In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war die Bekleidungsindustrie einer der wichtigsten
Arbeitgeber für Frauen. Unmittelbar nach Kriegsende hatten sich in fast allen Städten des
Kreises Recklinghausen und in Gelsenkirchen Textilbetriebe und Bekleidungsunternehmen
angesiedelt. Auf dem Höhepunkt der Konjunktur in dieser Branche waren mehrere Tausend
Menschen dort beschäftigt, davon ca. 80% Frauen.
"vergessene Frauenarbeitsplätze"
Die Geschichte dieser Industrie und ihre Bedeutung als Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte
für Mädchen und Frauen im nördlichen Ruhrgebiet wurden bisher kaum aufgearbeitet. Man
könnte auch von „vergessenen Frauenarbeitsplätzen“ sprechen. Der Arbeitskreis
Recklinghäuser Frauengeschichte untersucht seit mehr als 10 Jahren die Lebens- und
Arbeitserfahrungen von Frauen im nördlichen Ruhrgebiet. In den letzten Jahren standen vor
allen Dingen die Bekleidungsindustrie in Recklinghausen und die dort arbeitenden Frauen im
Mittelpunkt des Interesses. Herausgekommen ist eine Ausstellung mit vielen Geschichten zu
einem wichtigen Arbeitsbereich von Frauen in der Nachkriegszeit.
Firma Buschfort
Erweitert wird diese Ausstellung um die Geschichte und die Geschichten rund um die
Gladbecker Firma Heinrich Buschfort. In den Zeiten des Wirtschaftswunders und
Strukturwandels war das Bekleidungsunternehmen, das 1948 gegründet wurde und bis zu
800 Menschen beschäftigte, ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Stadt Gladbeck. Nach
dem Konkurs der Firma 1975 wurde das Unternehmen bei Verkleinerung der Produktion und
Konzentration auf den Stammsitz, zuletzt als Einzelhandelsgeschäft, bis 2008 weitergeführt.
In Recklinghausen wie in Gladbeck ist es gelungen, Zeitzeuginnen zu finden, die in den
Bekleidungsfabriken gearbeitet haben und z.T. dort auch ausgebildet worden sind. Einige von
ihnen haben unmittelbar in der Nachkriegszeit dort gearbeitet, andere waren bis in die
1990er Jahre dort tätig. Die Ergebnisse der Gespräche mit den Frauen werden durch Dokumente, wie IHK-Zertifikate, Zeugnisse, Fotos und andere Exponate rund im die
Bekleidungsindustrie ergänzt.
Würdigung der Lebensleistung
Ziel dieser Ausstellung ist es, ein bisher nur selten erzähltes Kapitel der regionalen Geschichte
in Erinnerung zu rufen. Darüber hinaus soll es eine Würdigung der Lebensleistung der in der
Bekleidungsindustrie beschäftigten Menschen, insbesondere der Frauen, sein.
Termine für öffentliche Führungen und weitere begleitende Angebote werden auf der
Museumshomepage, in den sozialen Medien sowie in der Tagespresse bekannt gegeben.