Kirchhellen
Foto: Valerie Misz

MGV Einigkeit: Ein Stück Kirchhellener Kulturgut

Eine Reise in die Vergangenheit des Kirchhellener Gesangsvereins „Einigkeit“ - Die Sänger halten sich mit ihrem Hobby jung

Kirchhellen -

Als „feuchtfröhlich“ wird die Geburtsstunde des Männergesangsvereins Einigkeit in einem Artikel zum 20. Jubiläum aus dem Jahr 1934 bezeichnet. „Wir waren natürlich nicht dabei. Können die Legende nur weitertragen“, sagt Sänger Manfred Philipps. Aber man erzählt sich, dass ein Gründungsmitglied an dem Abend eine Ziege aus seinem Stall holte, auf dem Bierfass platzierte und es „Bock-Bier“ nannte. Das war am 23. Juli 1914.

Nur wenige Tage später brach der Erste Weltkrieg aus. Schon nach dieser kurzen Zeitspanne fielen die ersten Sangesbrüder im Krieg. Auch der Zweite Weltkrieg machte keinen Halt vor ihnen. Aber der MGV Einigkeit wurde immer wieder belebt. Und hat nicht nur schwere Zeiten überstanden, sondern auch die schönen Dinge, die in den vergangenen 110 Jahren passiert sind, erlebt.

Ein Name mit Bedeutung

Bei einer kleinen Feier mit Freunden und ihren Frauen haben die 17 Sänger kürzlich an die „guten alten Zeiten“ gedacht. Manfred Philipps ist einer von ihnen. Er selbst ist schon seit mehr als 40 Jahren Mitglied des Vereins und war lange Zeit der Vorsitzende. „Wir haben damals gemeinsam mit einem Handwerker-Chor aus der DDR die Mauer kaputt gesungen“, verbildlicht er die Kraft, die auch der Name des Vereins, Einigkeit, mit sich bringt.

In seinen besten Zeiten hatte der Chor mehr als 80 Mitglieder. Heutzutage ist das kaum noch denkbar. Wie zahlreiche andere Chöre und Gesangsvereine auch, haben sie mit dem Nachwuchsproblem zu kämpfen. Aber die, die noch übrig sind, sind sich einig: „Solange es den MGV Einigkeit noch gibt, bleiben wir dabei.“

Das Foto zeigt die Mitglieder des MGV Einigkeit bei ihrem 40-jährigen Jubiläum im Jahr 1954. Foto: Privat

Zum 100-jährigen Geburtstag hat der Verein noch ein großes Konzert gegeben. Früher auch mal mit anderen Chören und Musikern zusammengearbeitet. Das sei heute nicht mehr möglich. Einmal wöchentlich treffen sie sich dennoch zur Probe im Bläsertreff am Brauhaus. „Das sind hier alle keine Profis“, erklärt Chorleiter Michael Drews.

Ob man Noten lesen kann oder Töne treffen, spiele erst einmal keine Rolle. „Wir lernen jedes Lied wochenlang, bis es dann gut klingt. Der Fortschritt motiviert die Herren auch, dabei zu bleiben.“ Dabei gehen sie auch mit der Zeit. Neben üblichen Volksliedern werden auch mal moderne Stücke von beispielsweise Peter Maffay, Freddy Quinn oder Udo Jürgens präsentiert.

Die Macht der Musik

„Ab und zu treten wir noch in Seniorenheimen auf“, erzählt Philipps. Besonders schön sei zu beobachten, wie Bewohner, die mit ihrem Gedächtnis zu kämpfen haben, plötzlich anfangen mitzusingen. „Dann erinnern sie sich auf einmal wieder an die Texte alter Volkslieder.“

„Singen hält jung“, sind sich die Männer einig, die teilweise schon auf ein Alter von 90 Jahren zugehen. Warum sie dem Verein so lange treu bleiben? Sie sind hier unter Gleichgesinnten, teilen eine Leidenschaft und erleben Gemeinschaft. Wer Lust hat, mitzumachen, kann jederzeit montags um 17 Uhr bei den Proben vorbeischauen.

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Valerie Misz

Valerie Misz

v.misz@aureus.de

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