Foto: Privat

Was bleibt nach dem Bergbau-Aus?

Der Initiativkreis bergbaubetroffener Bürger fordert einen sofortigen Abbaustopp – Im Gespräch mit der LebensArt erzählen die Mitglieder warum

Kirchhellen - Schicht im Schacht – Ende 2018 verabschiedet sich der Bergbau für immer. Viele Menschen in unserer Region blicken mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf die Schließung. Denn auch wenn das Ruhrgebiet durch den Bergbau jahrezehntelang geprägt wurde, war dies nicht nur positiv. Bergbauschäden zerstören Umwelt und Wohnräume. Und was passiert mit den Kosten, wenn die RAG „Auf Wiedersehen“ sagt...

Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich der Initiativkreis bergbaubetroffener Bürger (IBB). Die ehrenamtlich Engagierten haben kein Verständnis für die aufkommende Nostalgie-Welle, die unsere Region derzeit überschwappt. Im Gegenteil: Sie sehen den Bergbau mit einem kritischen Auge. „Wir sind der Auffassung, dass die Kohle geht, aber der Schaden bleibt“, betont Michael Farien vom IBB. „Denn jeder abgesenkte Meter kommt nicht wieder.“

Insbesondere das Naturschutzgebiet Schlehdorn/Kirchhorst rückt seit einigen Jahren in den Mittelpunkt der Betrachtung. „Viele Bäume in dem Naturschutzgebiet sind von innen faul. Das Unwetter hat ihnen nur den Rest gegeben“, sagt Stephan Heitmann. „Durch die Absenkung kommen die Wurzeln immer weiter an das Grundwasser heran.“

Auf Einladung des IBB fand Anfang Mai die diesjäh­rige Landesversammlung des Landesverbands Bergbau­betroffener (LVBB) im Bergschadensgebiet Prosper-Nord statt. Vorstände und Delegierte von zehn Bürgerinitiativen waren zur Berichterstattung und Strategieplanung angereist. Zudem stand die Begehung des Naturschutzgebiets „Schlehdorn/Kirchhorst“ auf dem Programm. „Die Teilneh­mer waren schockiert von dem Umfang der Zerstörung“, berichtet Michael Farien.
 

8afc1fec409565b7c851a7cd1d116e3f.png
Viele Bäume im Schlehdorn / Kirchhorst faulen von Innen.
Foto: Privat

Überschrittene Senkungsgrenzen

„In diesem Zuge haben wir uns auch über die Fehlprog­nose der RAG zu Senkungsverläufen und zur Ausdehnung von Senkungsgrenzen unterhalten“, ergänzt Stephan Heitmann. Auf deutliche Kritik stieß das Verhalten der Bezirksregierung Arnsberg in ihrer Funktion als oberste Aufsichtsbehörde des Bergbaus. Bemängelt wurde das Fehlen eigenständiger und vom Bergbau unabhängiger Kontrollen des Senkungsverlaufs und der zunehmenden Vernässung.

„Es wird zum Schaden der Wohnbevölkerung und der Natur der Steinkohleabbau bis Ende 2018 fortgesetzt, obwohl die im Rahmenbetriebsplan genehmigte Senkungsnulllinie sowie zugesagte Senkungszielgrößen überschritten werden“, klagt Michael Farien. Es wurde festgelegt, dass die maximale Senkung im Zentrum des Abbaufeldes Prosper-Nord 11,50 Meter nicht überschreiten darf. Im April 2017 wurde von der RAG der Ist-Zustand ermittelt. Bis dahin war ein Senkungsmaß von neun Metern erreicht. „Der aktuelle und zukünftige Senkungsverlauf bis nach 2019 bleibt jedoch unberücksichtigt.“ Nach der Meinung des IBB kann eine Überschreitung der Zielmarke nach Abklingen der zeitverzögert eintretenden Restsenkung aus dem Kohleabbau nach wie vor nicht ausgeschlossen werden. „Für uns hat die Aufsichtsbehörde hier eine Pflicht zu handeln“, sind sich beide einig. kb

Zurück