Als die Welt uns gehörte – Jugendbuch
Liz Kessler, Fischer-Verlag, 17 Euro, Rezension von Kathrin Allkemper
Wien 1936: Die drei Freunde Leo, Max und Elsa sind unzertrennlich und verbringen so viel Freizeit wie möglich miteinander. Leo wollte schon immer auf den berühmten Prater und an seinem neunten Geburtstag ist es endlich so weit: Zusammen mit seinen beiden Freunden und seinem Vater schwebt Leo hoch oben über der Stadt und die Kinder verbringen den schönsten Tag ihres bisherigen Lebens miteinander. Niemals wollen sie sich voneinander trennen und noch ahnen sie nicht, welch schreckliches Schicksal ihnen bevorsteht.
Zunächst glaubt Leo, er würde sich die Veränderungen um ihn herum nur einbilden, ebenso wie das heimliche Getuschel seiner Eltern. Auch das plötzlich so brüske Verhalten von Max Vater gegenüber seinem eigenen, kann Leo zunächst nicht einordnen. Als Max dann nicht mehr mit Leo und Elsa spielen darf, wird ihnen bewusst, dass es scheinbar jetzt einen Unterschied macht, ob man Jude ist oder nicht.
Die Aggressionen in der Stadt kochen hoch, immer öfter hört man „Heil Hitler"-Parolen und es kommt zu Übergriffen auf die jüdischen Menschen in Wien. Von einem Tag auf den anderen verlässt Elsa mit ihrer Familie die Stadt, sie fliehen nach Prag. Die Freunde sind am Boden zerstört, wollten sie doch immer zusammenbleiben. Aber schon bald kommt es auch zum Bruch zwischen den beiden Jungen, da Max Vater als strammer Nazi jeglichen Kontakt unterbindet und es auch in der Schule eine neue Ordnung gibt, die die Juden von den anderen Kindern trennt. Dann bricht der Krieg aus und nichts auf dieser Welt ist mehr, wie es war...
„Diese, auf wahren Geschehnissen in der Familie der Autorin beruhende, Geschichte wird von 1936 bis 1945 abwechselnd aus der Sicht von Leo, Elsa oder Max erzählt und jedes der drei Schicksale nimmt den Leser mit auf eine Reise in die schrecklichste Zeit unserer Geschichte. Auch, wenn viele Dinge nur angedeutet werden, so gibt es doch genug Schilderungen, die die Grausamkeit des Nazi-Regimes aufzeigen und das sollte man sich vor der Lektüre dieses Buches bewusst machen“, sagt Kathrin Allkemper von der Humboldt-Buchhandlung. „Selbst als Erwachsene hat mich die Geschichte sehr mitgenommen und daher würde ich das Buch auf jeden Fall frühestens ab 14 Jahren empfehlen.“
Ruthchen schläft – Belletristik
Kerstin Campbell, Kampa Pocket-Verlag, 12 Euro, Rezension von Christiana Heger
Georgs Leben dümpelt so vor sich hin. Er ist 46, verwaltet das geerbte Haus in Berlin und hängt immer noch seiner Exfreundin Linda nach, die ihn vor zwei Jahren verlassen hat. Drei Etagen über ihm wohnt Frau Lemke, die schon ihr ganzes Leben in dem Haus lebt – sie und Georg sind sich gegenseitig Ersatzfamilie. Doch nun will plötzlich Wolfgang, Frau Lemkes Sohn, dass sie zu ihm nach New York zieht. Immerhin konnte Frau Lemke aushandeln, dass dies erst geschieht, wenn Ruthchen, ihre alte Katze, stirbt, da das Tier zu alt für einen Umzug ist. Sie hofft, dass sie damit den Umzug auf längere Zeit hinauszögern kann, denn nichts zieht sie weg aus Berlin und ihrer Wohnung.
Als Ruthchen eines Tages nicht mehr aufwacht, ist Georg gezwungen, aus seinen Gewohnheiten auszubrechen, sich etwas zu überlegen, um Frau Lemke zu helfen und vor allem endlich zu handeln, statt nur rumzuhängen und abzuwarten. Was sein bester Freund Kai nur so dahingesagt hat, wird zum Plan B: Ruthchen soll ausgestopft werden und so einfach weiterhin auf dem Sofa schlafen können! Tierpräparatorin Caro ist genau die Richtige für diesen Auftrag. Und obwohl alles so bleiben soll, wie es ist, verändert sich alles und Georgs Leben wird ganz schön auf den Kopf gestellt.
„Eine warmherzige Geschichte über Freundschaft, Liebe und Freunde, die oft die bessere Familie sind“, findet Christina Heger von der Humboldt-Buchhandlung.