Foto: Julia Liekweg

Die Neue Galerie in Gladbeck feiert Zehnjähriges mit einer Auktion

Bei einer Benefizauktion sammelte die Neue Galerie Gelder, die dem Trägerverein zugute kommen – Hier geht es um den Erhalt des kulturellen Bildungsauftrags.

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Neuen Galerie wurden Werke internationaler Künstler versteigert und ein Zugang zu Kunst für jeden geschaffen. Den ersten zweistelligen und zugleich runden Geburtstag feierte die Neue Galerie Anfang November. Zum Jubiläum drehte sich ein Wochenende lang alles um die Kunst des 21. Jahrhunderts und den Erhalt kultureller Einrichtungen in unserer Stadt. Ein Festakt machte freitags den Anfang, sonntags wurden dann Kunstwerke für einen guten Zweck versteigert. Toleranz und Offenheit für zeitgenössische Werke standen im Vordergrund.

64 Arbeiten nationaler und internationaler Künstler wurden ausgestellt und konnten ersteigert werden. „Von 100 Künstlern, die wir angefragt haben, haben diese 64 zugestimmt“, sagt Gerd Weggel, künstlerischer Leiter der Neuen Galerie und Vorsitzender des Trägervereins. „Das ist besonders schön, denn die Künstler profitieren nicht von der Auktion“, setzt er hinzu. Weder eine finanzielle Vergütung, noch eine Spendenquittung würden die Künstler, natürlich in Absprache, bekommen. Im Vordergrund stand, dass Kunst für jeden zugänglich wird und nicht der Verdienst der Künstler an den Werken.

Das Geld, das durch die Kunstwerke eingenommen wurde, kommt dann dem Trägerverein der Neuen Galerie zugute. Dieser kümmert sich, neben Aus- und Neubauten am Kunsthaus, auch um die Erstellung eines Künstlerkataloges vergangener Ausstellungen. Dieser soll durch die Einnahmen der Auktion refinanziert werden. „Das ist nun die dritte Benefizauktion, die wir veranstalten“, erklärt Gerd Weggel. So konnten in der Vergangenheit unter anderem Sanierungs- und Renovierungsarbeiten vorgenommen werden, um die Galerie instand zu halten.

Mehr künstlerische Toleranz

Foto: Julia Liekweg

„Es ist wichtig, dass wir die Galerie erhalten“, sagt Gerd Weggel. Das kulturelle Angebot in Gladbeck, besonders im Bereich Kunst, sei nicht so groß und daher habe die Neue Galerie eben einen wichtigen Bildungsauftrag. „Wir wollen mit der Neuen Galerie den Gladbeckern die Möglichkeit geben, sich auf neue künstlerische Werke einzulassen“, erklärt der künstlerische Leiter. Dazu dienen unter anderem die Benefizauktionen, bei denen die Gebote für die Kunstwerke erheblich niedriger sind als bei anderen Auktionsveranstaltungen. Aber auch die Möglichkeit, Editionsausgaben zu erwerben, sei hier ein wichtiger Aspekt. „Wir möchten durch die niedrigen Preise erreichen, dass Kunst für jeden zugänglich wird – eben auch für zuhause“. Dazu müsse man die Leute aber erst an die für sie meist unbekannten Kunststile heranführen.

Kritikpunkte im Zuge künstlerischer Förderungen sei, dass leider oftmals Veranstaltungen im Sportbereich mehr gefördert und beworben werden als solche aus dem künstlerischen Bereich. Daher sei es umso wichtiger, dass die Neue Galerie diese Aufgabe übernimmt und für mehr Toleranz und Offenheit gegenüber dem Unbekannten sorgt. Im Zuge dessen wurde bei dem Festakt zum Jubiläum auch die Frage aufgeworfen, was Kunst des 21. Jahrhunderts eigentlich ist. Malerei gerate dabei oft in Vergessenheit, denn es dominieren Video- und Fotoinstallationen und skulpturelle Werke – aber eben auch  Malerei. „Zu einer allumfassenden Antwort sind wir aber nicht gekommen“, resümiert Gerd Weggel. Das sei bei zeitgenössischer Kunst ein schwieriges Unterfangen, schmälere aber nicht die Wichtigkeit, diese Kunstwerke auszustellen.

Internationale Künstler

Gerd Weggel, Björn Freitag und Ulrich Roland (v.l.) bei letzten Besprechungen. Foto: Julia Liekweg

„Die meisten Künstler, die in der Neuen Galerie ausstellen, sind bereits international bekannt und Größen der Kunstszene“, erklärt Gerd Weggel. Dass sie in Städten wie Gladbeck ausstellen, die im Vergleich zu Großstadtmetropolen in den Hintergrund geraten, mache aber für die Künstler meist keinen großen Unterschied. „Ob sie jetzt in unserer Galerie oder in einer Galerie in Düsseldorf ausstellen, ist vielen egal“, erklärt er. Die Künstler besuchen die Galerie und begutachten die Ausstellungsräume. Solange hier die Atmosphäre und Lichtverhältnisse stimmen, stellen sie aus – auch in kleinen Städten. Viele sind daher begeistert von dem Anbau: Einem nahezu sakral wirkende Raum, der rustikal, einfach und ohne viel Ablenkung von den Werken konzipiert wurde. Es gibt bis auf ein Deckenfenster mit Nord-Ost-Licht keine weiteren Fenster. „Die Werke werden mit Dübeln, die direkt in den Putz geschlagen werden, befestigt“, erklärt Gerd Weggel.

Nicht soll von der Kunst ablenken, auch keine Schnüre, die die Rahmen halten. „Natürlich könnte man sich nur auf regionale Künstler konzentrieren“, erklärt Gerd Weggel. Aber auf dem internationalen Künstlermarkt habe man viel mehr Möglichkeiten, die Vielfalt der Kunst des 21. Jahrhunderts darzustellen und den Leuten näherzubringen. „Wir zeigen ja, dass wir internationale Kunst in eine kleine Stadt wie Gladbeck bringen können, da muss man sich nur ein wenig bemühen. Sehr schwierig ist das aber nicht“, bilanziert er. Die Resonanz der Besucher ist daher eindeutig. Viele Besucher kamen zur Benefizauktion, unter ihnen auch Fernsehkoch und Schirmherr der Neuen Galerie Björn Freitag und Bürgermeister Ulrich Roland. Beide haben natürlich auch Lose gekauft, um bei der Auktion mitzubieten. Bei einer Matinée vor der Auktion sorgte das Martin Greif Duo mit angenehmen Jazz-Klängen für die richtige Atmosphäre, kleine Häppchen und Getränke versorgten die Besucher kulinarisch. Angeregte Gespräche prägten die Matinee. Kleine Grüppchen sammelten sich vor den Kunstwerken und sorgten für angeregte Diskurse. Ob Malerei oder Skulpturen – die Besucher zeigten großes Interesse an den Kunstwerken und ließen sich auf das teils Unbekannte bereitwillig ein. jl

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