Kirchhellen
Philipp Maassen (v.l.) und seine Frau Alina, Hofbetreiber, Nico und Reinhard Wienemann, Brauereibetreiber und Nils Feldhaus, Betriebsleiter am Obsthof, präsentieren das brandneue Kirchhellener Waldbräu.Fotos: Aileen Kurkowiak

Vater-Sohn-Duo erweckt am Holzhof die Kirchhellener Brauereikultur zum Leben

Fünf Jahre Entstehungsgeschichte: Am Sonntag (16. Juni 2024) darf das Dorf das neue Kirchhellener Bier erstmals direkt am Entstehungsort verkosten

Kirchhellen -

Kirchhellener Gin, Kirchhellener Senf und bald auch endlich wieder waschechtes Kirchhellener Bier, zuletzt wurde bis 2012 im Kirchhellener Brauhaus Dorf-eigenes Bier gebraut. Mit Aufgabe der Brauerei war damit Schluss. Die Geschichte für das jetzt neue „Kirchhellener Waldbräu“ von Reinhard Wienemann und seinem Sohn Nico ist nicht nur mit einem schweren Schicksal verbunden, der Weg zum nun fertigen Ergebnis war obendrein steinig.

Ein Herzensprojekt

Nach fünf Jahren ist es endlich soweit: die ersten 4.000 Liter des Kirchhellener Biers sind abgefüllt. Schon 2019 nahm die Geschichte ihren Lauf. Als Bauinstallateur ist Reinhard Wienemann eigentlich zeitlich ausgelastet, doch für seinen Sohn legt er noch einmal eine Schippe drauf. Nico war einige Jahre im Brauereigewerbe tätig, bis sein Arbeitgeber Pleite ging. Mit seinem Handicap, das unter anderem ein deutlich verringertes Hörvermögen einschließt, ist es nicht einfach eine neue Anstellung zu finden, erst recht nicht in der Branche.

Eine Lösung musste her und die Idee einer eigenen kleinen Brauerei für lokales Bier wuchs in Reinhard heran. Er wollte seinem Sohn eine sichere Anstellung bieten. „Wenn die Sache gut läuft, könnte sie sogar noch mehr Arbeitsplätze schaffen“, erklärt Philipp Maassen, der die Räumlichkeiten an seinem Hof zur Verfügung stellt.

Das Vater-Sohn-Duo betreibt die kleine Brauerei an der Hackfurthstraße.

„Als ich 2018 den Holzhof übernahm und an den Obsthof anschloss, war in den jetzigen Brauereiräumen ein Wildzerlegungsbetrieb angesiedelt. Aus Bautechnischen Gründen musste er schließen und mit dem Vorbesitzer schmiedete Reinhard Wienemann erste Pläne. Ich fand die Idee toll und blieb bei dem Versprechen, dass er die Räume nutzen könne.“ Für alles andere sorgte Wienemann selbst.

Was lange währt

Nachdem Wienemann die Maschinen eigenhändig aufbaute, sollte es ursprünglich 2020 das erste gebraute Bier geben. Doch zwei Bandscheibenvorfälle und die Pandemie legten dem Betreiber Steine in den Weg. „Die Pumpen, Leitungen und der Strom an den passenden Stellen fehlten“, betont er, das habe den ganzen Prozess verzögert.

Um die Installation der gesamten Anlage hat sich Wienemann gemeinsam mit seinem Sohn selbst gekümmert. Die ausgetüftelte Rezeptur stammt von einem Braumeister. Sogar das Abfüllen und Etikettieren wird direkt in den nun industriell genutzten Räumlichkeiten am Holzhof Maassen durchgeführt und die hölzernen Bierkisten sind eine Sonderanfertigung. „Deswegen ist auf einer Kiste auch tatsächlich neun Euro Pfand“, erklärt Maassen. Doch die erhält man bei der Rückgabe eben auch wieder.

Die schicken Bügelflaschen und Fässer werden direkt vor Ort abgefüllt und etikettiert.

Probieren zeitnah möglich

Nach langer und harter Arbeit sind nun 2.500 Liter Helles und 1.500 Liter Dunkles am Herstellungsort abgefüllt und etikettiert. Für die Zukunft geplant sind außerdem traditionelle Sorten wie Mai- und Winterbock. Beide Sorten sind naturtrüb - Für die Mineralien und Vitamine, die dadurch im Bier enthalten bleiben, erklärt der 67-jährige Vater.

Hergestellt werden das süffige Helle und das würzige Dunkle in 0,33- und 0,5-Liter-Bügelflaschen, die als Einzel- sowie Kastenware in der Zwölfer-Kiste erhältlich sind. Außerdem füllen die Wienemanns Partyfässer mit fünf Litern sowie Fässer mit 10, 20, 30 und 50 Litern ab.

Bis zum Kürbisfest im Oktober erhofft sich Philipp Maassen den Verkostungsraum final einrichten zu können, um termingebunden Führungen und Verkostungen anzubieten. „Zum Beispiel für Kegelclubs und Junggesellenabschiede“, sagt er.

Das Bier gibt es ab Sonntag zum freien Verkauf. „Wir starten mit der Vermarktung vorerst bei uns am Hofladen an der Hackfurthstraße 205. Das Ziel ist allerdings auch in den Handel zu gehen“, so Maassen.

Zum Verkaufsstart gibt es eine kleine Veranstaltung am Holz- und Bauernhof: Am Sonntag, den 16. Juni ab 11 Uhr kann das Kirchhellener Waldbräu zum Vorzugs- und Probierpreis gekostet und erworben werden.

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Valerie Misz

Valerie Misz

v.misz@aureus.de

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