Gladbeck
Foto: Nicole Gruschinski

Gemeinsam ans Meer

Acht Pflegeheimbewohner der beiden Caritashäuser reisen für fünf Tage nach Zandvoort - Ermöglicht wird die Reise durch Spenden und jede Menge Engagement

Gladbeck -

Ein Urlaub kann ein Tapetenwechsel sein – oder eine Reise zu sich selbst. Er kann laut oder leise, nah oder fern, geplant oder spontan sein. Wer erinnert sich nicht an Urlaube in der Kindheit am Meer? Meeresrauschen, Sandburgen bauen, der Duft nach Sonnencreme und vieles mehr, auch im Erwachsenenalter ist das Erholung vom Alltag. Doch für die Bewohner von Seniorenheimen rücken Urlaube und damit der Geruch des Meeres oft in weiter Ferne. Zeit, das zu ändern, dachte man sich nun bei der Gladbecker Caritas.

Vom 15. bis zum 19. September erleben acht Bewohnerinnen der Pflegeeinrichtungen St. Altfrid und Johannes-van-Acken-Haus eine ganz besondere Auszeit: Gemeinsam geht es nach Zandvoort in den Niederlanden – ans Meer, in die frische Luft, und vor allem in eine Zeit voller Gemeinschaft und Freude.

Spenden ermöglichten die Reise

Ermöglicht wurde diese Reise durch die großzügige Unterstützung der Gemeinden St. Josef, Heilig Kreuz und St. Johannes sowie dem Verein Smile e.V. „Wir freuen uns total, dass diese Reise stattfinden kann“, sagt Gabriele Buchholz vom Caritasverband Gladbeck, die die Idee Anfang letzten Jahres ins Leben rief. Die Resonanz war überwältigend: Einrichtungsleiter, Abteilungsleiter, Pflegedienstleitungen und Mitarbeitende waren sofort begeistert und engagierten sich mit viel Herzblut für die Umsetzung.

Die Planung einer solchen Reise mit Pflegeheimbewohnern stellte das Team vor besondere Herausforderungen. In kleinen Arbeitsgruppen wurde intensiv überlegt, wie die Reise sicher, angenehm und für alle Teilnehmenden bereichernd gestaltet werden kann. Von barrierefreien Unterkünften bis zur medizinischen Versorgung – jedes Detail wurde mit großer Sorgfalt bedacht.

Am heutigen Montag beginnt für acht Bewohnerinnen der Einrichtungen St. Altfrid und Johannes-van-Acken-Haus eine ganz besondere Reise: Mit einem Bus, einem Anhänger und einem vollgepackten VW-Bus – beladen mit Rollstühlen, Rollatoren, Inkontinenzmaterial und Lebensmitteln – geht es nach Zandvoort ans Meer.

Sehnsucht nach dem Meer

„Anfangs gab es durchaus etwas Unruhe“, berichtet Gabriele Buchholz vom Caritasverband Gladbeck. „Warum ans Meer, und warum so weit?“ Doch viele der Bewohner haben eine persönliche Verbindung zur Küste – Erinnerungen an frühere Urlaube und der Wunsch, noch einmal das Meer zu sehen. Aussagen wie „Ich möchte gerne mal wieder ans Meer“ machten schnell deutlich, wie groß die Sehnsucht war.

Untergebracht wird die Reisegruppe im Center Parcs Zandvoort – eine Unterkunft, die sich bereits in einer Gelsenkirchener Einrichtung bewährt hat. Barrierefreiheit war dabei ein zentrales Kriterium, denn sie ist Voraussetzung für einen gelungenen Urlaub mit pflegebedürftigen Menschen. „In den Niederlanden bedeutet barrierefrei oft etwas anderes als bei uns“, erklärt Buchholz. Deshalb wurden im Vorfeld Vortouren durchgeführt, bei denen Mitarbeitende und Haustechniker die Gegebenheiten vor Ort genau unter die Lupe nahmen.

Auch die Auswahl der Teilnehmenden erfolgte mit Bedacht. „Eine gewisse Mobilität muss vorhanden sein“, betont Martin de Bruin, Einrichtungsleiter im Johannes-van-Acken-Haus. So war es notwendig, dass die Bewohner mit dem Rollator das Bad erreichen und sich selbstständig auf die Toilette setzen können.

Aus beiden Häusern reisen jeweils vier Bewohner mit – begleitet von ebenso vielen Pflegekräften, um eine Eins-zu-eins-Betreuung sicherzustellen. Zusätzlich unterstützt eine ehrenamtliche Mitarbeiterin die Gruppe und sorgt für das leibliche Wohl. Der Strand ist fußläufig erreichbar, allerdings mit leichtem Anstieg – daher sind für alle Teilnehmenden Rollator und Rollstuhl vorgesehen, unabhängig vom individuellen Bedarf im Alltag.

Die Bewohner leisten einen kleinen Eigenanteil zur Reise. „Ganz umsonst gibt’s den Urlaub nicht“, sagt Buchholz augenzwinkernd. Sollte jemand diesen Betrag nicht aufbringen können, wird er über das Spendenkontingent übernommen – niemand soll aus finanziellen Gründen ausgeschlossen werden.

Hemmschwelle vor dem Neuen

Eine unerwartete Herausforderung war die hohe Hemmschwelle, die viele Bewohner zunächst hatten: „Aus dem geschützten Rahmen der Einrichtung heraus, Koffer packen – natürlich mit Hilfe – und dann in eine neue Umgebung mit neuen Menschen, das war schwieriger als gedacht“, so Buchholz. Doch inzwischen haben sich genug reiselustige Teilnehmer gefunden. Die Hoffnung ist groß, dass diese erste Reise die Tür für weitere öffnet und Ängste abbaut.

Während die Bewohner anfangs zögerten, zeigten sich die Angehörigen von Beginn an offen. Eine Informationsveranstaltung im Vorfeld sorgte für Transparenz und Vertrauen. Die Mitarbeitenden begleiten die Reise mit viel Engagement, Freude und Einsatz – denn die Betreuung erfolgt rund um die Uhr.

Ein besonderer Dank gilt Haustechniker Peter Weisflog: „Ohne unsere Haustechnik wäre vieles gar nicht möglich“, betont Buchholz. So wurde im Vorfeld an alles gedacht – von funkgesteuerten Nachtklingeln („Seni-Phon“) über Checklisten für medizinische Notfälle bis hin zur Mitnahme von Sauerstoffflaschen, Medikamenten und Lebensmitteln. In einigen Tagen werden die Mitarbeiter und Bewohner von ihrem Urlaub berichten.

Diese Reise zeigt, was möglich ist, wenn Herz, Planung und Teamgeist zusammenkommen

 

Zurück

Nicole Gruschinski

Nicole Gruschinski

n.gruschinski@aureus.de

Diesen Artikel teilen