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Hilfsangebote für Wohnungslose in Schermbeck

Neues Konzept für Schermbeck, um Betroffene wieder in Tagesstruktur zu bringen

Schermbeck - Die Caritas möchte gemeinsam mit der Verwaltung mit einem neuen Angebot Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen in Schermbeck erreichen.

Mit einer neuen Info-Karte, die ab jetzt an verschiedenen zentralen Punkten in Schermbeck wie dem Rathaus, aber auch an anderen informellen Punkten wie Geschäften, Kiosken oder Campingplätzen ausgelegt wird, möchten Caritas und Gemeinde auf die vielfältigen Hilfsangebote aufmerksam machen. Ziel ist es, mit diesem unkomplizierten, niederschwelligen Angebot Betroffene, potenziell Betroffene oder Angehörige und Freunde einzuladen, die verschiedenen Hilfsangebote der Caritas wahrzunehmen.

Wohnungslosigkeit ist in der Regel die Spitze eines Eisbergs der sich durch Schicksalsschläge, Sucht- oder psychische Erkrankungen, Trennung, Überschuldung oder den Verlust der Arbeit angehäuft hat – auch in Schermbeck, weiß Bürgermeister Mike Rexforth: „Hilfestellungen können wir als Verwaltung nicht geben“, sagt er und setzte sich deshalb mit dem Caritasverband in Verbindung und zusammen, um ein Konzept zu entwickeln. Dies wurde von Guido Busch, Fachbereichsleiter des Caritasverbandes für die Dekanate Dinslaken und Wesel, vorgestellt.

Der Verband hat ein ganzheitliches Angebot geschaffen – lädt Betroffene ein, den Weg der Resozialisierung mit entsprechender Hilfe zu gehen. Die Wohnungslosenhilfe bietet Hilfe bei allen Fragen zum Thema Geld, auf dem Weg zum Arzt, bietet Schutz vor der Kälte im Winter, bietet Hilfe bei der Wohnungssuche, bei Fragen rund um den Beruf, im Umgang mit Mitmenschen und bietet die Nutzung von Spinden für das persönliche Hab und Gut an.

Günter Mertesacker, Sozialarbeiter im Bereich Woh­nungslosenhilfe, ist in Schermbeck Ansprechpartner und einmal in der Woche für drei Stunden – donnerstags von 9 bis 12 Uhr – im Schermbecker Ecco-Hotel zu finden. Tobias Krause, Leiter der Flüchtlingshilfe im Ecco-Hotel, steht schon heute an fünf Tagen in der Woche auch obdachlosen Menschen oder solchen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind, mit Rat und Tat zur Seite. Wer von der Straße weg will, erhält hier gezielte Beratung und Unterstützung.
Günter Mertesacker kennt die Probleme der Wohnungslosen aus der Fachberatungsstelle in Wesel. Dort besuchten 15 bis 20 Personen täglich die Anlaufstelle mit Teestube und Dusche. Die Caritas-Mitarbeiter versuchten, den Menschen Struktur zu geben.
„Herzlich willkommen“, so steht es nicht nur auf den Karten die das Angebot der Wohnungslosenhilfe bewerben sollen, sondern auch als erste Wörter im neunseitigen Konzept, das die Caritas für Schermbeck erarbeitet hat. Einen ersten Fall, in dem die Caritas in Schermbeck ein betreutes Wohnen angeboten hat, gab es bereits. „Wir wollen eine Perspektive für einzelne Menschen schaffen“, sagt Busch: „Eine Wohnung oder ein Schlafsack sind uns nicht genug.“

Zuletzt konnte im vergangenen Sommer so einer Familie geholfen werden, die ihre Wohnung räumen musste. „Mit der Hilfe der Caritas leben sie nun wieder in geordneten Verhältnissen“, berichtet Mike Rexforth. Dennoch gibt es noch viele weitere Menschen, die ohne festen Wohnsitz leben müssen. „Wir haben 200 Menschen, die ihren Erstwohnsitz auf den Schermbecker Campingplätzen haben. Viele von ihnen lieben diese Art zu wohnen, doch darunter sind auch einige notleidende Menschen, die sich für diese kostengünstige Art des Wohnens entschieden haben“, weiß Bürgermeister Mike Rexforth. Seine Sorge: „Unbetreut dreht sich die Abwärtsspirale unaufhörlich weiter“.
Um die Menschen zu erreichen, werden nun großzügig die Infokarten in Postkartengröße ausgelegt. Zudem hoffen die Initiatoren auf Mund-zu-Mund Propaganda.
Die Arbeit der Caritas erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Schermbeck. Gemeinsam mit den Fachkräften der Gemeindeverwaltung werden individuelle Wege und Perspektiven vereinbart und umgesetzt.
Der Caritasverband im ehemaligen Ecco Hotel auf der Maassenstraße 1 bietet diese Fachberatung jeweils von Montag bis Donnerstag von 8 bis 16 Uhr und Freitag von 8 bis 13 Uhr an. ge/gj


Ende der 1990er Jahre entstand bei der Caritas ein Hilfesystem für Wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohten Personen. Im Mittelpunkt aller Hilfen steht der Mensch mit seinen besonderen sozialen Schwierigkeiten.
Die Dienste der Wohnungslosenhilfe des Caritas­verbandes für die Dekanate Dinslaken und Wesel arbeiten auf der Grundlage der §§ 67-69 SGB XII. Trotz einer Verbesserung des allgemeinen Wohnungsangebotes bleibt die Hilfe für diesen Personenkreis aktueller denn je.
Neben dem „klassischen“ Personenkreis nehmen immer mehr Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, Jugendliche unter 18 Jahren und Menschen mit Sucht­problemen diese Hilfen in Anspruch.
Die Caritas bietet Hilfen in akuten Krisensituationen sowie längerfristige Betreuung und Begleitung bei folgenden Themen:

• Hilfen zur Sicherstellung der finanziellen Existenzgrundlage,
• Angebote der Etatberatung und Kontoführung,
• Schuldenregulierung,
• Beratung und Durchsetzung von Rechtsansprüchen (Sozialhilfe, Rente, Grundsicherung, Mietrecht etc.),
• Begleitung und Unterstützung bei der Wohnraumbeschaffung und Erhaltung,
• Kontakt zu Vermietern,
• Unterstützung bei Verhandlungen mit Behörden und Energieunternehmen,
• Hilfe bei der Bearbeitung von persönlichen Lebensproblemen,
• Krisenintervention,
• Gesundheitsfragen,
• individuelle Hilfen,
• Vermittlung weitergehender Hilfsangebote, z. B. spezialisierte Beratungsangebote (Drogen-, Suchtberatung etc.), Gesundheitssystem (Krankenhäuser, Therapie, andere stationäre Einrichtungen etc.), Betreutes Wohnen etc.
• Allgemeine Sozialberatung

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