Heinz Enxing wurde am 5. Mai 1936 in seinem Elternhaus an der heutigen Voßstraße geboren. Nicht im gleichen Haus, aber immer noch auf der Voßstraße wohnt er bis heute mit seiner Ehefrau Hedwig. Als Kind überlebte er nur mit Glück einen der schwersten Bombenangriffe des Krieges. Aufgewachsen in den Trümmern seiner Heimatstadt war dies wohl mit ein Grund, sich später intensiv für seine Heimat einzusetzen. Der engagierte Endachtziger ist Vater von drei Söhnen und einer Pflegetochter. Seine Söhne sind teilweise politisch in der CDU aktiv, ebenso wie Ehefrau Hedwig, ehemalige Ratsfrau der Stadt Gladbeck, mit der er in einigen Wochen die „Eiserne Hochzeit“, also 65 Jahre, feiert. Seine 91-jährige Ehefrau hat übrigens die Erlebnisse ihrer Kindheit aufgeschrieben. Aufgewachsen ist sie auf einem Kotten an der Grenze zu Scholven mit Hausschlachtung, neun Geschwistern und ohne Waschmaschine während der Kriegs- und Nachkriegszeit. 35 Exemplare wurden davon gedruckt und in der Familie verteilt. Ein Exemplar davon ist zudem im Gladbecker Stadtarchiv zu finden. „Das ist sehr gelungen geworden“, sagt Enxing nicht ohne Stolz in der Stimme.
Lehrer als Quereinstieg
Nach seinem Realschulabschluss im Jahr 1954 begann er zunächst eine Tätigkeit als Bergmann, zunächst auf Zweckel/Scholven, später in Polsum. 15 Jahre lang arbeitete er im Bergbau und brachte es bis zum Steiger. 1968, als die ersten Zechen schlossen, orientierte er sich aus eigener Initiative neu und nahm ein Angebot des Landes wahr, als Quereinsteiger ins Schulwesen zu wechseln. Er wurde Grundschullehrer an der Josefschule in Rentfort, wo er bis zu seiner Pensionierung 1999 blieb. Ein strenger Lehrer, der aber stets gut aufgelegt und immer für einen Witz zu haben ist.
Schon früh hat er sich für seine Heimat interessiert und für deren Geschichte. 1966 trat er dem Verein für Orts- und Heimatkunde bei, als das jüngste Mitglied damals, in einer Zeit, als es im 1911 gegründeten kriselte und nur noch zwölf Mitglieder verblieben waren. Er trat sofort dem Vorstand bei und wurde Wanderwart. Um 1993 übernahm er den Vorsitz und das fast 20 Jahre. Die neue Führung belebte den Verein und leitete eine Neuausrichtung ein – mit Erfolg: Die Zahl der Veranstaltungsangebote und damit auch der Mitglieder stieg kontinuierlich auf heute fast 700. Die Einrichtung des Baumlehrpfades in der Innenstadt, das Gladbeck-Relief vor der St. Lambertikirche und die Anschaffung von Legendenschildern, die die Straßennamen erklären sind Aktionen aus dieser Zeit. Unter seiner Leitung wurde der Verein ein bedeutender und geachteter Partner für Bürger und offizielle Institutionen gleichermaßen. "Mittlerweile zählt der Verein bis zu 1000 Mitglieder“, betont Enxing nicht ohne Stolz. Aber auch im hohen Alter von fast 90 Jahren macht Heinz Enxing immer noch Führungen. Nicht mehr so weit und oft mit Fahrrad als Unterstützung, aber immer noch vorne weg. Zudem war er ab 2002 lange Jahre zuständig für die vom Verkehrsverein Gladbeck e.V. herausgegebene Zeitung „Gladbeck unsere Stadt“.
Über viele Jahre hinweg widmete er sich noch einer weiteren Leidenschaft. Seit 1954 verkörperte er in der närrischen Zeit den „Trötemann“, mit dem er vor allem beim St.-Johannes-Karneval auftrat. Dass Enxing zudem ein Liebhaber des Plattdeutschen ist, zeigt er immer wieder, wenn er „Dönekes“ erzählt, aber auch beim alljährlichen Pannkaukenessen.
Mit der Geschichte Gladbecks bestens vertraut
Überhaupt gibt es kaum eine Frage zur Geschichte von Gladbeck, auf die der Zweckeler keine Antwort kennt oder zumindest einen Hinweis geben kann, wo entsprechende Informationen zu finden sind. Der ehemalige Lehrer gilt als eine Art wandelndes Lexikon Ortsgeschichte. Nicht umsonst wird er in Gladbeck respektvoll „Mister Heimat“ genannt. Egal ob interessante Anekdoten zur Geschichte des Hauses Wittringen oder zu Hintergründen Gladbecker Straßennamen und ihres Ursprungs, der passionierte Radler weiß zu allem direkt etwas zu erzählen. Wussten sie, dass es in Gladbeck eine Straße gibt, die im Laufe der Jahrzehnte nicht nur einmal ihren Namen geändert hat? Aber sein Geschichtswissen endet nicht an der Stadtgrenze. Auch zur Geschichte Feldhausens weiß er jegliche Details. Oder wüssten sie, warum man in den Keller von Schloss Beck nur drei Stufen hinunter, aber ins Erdgeschoss einige Stufen hinauf steigen muss? Nein? Na dann fragen sie bei Gelegenheit Heinz Enxing.
Übrigens ist die Antwort auf die Gladbecker Straße Konrad-Adenauer-Allee. Die hieß im Laufe der Jahre nacheinander: Krusestraße (damals nur ein kurzes Stück) – Verbandstraße – Straße der SA – Vestische Straße – Konrad-Adenauer-Allee. Spannend oder?
