Gladbeck
Gabriele Kraft arbeitete als Industrienäherin bei der Gladbecker Firma Buschfort, 1976.Foto: Gabriele Kraft

Von Schnittmustern, Nähmaschinen und Plätteisen

Neue Sonderausstellung im Museum widmet den Frauen in der Bekleidungsindustrie - nach dem Zweiten Weltkrieg einer der wichtigsten Arbeitgeber

Gladbeck -

Noch immer ist das Ruhrgebiet stark von traditionellen Geschlechterrollen und männlich dominierenden Strukturen geprägt. Die Erzählungen über Bergbau und Stahlindustrie sind in  erster Linie Geschichten über harte Arbeit und technischen Fortschritt. Frauen kommen darin kaum vor. An welchen Orten im Ruhrgebiet haben sie gearbeitet und welche Geschichten  können wir über sie erzählen? In seiner neuen Sonderausstellung widmet sich das Museum der Stadt Gladbeck, Burgstraße 64, ab dem 12. Oktober den Frauen und ihrer Arbeit in der  Bekleidungsindustrie im Kreis Recklinghausen.  

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war die Bekleidungsindustrie einer der wichtigsten
Arbeitgeber für Frauen. Unmittelbar nach Kriegsende hatten sich in fast allen Städten des
Kreises Recklinghausen und in Gelsenkirchen Textilbetriebe und Bekleidungsunternehmen
angesiedelt. Auf dem Höhepunkt der Konjunktur in dieser Branche waren mehrere Tausend
Menschen dort beschäftigt, davon ca. 80% Frauen.  

"vergessene Frauenarbeitsplätze"

Die Geschichte dieser Industrie und ihre Bedeutung als Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte
für Mädchen und Frauen im nördlichen Ruhrgebiet wurden bisher kaum aufgearbeitet. Man
könnte auch von „vergessenen Frauenarbeitsplätzen“ sprechen. Der Arbeitskreis
Recklinghäuser Frauengeschichte untersucht seit mehr als 10 Jahren die Lebens- und
Arbeitserfahrungen von Frauen im nördlichen Ruhrgebiet. In den letzten Jahren standen vor
allen Dingen die Bekleidungsindustrie in Recklinghausen und die dort arbeitenden Frauen im
Mittelpunkt des Interesses. Herausgekommen ist eine Ausstellung mit vielen Geschichten zu
einem wichtigen Arbeitsbereich von Frauen in der Nachkriegszeit.  

Firma Buschfort

Erweitert wird diese Ausstellung um die Geschichte und die Geschichten rund um die
Gladbecker Firma Heinrich Buschfort. In den Zeiten des Wirtschaftswunders und
Strukturwandels war das Bekleidungsunternehmen, das 1948 gegründet wurde und bis zu
800 Menschen beschäftigte, ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Stadt Gladbeck. Nach
dem Konkurs der Firma 1975 wurde das Unternehmen bei Verkleinerung der Produktion und
Konzentration auf den Stammsitz, zuletzt als Einzelhandelsgeschäft, bis 2008 weitergeführt.  

In Recklinghausen wie in Gladbeck ist es gelungen, Zeitzeuginnen zu finden, die in den
Bekleidungsfabriken gearbeitet haben und z.T. dort auch ausgebildet worden sind. Einige von
ihnen haben unmittelbar in der Nachkriegszeit dort gearbeitet, andere waren bis in die
1990er Jahre dort tätig. Die Ergebnisse der Gespräche mit den Frauen werden durch Dokumente, wie IHK-Zertifikate, Zeugnisse, Fotos und andere Exponate rund im die
Bekleidungsindustrie ergänzt.  

Würdigung der Lebensleistung

Ziel dieser Ausstellung ist es, ein bisher nur selten erzähltes Kapitel der regionalen Geschichte
in Erinnerung zu rufen. Darüber hinaus soll es eine Würdigung der Lebensleistung der in der
Bekleidungsindustrie beschäftigten Menschen, insbesondere der Frauen, sein.  

Termine für öffentliche Führungen und weitere begleitende Angebote werden auf der
Museumshomepage, in den sozialen Medien sowie in der Tagespresse bekannt gegeben.

Quelle: Stadt Gladbeck

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