Kirchhellen
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Ruhestands-Priester wird sexueller Missbrauch vorgeworfen

Der Vorfall soll sich 1984 im Jugendlager der Pfarrei St. Johannes zugetragen haben - Der mutmaßliche Täter ist von seelsorglichen Tätigkeiten entbunden

Kirchhellen -

Es sind erschütternde Nachrichten, die Pastor Christoph Potowski den Kirchengremien und seiner Gemeinde am Wochenende mitzuteilen hatte. Vor einigen Monaten kam eine Person auf ihn zu, die schwere Vorwürfe gegen einen Priester im Ruhestand erhoben hat, berichtet Potowski. Was sich ereignet haben soll, habe sich im Jugendlager der Pfarrei vor mehr als 40 Jahren zugetragen.

Pastor Potowski ging dann in Absprache mit dem mutmaßlichen Opfer den vorgeschriebenen Weg über das Bistum Münster und trug die Anschuldigungen vor. Das Bistum teilt mit, dass Bischof Dr. Felix Genn dem beschuldigten Priester am 30. Januar ausnahmslos alle priesterlichen und seelsorglichen Tätigkeiten untersagt.

Voruntersuchung eröffnet

Der Priester war im Januar 1984 zum Diakon geweiht worden. Dieses erste Jahr verbrachte er in der Gemeinde St. Johannes und begleitete das Jugendlager in das Sauerland. Dort soll sich das Vergehen ereignet haben. Ein Jahr später erhielt er die Priesterweihe.

Das Bistum gibt Auskunft zur beruflichen Historie des Beschuldigten: Er war nach der Weihe zunächst Kaplan in Sendenhorst St. Martin und ab 1989 Kaplan in Warendorf St. Josef. 1993 wurde er Pfarrer in Münster St. Margareta und 2004 zusätzlich Pfarrer in Münster St. Konrad. 2007 wurde er Pfarrer der fusionierten Pfarrei Münster St. Benedikt. Seit 2009 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand arbeitete er in der Gefängnisseelsorge der JVA Geldern (Pont).

Das Bistum Münster hat die Meldung an die zuständige Staatsanwaltschaft in Arnsberg weitergegeben und die kirchenrechtliche Voruntersuchung eröffnet. Alle Tätigkeiten im Rahmen der Kirche sind dem Beschuldigten untersagt. Da der Priester schon 2022 aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzt worden war, hatte er seitdem schon keinen besonderen seelsorglichen Auftrag mehr.

Schweigen brechen

„Ich finde es sehr wichtig, dass Betroffene über ihr Leid sprechen und hoffe, dass diese Meldung auch etwas lostritt und noch mehr Menschen den Mut gibt, sich zu öffnen“, kommentiert Pastor Christoph Potowski die Situation. „Ich weiß, dass andere Betroffene getriggert werden können, wenn sie von solchen Vorkommnissen lesen. Wenn irgendjemand das Bedürfnis hat, etwas zu melden, dann gibt es auf unserer Homepage www.stjk.de die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme. Wir als Seelsorgeteam stehen für Gesprächsangebote bereit, können aber auch gerne an Dritte verweisen, wenn nicht mit unserer Berufsgruppe gesprochen werden möchte.“ Er unterstreicht den in diesem Kontext so wichtigen Leitsatz: „Wer das Schweigen bricht, bricht die Macht der Täter.“

Am 13. Februar um 19.30 Uhr wird es im Pfarrheim einen Gemeindeabend geben, bei dem ebenfalls Dr. Stephan Kronenburg als Pressesprecher und Eva-Maria Kapteina als Interventionsbeauftragte des Bistums Münster anwesend sein werden, um Fragen zu beantworten und den Raum für persönliche Anliegen zu öffnen.

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Aileen Kurkowiak

Aileen Kurkowiak

aileen.kurkowiak@aureus.de

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