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Lesetipps für jeden Geschmack

Perfekt für laue Sommertage – Wir stellen Ihnen regelmäßig die aktuellen Buchtipps der Humboldt Buchhandlung vor

Der Sommer naht. Welche Zeit eignet sich besser, um mit einem guten Buch auf der Terrasse oder dem Balkon die Füße hochzulegen und in fremde Welten einzutauchen? Viele haben ihre Lieblingsautoren, ihr Lieblingsgenre. Natürlich hilft auch die Internetrecherche auf der Suche nach einer passenden Lektüre weiter, aber ein Tipp von echten Menschen, die die Werke selbst gelesen haben, ist meist Gold wert.

Kretische Feindschaft

Nikos Milonás, Fischer Verlag, 10,99 Euro Rezension von Jutta Pollmann

Michalis Charisteas liebt seine Arbeit als Kommissar in seiner Heimatstadt Chania auf Kreta. Morgens den ersten „Elliniko“ (griechischer Mokka) vor der Taverne „Athena“ seiner Eltern, zu dem ihm seine Mutter gerne noch „Kourabiedes“ (Mandelgebäck) serviert, dann mit dem Roller zur Arbeit und zwischendurch einen Frappé mit seinem Arbeitskollegen Pavlos Koronaios. Doch gerade heute wird aus dem entspannten Arbeitstag nichts. Der Bürgermeister des Nachbarortes, Stelios Karathonos, wird als vermisst gemeldet. Die Ehefrau ist so in Sorge, dass sie gleich den Polizeipräsidenten und den Gouverneur benachrichtigt hat, nachdem die örtliche Polizei von Kolymbari nichts in die Wege leiten wollte – schließlich sei der Bürgermeister schon öfter nicht direkt nach Hause gekommen.

Der Leiter der Mordkommission in Chania Jorgos Charisteas – Michalis Onkel – setzt nun Michalis und Pavlos auf den Fall an. Sie sollen mal mit der Gattin des Bürgermeisters reden, damit hätte man dann seine Pflicht und Schuldigkeit getan. Doch kurze Zeit später wird die Leiche des Bürgermeisters gefunden. Zu schnell gefahren, aus der Kurve geflogen, den Abhang herunter gekracht. Ein tragischer Unfall wird seitens der Polizei von Kolymbari attestiert. Doch im Gegensatz zu seinen Kollegen ist Michalis mit dieser Lösung nicht zufrieden. Es gibt zu viele Ungereimtheiten, die einfach unter den Tisch gekehrt werden sollen. Und eigentlich sollte Michalis froh sei, dass er nun freie Tage vor sich hat, denn seine Freundin Hannah, die nur alle paar Monate aus Berlin zu ihm nach Kreta kommt, soll heute landen, doch der Fall, der keiner mehr sein darf, lässt ihm keine Ruhe. Dann gibt es einen zweiten Toten.

Ein spannender und amüsanter Start einer Krimireihe, (Band Zwei ist auch schon lieferbar, Band Drei erschien ebenfalls am 28. April), die auf Kreta spielt. Wundervolle Landschaften, duftende Olivenhaine, plätschernde Wellen, reichliches Essen der Akteure und Unmengen Raki lassen gleich Urlaubsgefühle aufkommen. Doch nichtsdestotrotz: ein spannender Kriminalfall.

Die Jahre ohne uns

Barney Norris, Dumont Verlag, 22 Euro, Rezension von Kathrin Allkemper

Diese absolut ungewöhnliche Liebesgeschichte beginnt mit der Erzählung einer knapp 70-jährigen Frau, die auf ihr trostloses Leben zurückblickt. Im Alter von nur sieben Jahren verließ ihr Vater die Familie, Jahre später wird sie von ihrem Ehemann ebenfalls verlassen. Nicht nur die privaten, auch die beruflichen Rückschläge sorgen dafür, dass sie sich komplett zurückzieht. Im ersten Teil dieser Geschichte beschreibt die Frau anhand vieler Einträge aus ihrer eigens erdachten Wortenzyklopädie ihr Leben und manchmal sagen diese kurzen Abschnitte mehr aus als lange Erklärungen.

Im zweiten Teil trifft diese Dame in einer Hotelbar auf einen etwa gleichaltrigen Herrn, der ein Gespräch beginnt und ihr wiederum aus seinem Leben erzählt. Ein Leben, das ebenfalls von Verlust geprägt ist, nur, dass er dafür selbst verantwortlich ist, denn er hat seine Frau verlassen. Alle Versuche, zu ihr zurückzukehren, scheitern. Seine Erzählungen sind der außergewöhnlichste Teil dieser Geschichte, manchmal so surreal, dass man kaum folgen kann. Trotzdem ist es so spannend, dass man immer weiterlesen muss, weil man einfach wissen will, wie er sich aus den jeweiligen Situationen rettet.

Der dritte und letzte Teil ist der Grund, warum man den Roman des mehrfach preisgekrönten Autors als außergewöhnliche Liebesgeschichte bezeichnen kann. Keine leichte, aber literarisch besondere und lohnenswerte Lektüre.

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