Kirchhellen

Über Pferde und Ponys

Eine Kolumne von Stina Schulzke

Kirchhellen -

In Kirchhellen kann man davon ausgehen, dass man nie mehr als 20 Meter von einem Pferdestall entfernt steht. Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit Bäckern und Apotheken. Der durchschnittliche Bugatti-Kunde ist im Besitz von 84 Autos, der durchschnittliche Kirchhellener besitzt ein Pferd.

Und warum auch nicht!? Pferde sind tolle Tiere! Man lebt ohnehin auf dem Land und die Ausreitstrecken, die Kirchhellen zu bieten hat, sind wirklich... nett. Ich war 19, als ich mein erstes Pferd gekauft habe. Natürlich stand es von Anfang an in Kirchhellen. Schon als kleines Kind gab es für mich kaum einen größeren Wunsch und eine romantischere Vorstellung, als ein eigenes Pferd zu haben, am besten noch direkt am Haus...

…. Ja... Also das wirklich allererste, was ich gelernt habe: Ich bin nicht Pippi Langstrumpf und Pferde sind aus Glas! Vor allem, wenn dein Pferd ein Angsthase ist. Beim Besuch des Tierarztes versuchte er regelmäßig auf meinen Arm zu kriechen. Ich weiß noch, als ich das erste Mal zum Stall gerufen wurde, weil mein Pferd gelahmt hat. Ich kam am Stall an und mein Pferd humpelte über den Asphalt als wäre es angeschossen worden! Weinend rief ich sofort drei Tierärzte und eine Tierklinik an und holte schon Angebote von Bestattern ein, da ich mir sicher war, sein Bein wäre gebrochen oder Schlimmeres. Nach 350 Euro Tierarztrechnung, denn sowas passiert natürlich immer NACH den normalen Sprechstunden-Zeiten, weshalb man natürlich saftige Überstunden bezahlt, stellte sich heraus, dass mein kleiner Captain Wehleidig ein Steinchen in seinem Huf festgeklemmt hatte. Kaum war der Stein aus dem Huf entfernt, erhob sich der sterbende Schwan und rannte wieder über die Wiese.

Gerade als Pferde-Erstbesitzer ohne Reiterfamilie ist es wirklich unglaublich wertvoll, wenn man nette Stallkolleginnen hat, die einen mit ihrer jahrelangen Erfahrung unter die Arme greifen können! Ist auch eigentlich gar nicht so schwer, weil in einem durchschnittlichen Pferdestall hat man immer mindestens zwei super mega Pferdeexperten! Die erkennt man zumeist daran, dass es zwei Menschen sind, die absolut nie miteinander reden, denn jedes Mal, wenn sie ein paar Worte wechseln, bricht ein Streit aus. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es in Notfallsituationen weise ist, keinen von beiden um Rat zu fragen. Da man entweder sonst die eine Person verärgert oder die andere, je nachdem, welchen Ratschlag man annimmt. Trotzdem bekommst du natürlich beide Einschätzungen sofort beim Betreten des Stalls mitgeteilt! Egal, ob gefragt oder nicht.

Fast jeder Stall hat diese eine Einstallerin, die wirklich ALLES an Medikamenten hat und auch an alles herankommen kann! Diese Person ist immer eine gute Ansprechpartnerin für Notfälle und hat meistens auch immer den Schnaps für eine kleine Kolik im Spint!

Es ist faszinierend, wie freundlich, familiär und herzlich eine Stallgemeinschaft sein kann und gleichzeitig sich bei jeder möglichen Gelegenheit mit dem Einschalten des Vetamtes gedroht wird! Und zwar wegen allem Möglichen! Es gibt wohl kaum einen Stallbesitzer im Umkreis von zehn Kilometern, der nicht die Kaffee-Gewohnheiten der Vetamt-Außendienstmitarbeiter kennt...

Aufmerksame Passanten lieben nichts mehr, als den Tierschutzverein auf „traurig schauende“ Pferde aufmerksam zu machen, oder auf die Tatsache hin zu weisen, dass es im Winter matschig ist... Es wird einfach nie langweilig, wenn man ein Pferd besitzt!

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Stina Schulzke

Stina Schulzke

s.schulzke@aureus.de

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