Gladbeck
Foto : Sabine van Erp auf Pixabay

In Würde leben und sterben

Der Hospiz-Verein in Gladbeck begleiten Sterbende und ihre Angehörigen durch die schwere Zeit

Gladbeck -

„Sie sind wichtig, weil Sie eben Sie sind. Sie sind uns bis zum letzten Augenblick Ihres Lebens wichtig, und wir werden alles tun, damit Sie nicht nur in Frieden sterben, sondern auch bis zuletzt leben können“. Mit dieser Aussage von Cicely Saunders, der Gründerin des ersten modernen Hospizes in London (1967) werden Besucher der Internetseite des Hospiz-Vereins Gladbeck begrüßt.

Genau dieser Leitspruch ist das, was die überwiegend ehrenamtlichen Mitarbeiter des Hospiz-Verein Gladbeck für schwerstkranke Menschen bieten möchten. Der Verein in Gladbeck besteht mittlerweile seit 25 Jahren. „Wir begleiten schwerstkranke und sterbende Menschen, sowie ganz wichtig, ihre Angehörigen, in der Lebendphase, in der sie gerade sind“, so Beate Letzel, Koordinatorin des Hospiz-Verein, „und das kann ganz viel und bunt sein. Gespräche, Unterhaltungen, noch einmal durch den Garten fahren, ein Stadtbesuch, dass wir versuchen noch Wünsche zu erfüllen. Kontakt mit Angehörigen, aber auch Glaubensfragen, Spiritualität.  Fragen, was passiert danach?  Was hinterlasse ich? Bis hin zum Schluss in der Stille da sein“.  Zudem gibt der Verein Unterstützung bei Informationen über Vorsorgemöglichkeiten, wie Patientenverfügungen oder bei der Suche, nach palliativer-medizinischer und pflegerischer Unterstützung.

Lebenszeit bestmöglich nutzen

Oft braucht aber nicht der Schwerkranke, sondern die Angehörigen Unterstützung. Gerade in der heutigen Zeit, da die Fürsorglichkeit in den Krankenhäusern in den letzten Jahren immer weniger geworden ist. Das Pflegepersonal ist zeitlich kaum noch in der Lage, sich um sterbende Menschen und ihre Angehörigen zu kümmern. „Die Sensibilität, die Ethik, so eine besondere Achtsamkeit, die geht da echt verloren“, so Beate Letzel. Die gelernte Krankenschwester, die viele Jahre im St. Barbara Hospital auf der Intensivstation beschäftigt war, weiß aus eigener Erfahrung, wovon sie spricht.  In Krankenhäusern mit Palliativstation herrscht dagegen immer eine andere Haltung, weil Ärzte und Pflegepersonal, um die Thematik wissen. Oft belasten Behandlungen wie Chemotherapie und Bestrahlung mehr, als das es nützt. Doch das müssen Ärzte sensibel und pietätvoll vermitteln. Dann ist das Ziel, den Menschen die kurze Zeit die ihnen bleibt, mit der Palliativmedizin und psychosomatischer Begleitung so angenehm wie möglich zu gestalten.

Im eigenen Umfeld sterben

Doch die meisten Menschen möchten gerne zuhause sterben. Das unterstützt der Hospiz-Verein, gemeinsam mit anderen Diensten, um diesen Wunsch von Sterbenden und Angehörigen in Erfüllung gehen zu lassen. Zudem begleitet der Verein die Menschen in Pflegeeinrichtungen und im Krankenhaus.

Auch eine gute Öffentlichkeitsarbeit ist für den Verein wichtig. Denn viele Menschen sind über ihre Rechte nicht richtig informiert. „Vom Hospiz- und Palliativgesetz hören viele Menschen in den Beratungen zum ersten Mal“, so Beate Letzel. Jeden Samstag steht vor dem Verein auf der Horster Straße 8 ein Informationstisch, an dem die ehrenamtlichen Mitarbeiter über die Arbeit des Vereins informieren und bekommt dort regen Zulauf.

Netzwerkarbeit

Zudem ist die Netzwerkarbeit ist enorm wichtig. Da es in Gladbeck keine Palliativmedizin gibt, arbeitet der Hospizverein mit Gelsenkirchen und Bottrop zusammen. Vor einigen Jahren wurde bereits ein „runder Tisch“, gegründet und im Arbeitskreis für die Gladbecker Bürger eine gute Palliativversorgung  erarbeitet, um auch Menschen mit Schmerzen, Unruhe und Luftnot, bestmöglich zuhause zu versorgen. Eine Kooperation mit dem St. Barbara-Hospital wurde mittlerweile unterzeichnet, um  auch dort für die Patienten, deren Angehörigen und den Mitarbeitern eine gute Anlaufstelle für die Begleitung in der letzten Lebensphase zu sein. Fortbildungen für das Personal im Krankenhaus zu diesem sensiblen Thema sind in Planung.

Zulauf während Corona

Viele ehrenamtliche Vereine hatten während Corona viele Mitarbeitende verloren. Doch beim Hospiz-Verein konnte man genau das Gegenteil erleben. So sind mittlerweile 140 Mitglieder registriert und 40 von ihnen arbeiten aktiv und vielfältig in der Sterbebegleitung. Diese werden im Vorfeld geschult und erhalten regelmäßige Fortbildungen. Mitgliederversammlungen werden mit Themen veranstaltet, aktuell unter anderem zum Thema §217, Beihilfe zum assistierten Suizid. Dazu erarbeitet eine Arbeitsgruppe, wie man in Gladbeck mit dem Thema umgeht. Aktuell gibt es noch keine Anfragen dahingehend, „aber in einigen Vereinen ist es schon dazu gekommen und daher sollten wir eine Haltung dazu erarbeiten. Wie gehen wir damit um?“, so Beate Letzel.

Finanziert wird der Verein durch Spenden und durch Förderung der Begleitungen durch die Krankenkassen.

Wer Hilfe für sich oder Angehörige benötigt, kann sich jederzeit an den Hospiz-Verein wenden:

Hospiz – Verein Gladbeck e.V.

Horster Str. 8

45964 Gladbeck

02043/9871355

 

Spenden an: Stadtsparkasse Gladbeck

IBAN: DE85-4245 0040 0000 0684 11

BIG: WELADED 1 GLA

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Nicole Gruschinski

Nicole Gruschinski

n.gruschinski@aureus.de

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