werden.“ Besonders bei der Rekrutierung
von Arbeitskräften könne die Stadt unterstützen, hat hier bereits gute Kontakte in Schulen
und bietet Informationsangebote, wie Jobmessen, an. Auch arbeitet die Verwaltung jeden
Tag daran, Gladbeck lebens- und liebenswert zu gestalten. „Es geht ja nicht nur darum, junge
Menschen für eine Ausbildung im industriellen Sektor zu begeistern. Wir wollen in unserer
Stadt eine Atmosphäre pflegen, in der sich alle Menschen, egal welcher Herkunft, wohl und
willkommen fühlen. Dass wir mit Blick auf ausländische Arbeits- und Fachkräfte das Miteinander in unserer Stadt gut organisieren und eine hohe Lebensqualität bieten, sind
wichtige Standortfaktoren“, so die Bürgermeisterin.
Auch die Vorstandsvorsitzenden zweier Banken lieferten wertvollen Input: Ingo Abrahams,
Volksbank Ruhr Mitte, und Marcus Steiner, Sparkasse Gladbeck, unterstrichen, dass es
weiterhin ein moderates Wachstum gäbe, wobei die aktuelle Zinsstruktur helfe. Dennoch sei
vor allem die Zahl der Insolvenzen in den letzten Jahren gestiegen, auch spüren die Banken
eine Zurückhaltung bei den Investitionen. Grund ist die allgemeine Unsicherheit. Wenn Geld
vorhanden ist, werde dies geparkt statt investiert. Auch im Privatkundenbereich sind die
Konsumausgaben deutlich zurückgegangen. Potenziale für Investitionen liegen nach wie vor
im Bereich der energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden.
Auch in Zukunft im Gespräch bleiben
In der Runde der Unternehmensverantwortlichen waren sich die Anwesenden einig über die Herausforderungen: Steigende Energiepreise und Lohnkosten, weltweiter Wettbewerb,
Hürden durch zunehmende Bürokratie, Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel sowie ein
Vertrauensverlust in die Europa- und Bundespolitik waren die zentralen Probleme, mit denen
sich Unternehmen konfrontiert sehen.
Dennoch betonte Stadtbaurat und Erster Beigeordneter Dr. Volker Kreuzer, dass die Stadt an
den Stellschrauben vor Ort drehen könnte und vor allem der Ausbau der B224 zur A52 mit
dem Projekt „37°Grad Nordost“ für die Zukunft große städtebauliche Chancen biete.
Die Runde des ersten „Wirtschaftsgipfels“ will auch in Zukunft im Gespräch bleiben. Ein
mögliches erstes Projekt im Bereich des Standortmarketings könnte eine gemeinsame
Imagekampagne von Unternehmen, IHK und Stadt für Arbeitsplätze im Industriesektor sein.