Kirchhellen
Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder ist wegen des Brandes bestürzt. Der Bücherschrank lockt seit einiger Zeit viele Menschen an.Foto: aureus GmbH - Valerie Misz

„Zündelei“ am Bücherschrank

Der Bücherschrank am Alten Marktplatz ist Opfer von Vandalismus geworden - Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder sieht größeres Problem

Kirchhellen -

Erneut hat der Feuerteufel in Kirchhellen zugeschlagen. Diesmal war der Bücherschrank am Alten Marktplatz das Ziel. Unbekannte haben vermutlich in der Nacht von Montag (21. August) auf Dienstag ein Buch angezündet und in den Bücherschrank gelegt. Da sie die Türen allerdings schlossen, konnte sich das Feuer nicht ausbreiten.

Den Bücherschrank hat die Kirchhellener Bezirksvertretung aus ihren Haushaltsmitteln anfertigen lassen, mit dem Ziel, dem Dorfkern mehr Leben einzuhauchen. Seit der Eröffnung im September 2021 wurden die Bänke vor dem Schrank noch um einen Tisch ergänzt. Seither wird der Ort von den Bürgerinnen und Bürgern gut und gerne genutzt.

Bücherbestand unbrauchbar

Umso betroffener zeigten sich die Kirchhellener in den sozialen Medien, als sich der Vandalismus-Vorfall herumsprach. „Eine Bürgerin hat den Schaden bemerkt und eigenhändig den Bücherschrank leergeräumt“, erzählt Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder.

Denn auch wenn es vielleicht Glück im Unglück war, dass die Täter den Schrank schlossen und so das Feuer langsam erstickte, sodass sich die Flammen nicht ausbreiten konnten, die Bücher sind unbrauchbar. „Der Brandrauch hat den größten Schaden verursacht“, bedauert Schnieder.

Eins der Bücher wurde angezündet und in den Schrank gelegt. Der Brandrauch hinterließ einen stechenden Geruch. Foto: Privat

Dass ausgerechnet „schöne Dinge“ wie der Bücherschrank, die nur durch Ehrenamtliche am Leben erhalten und dann von Vandalismus heimgesucht werden, bestürzt ihn. Der örtliche Verein Revierkinder kümmert sich seit der Eröffnung um die Instandhaltung und sortiert auch Bücher aus, wenn der Bestand zu groß wird.

„Das Engagement ist an vielen Stellen in Kirchhellen so groß. Es ist enttäuschend, wenn solche Sachen dann mutwillig zerstört werden“, führt Schnieder aus. Andere Beispiele seien die Schutzhütte am Töfflinger Weg, die von der Söller-Stiftung errichtet wurde sowie die Sitzgelegenheit Am Schimmel in Overhagen.

Sorge um das Ehrenamt

Regelmäßig werden diese Orte vermüllt, beschmiert und im schlimmsten Fall beschädigt. Ehrenamtliche kümmern sich um die Instandsetzung. Solch öffentliche Angebot wie der Bücherschrank beruhen auf Vertrauen. „Selbst wenn sich jemand bereit erklären würde, den Schrank nachts ab- und morgens wieder aufzuschließen… Der Sinn wäre verfehlt“, so der Bezirksbürgermeister.

Sorge macht ihm, was die Taten der Unbekannten mit der Bereitschaft der Ehrenamtlichen anstellen: „Wenn so etwas häufiger passiert, könnte eines Tages die Resignation kommen: Wofür machen wir das hier eigentlich? Wir müssen alle die Augen offenhalten und aufpassen, um die Dinge langfristig erhalten zu können.“

Ein Regalbrett muss ersetzt und der Schrank ordentlich gelüftet werden. Bei einem ersten Versuch, den Rauchgeruch loszuwerden, landeten gleich wieder neue Bücher darin; trotz der Hinweisschilder, dass der Bücherschrank außer Betrieb ist. Das wird er noch so lange bleiben, bis die Schäden beseitigt sind.

Zurück

Valerie Misz

Valerie Misz

v.misz@aureus.de

Diesen Artikel teilen