Foto: Jana Golus

Überbleibsel aus vergangenen Tagen

Mit dem Verein für Orts- und Heimatkunde sind wir der Geschichte auf der Spur – Mauerreste, die von der Vergangenheit erzählen

Kirchhellen - Nur noch Mauerreste zeugen davon, dass hier einmal ein Gebäude stand. Von der alten Kirche in Grafenwald stehen nur noch die Grundmauern und die erzählen Geschichten aus einer lang zurückliegenden Zeit. Ob Kirchhellener Bürger oder Besucher aus der Region – bei einem Spaziergang durch den Ort stolpert man immer wieder über solche Zeugnisse der Geschichte. Ob die Überbleibsel der alten Kirchenmauern, Denkmäler aus längst vergangenen Tagen oder Gebäude, die bereits viele Zeiten überdauert haben. All dies umgibt uns und erzählt  dabei seine ganz eigene Geschichte. Gemeinsam mit dem Verein für Orts- und Heimatkunde Kirchhellen machen wir uns auf, diese Geschichten zu ergründen und das oftmals auf den ersten Blick Verborgene aufzudecken.
 

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Der Grundstein für die alte Kirche Grafenwald wurde im Jahr 1898 gelegt.
Foto: Privat

Unser erster Weg führt uns dabei nach Grafenwald.  Direkt neben der neuen Kirche der Hl. Familie Grafenwald stehen steinerne Zeitzeugen – die Grundmauern der alten Kirche, die zwei Weltkriege erlebt haben. „Die alte Kirche war deutlich kleiner als die neue Kirche der Hl. Familie Grafenwald“, weiß Rainer Weiß vom Verein für Orts- und Heimatkunde. Er selbst war in der alten Kirche in seiner Kindheit sogar noch Messdiener. Doch die Grundsteinlegung erfolgte bereits viel früher.

1898 wurde der Grundstein für das Gebäude gelegt und die Grafenwälder legten beim Kirchbau auch selbst Hand an. Denn alle Steine mussten damals mit Loren über die unbefestigte Schneiderstraße zur Baustelle transportiert werden. Ein Initiativkreis der Grafenwälder Bürger hatte sich seit dem Jahr 1890 dafür eingesetzt, dass hier ein eigenes Gotteshaus für die etwa 900 Einwohner gebaut werden sollte. Im Jahr  1893 beschlossen die Grafenwälder dann den Bau einer eigenen Kirche. Das Grundstück hierfür wurde von Franz May zur Verfügung gestellt. 1899 war es endlich soweit und die Kirche wurde durch Bischof Dingelstadt eingeweiht. Doch die Baukosten für die Kirche waren mit 70.000 Mark deutlich teurer als die zu Beginn des Baus geplanten 50.000 Mark. „Es wird erzählt, dass das Unternehmen bereits nach der Fertigstellung des Fundamentes pleite war“, erzählt Norbert Hülskemper.
 

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Gemeinsam mit dem Verein für Orts- und Heimatkunde Kirchhellen begeben wir uns auf Spurensuche.
Foto: Jana Golus

Es fehlte Geld und die Grafenwälder Bevölkerung hatte bereits große Opfer für den Kirchbau erbracht. Deshalb bekam die junge Gemeinde die Erlaubnis, bei den katholischen Bewohnern der Provinz Westfalen eine Hauskollekte durchzuführen. Etwa 50 Grafenwälder nahmen sich dieser Sache an, opferten viel Zeit und nahmen dafür weite Wege in Kauf. Doch ihr Einsatz lohnte sich, denn sie konnten fast 16.000 Mark sammeln. Zusätzlich musste noch ein Darlehen von 15.000 Mark aufgenommen werden, aber Grafenwald hatte endlich eine eigene Kirche. 
Zahlreiche Jahrzehnte und Gottesdienste später zeigten sich Mitte der 1960er Jahre am Kirchengebäude alte Kriegsschäden und die Auswirkungen des Kohleabbaus. Hinzu kam, dass die Kirche für die Grafenwälder Bevölkerung zu klein geworden war. Sie verfügte nur über 180 Sitzplätze, so dass die Schulkinder und Jugendlichen auf dem Brett einer Holzbodenfläche stehen und knien mussten. Deshalb wurde die alte Kirche abgerissen und nur ihre Grundmauern stehen gelassen. 1970 erfolgte die Grundsteinlegung für die neue Kirche, die bis heute in Grafenwald steht. In den Grundmauern der alten Kirche wurde ein Mahnmal für die Kriegsopfer der beiden Weltkriege errichtet. go

Lesen Sie mehr zu den Kirchen in Kirchhellen in Heft 39 der Schriftenreihe des Vereins für Orts- und Heimatkunde Kirchhellen.

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