Foto: Julian Schäpertöns

Theaterstück der Gesamtschule Schermbeck zum Mauerfall

Der Theater-Projektkurs der Gesamtschule hat an zwei Abenden das Stück „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ auf der Aulabühne präsentiert

Schermbeck - Bevor es auf die große Bühne geht, werden die letzten Vorbereitungen getroffen. Die Kostüme sind schon angezogen und in der Maske wird der letzte Schliff verpasst. Die Schauspieler gehen nochmal kurz den Text durch, letzte Fragen werden beantwortet. Dann kommen bereits die ersten Zuschauer und die Aula füllt sich schnell. Nun, wenige Minuten vor der ersten Aufführung, steigt die Nervosität bei den Schülern. „Ich bin schon etwas aufgeregt, aber es geht noch. Ich vertraue da ganz darauf, dass es klappt, weil in den letzten Tagen die Proben gut über die Bühne gegangen sind“, erzählt Paul Malohn, der die Hauptrolle an diesem Abend spielt, kurz vor dem Auftritt.

Seit langer Zeit ist es Tradition an der Gesamtschule Schermbeck, dass der Theater-Projektkurs des Abschlussjahrganges ein Stück auf die Bühne bringt. In diesem Jahr haben sich die Abiturienten die Geschichte „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ ausgesucht, welches in der DDR spielt. „Das passt thematisch gut zum 30. Jahrestag des Mauerfalls und zum 30-jährigen Schuljubiläum in diesem Jahr“, so Lehrerin Safiye Aydin, die zusammen mit Anna Zerhusen und Sabina Wichmann die Fäden zusammenhält.

Und darum geht es:

Das Stück basiert auf der Vorlage des Films „Sonnenallee“ sowie dem Roman „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ von Thomas Brussig. Erzählt werden die Erlebnisse einer Gruppe von Jugendlichen um den 16-jährigen Micha Kuppisch Ende der 1980er Jahre, der mit seiner Familie in Ostberlin in unmittelbarer Nähe der Mauer lebt. Humorvoll wird geschildert, wie die Freunde auf ganz unterschiedliche Art und Weise Wege finden, mit den Eingriffen des allgegenwärtigen DDR-Regimes auf ihre persönliche Freiheit zurechtzukommen und es schaffen, ihre jugendlichen Sehnsüchte und Träume trotzdem ausleben zu können. Eine leicht romantisch angehauchte Komödie, die Themen wie Einschüchterung und Unterdrückung, aber auch Widerstand, Freundschaft und Liebe in den Fokus rückt.

Der Vorhang öffnet sich. In bunten 80er-Klamotten und vor kultiger Retrotapete stehen die Abiturienten auf der Aulabühne. Alle Augen sind auf die Schauspieler gerichtet. Mit jeder Menge Charme und Witz erwecken die Jungschauspieler vergangene Zeiten wieder. Für die angehenden Abiturienten eine neue Erfahrung, sich so mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Ich bin ja lange nach dem Mauerfall geboren und da war es schon schwierig, sich in die Zeit richtig reinzuversetzen und sich mit der Rolle zu identifizieren“, erzählt Paul Malohn, der den Micha Kuppisch spielt. Im Casting hat er überzeugt, auch wenn für ihn das Schauspiel Neuland ist. „Ich habe mich einfach mal darauf eingelassen“, so der 19-Jährige. „Es ist ja was ganz anderes als der normale Unterricht.“ Und dafür gibt es ein Lob seiner Lehrerin Safiye Aydin. „Er hat sich toll entwickelt und tritt nun viel selbstbewusster auf der Bühne auf als noch zu Anfang.“

Viele Aufgaben auch hinter der Bühne

In bunten 80er-Klamotten und vor kultiger Retrotapete stehen die Abiturienten auf der Aulabühne. Foto: Julian Schäpertöns

Doch nicht nur Rollen für das Stück wurden verteilt. Schließlich ist auch hinter und vor der Bühne allerhand zu tun. Drei Lehrerinnen betreuen die 54 Schüler, die am Gelingen der Aufführung beteiligt sind. Vom Kostüm über die Maske, die Requisiten oder die Technik– alles wird von den Abiturienten selbst gemacht. Eben wie in einem richtigen Theater, wo jeder seine wichtige Rolle hat. Auch um das Catering kümmern sich die Schüler in der Pause selbst. Da haben die Schüler passend zum Stück einige Leckereien aus der DDR vorbereitet. „Nicht jeder ist für die Bühne geboren. Aber das Schöne ist, dass sich hier jeder selbst verwirklichen kann“, weiß Safiye Aydin.

Dass Schüler Theater spielen, ist nichts Neues in Scherm­beck. Da sie es an der Gesamtschule seit ihrem Bestehen mit großer Begeisterung machen, hat sich die Schulleitung vor sechs Jahren entschlossen, das Theaterprojekt einzuführen. Das erbrachte Engagement dabei fließt mit in die Abinote ein.

Vor den Sommerferien wurde das Stück schon ausgewählt. Nachdem Aufgaben und Rollen verteilt waren, ging es ans Proben. In Doppelstunden haben die Schüler fleißig Vorbereitungen getroffen und am Ende sogar öfter außerhalb der Schulzeit. In der heißen Phase hieß es sogar am Samstag antreten. Am Ende der beiden Abende steht der Applaus – eine wohltuende Anerkennung für die vielen Stunden Arbeit, die der Theaterkurs in die Darbietung investiert hat. js

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