Schermbeck
Das Wildbienenhotel des Gahlener Heimatvereins steht in Besten am Kuhweg und bietet der bedrohten Tierart ein wichtiges Zuhause.
Das Wildbienenhotel am Kuhweg, im Hintergrund die Nisthilfe der Gahlener Weißstörche.Foto: Privat - Heimatverein Gahlen

Für mehr „Bienentourismus“ in Gahlen

Dank sorgfältiger Vorbereitungen des Heimatvereins Gahlen konnte das Projekt „Wildbienenhotel“ schnellstmöglich umgesetzt werden

Schermbeck -

80 Prozent Förderung hat der Heimatverein für die Errichtung von zwei Wildbienenhotels bekommen. Diese sind für die kleinen Tiere bereits bezugsfertig.

„Im Mai haben wir die Nachricht des LEADER-Programms der Region Lippe-Issel-Niederrhein bekommen, dass Kleinprojekte in der Region zu hohen Teilen von Bund und Land gefördert werden können. Ende Juni bekamen wir die Zusage und dank unserer ausgereiften Pläne haben wir jetzt die beiden Wildbienenhotels aufgestellt“, berichtet Alexander Endemann, stellvertretender Schriftführer des Heimatvereins.

Hotel-Prototypen gab es schon

Markus Walbrodt, der zweite Vorsitzende des Vereins, hatte nämlich schon in seinem eigenen Garten ein Wildbienenhotel errichtet. „Deswegen konnte die beiden Projekte im Gahlener Heisterkamp und am Kuhweg so schnell umgesetzt werden“, freut sich Alexander Endemann.

Markus Waldbrodt erklärt auf die Frage hin, wie er auf die Idee des Wildbienenhotels kam: „Bienen sind die Stütze, das Rückgrat unseres Ökosystems.“ Dass sie zu schützen sind, sei vor allem in den vergangenen Jahren glücklicherweise ein großes Thema des gesellschaftlichen Bewusstseins geworden. Alexander Endemann ergänzt: „Die Bienen sind nicht nur wichtig für unser Ökosystem, sie spielen auch eine essentielle Rolle in der Landwirtschaft. Denn durch ihre Arbeit jeden Tag helfen sie, beispielsweise Obstplantagen zu bestäuben. Es gibt sogar Landwirte, die sich extra Honigbienenvölker ausleihen, damit ihre Plantagen bestäubt werden.“ Darüber hinaus fliegt eine Wildbiene bis zu 5.000 Blüten am Tag – eine ganze Menge. „Mehr als 75 Prozent der Nutzflächen werden von den Bienen bestäubt, das darf man nicht außer Acht lassen“, betont er.

Eine gefährdete Art

„Es gibt gut 30.000 Wildbienenarten, etwa 550 davon leben in Deutschland. Davon allerdings gilt rund die Hälfte als gefährdet und steht auf der roten Liste. Das heißt also: Wir müssen uns um die Tiere kümmern. Deswegen sind die Wildbienenhotels so wichtig, denn hier finden die Tiere ruhige und vor anderen Tieren geschützte Nistplätze“, weiß Alexander Endemann. Denn durch dichte Bebauung und die moderne Landwirtschaft werde der Lebensraum der kleinen Bestäubungshelfer sehr zurückgedrängt. Die Wildbienenhotels sorgen aber dafür, dass die Tiere sich in der Region wieder in Ruhe ausbreiten und dort leben können.

Die Standorte am Heisterkamp in Gahlen und am Kuhweg in Besten sind auch nicht zufällig gewählt. Der Schriftführer erklärt weiter: „Wir haben an den jeweiligen Standorten auch schon Nistplätze für Weißstörche errichtet. Diese stehen auf Privatgrundstücken. So ist gesichert, dass Storchenbeobachter und Spaziergänger die Tiere nicht stören, aber eben geschützt beobachten können. Von den Wildbienenhotels aus sieht man diese Nistplätze ganz gut.“

Mit Unterstützung zum regen „Bienentourismus“

„Dank der Förderung konnten wir das Wildbienenhotelprojekt schnell umsetzen. Wir mussten zwar noch etwas aus eigener Tasche zuzahlen, aber bei einer 80-prozentigen Förderung durch den Bund und das Land NRW konnten wir die restlichen 20 Prozent stemmen“, sagt Alexander Endemann. Der Verein hat sich ausführlich mit der passenden und artgerechten Ausführung des Wildbienenhotels beschäftigt. Denn man könne nicht einfach irgendeine Holzart nehmen, es müsse schon ein Hartholz sein und auch ein Nadelbaum ist ungeeignet. Alexander Endemann klärt auf: „Zu weiches Holz fasert bei Feuchtigkeit, Nadelbaumhölzer harzen. Das stellt Gefahren für die Bienen da, denn durch eine falsche Materialauswahl werden die Flügel durch Splitter von weichem Holz verletzt oder sie verkleben, weil das Holz eben Harz absondert.“ Das Hartholz wird in Blöcken mit gut 121 Bohrungen mit unterschiedlichem Durchmesser verbaut. Weiter werden eng aneinander gelegte Naturhalme wie Bambus, Roggen oder Schilf in dem Wildbienenhotel angebracht. Aufgrund der Bauweise des Hotels sind die Bienen dann vor allem auch vor ihren natürlichen Feinden wie beispielsweise Vögeln geschützt. Die errichteten Wildbienenhotels bekommen jetzt nur noch ihre Dacheindeckung und zusätzliche Infotafeln an den Standorten erklären sowohl das Hotel als auch die in Sichtweite liegende Storchennisthilfe. Spazierfreudige können sich die Hotels aber schon jetzt in Gahlen und Besten anschauen.

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Julia Liekweg

Julia Liekweg

julia.liekweg@aureus.de

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