Foto: Gundis Jansen-Garz

Honig wird von Bienen gemacht!

Von Bienen und Blümchen und warum es nur noch so wenige davon gibt – was Honig genau ist und warum Bienenwachs teuer ist.

Die Gahlenerin Heike Holzum ist Imkerin und das mit großer Leidenschaft. Dabei wollte sie ursprünglich nur viel Obst ernten. Doch dann kam alles irgendwie anders. Der momentane Hype um die Bienen zeigt, dass das Thema die Menschen berührt. Aber nicht alles, was gut gemeint ist, ist auch wirklich gut. Das sagt Heike Holzum, die gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten in Gahlen-Besten als Imker arbeitet und ein kleines Wildparadies in ihrem Garten hat.

„Eigentlich wollte ich nur Obst ernten“, erzählt Heike Holzum ihren Weg zur Imkerei. Sie hatte eine Wiese mit zahlreichen Obstbäumen, die jedoch nur spärlich Früchte trugen. Um das zu ändern, hat sie sich für die Imkerei entschieden und wurde Hobbyimkerin. Die Obstbäume trugen nach einigen Jahren auch deutlich mehr Früchte. „Aber irgendwie habe ich mich dann in meine Bienen verliebt und lernte immer mehr dazu. Nach zunächst zwei Bienenvölkern kamen vier, dann sechs und jetzt bin ich Imkerin aus Leidenschaft“, so die passionierte Imkerin.

Schwere Zeiten

Die Imkerin Heike Holzum erklärt, wie man den Bienen wirklich helfen kann. Foto: Gundis Jansen-Garz

Doch die Bienen haben es schwer in diesen Zeiten und so gingen einige Völker ein. Die Varroamilbe, ein Parasit, ist einer der Gründe für das Massensterben. Die Bienen von der Varroamilbe zu befreien kostet viel Zeit. „Ursprünglich gelangten die Milben mit importierten Bienen nach Europa. Andere Faktoren, die eine Rolle spielen, sind der vermehrte Einsatz von Insektiziden, monotone Agrarlandschaften und allzu aufgeräumte Gärten“, so Heike Holzum. Aber auch Imkerzubehör, das seinen Namen nicht verdient: „Mir wurden minderwertige Bienenwachsplatten verkauft, die für das Absterben der Bienen verantwortlich waren. Meine Völker gingen nach und nach ein und ich wusste nicht, woran es lag.“ Ihr Lebensgefährte pflichtet ihr bei: „Das Geschäft mit dem Honig und anderen Bienenprodukten kann für Betrüger lukrativ sein. Leider gibt es immer mehr minderwertige, verfälschte Honige und auch komplett industriell hergestellte Produkte, wie zum Beispiel Bienenwachs, das aus China kommt und nie eine Biene zu Gesicht bekommen hat. Für echtes, reines Bienenwachs muss man mittlerweile rund 50 Euro pro Kilo zahlen, alles, was günstiger ist, ist Billigware“.

Gefährliche Halbwahrheiten

Den aktuellen Hype um Bienen und die Imkerei sieht Heike Holzum zwiespältig. Einerseits sei es sehr wichtig auf das Insektensterben hinzuweisen und entsprechend zu handeln, „Andererseits jedoch kursieren zu viele Halbwahrheiten, die kontraproduktiv sind und zu vorschnellen Maßnahmen führen“, so Heike Holzum. Als Beispiel nennt sie die Blühstreifen, die nun vermehrt entstehen. Das sei natürlich ein schöner Anblick, jedoch als Umrandung von Feldern, die herkömmlich gespritzt werden, völliger Unsinn. „Viel besser wären größere Blumenwiesen und Korridore, in denen sich auch andere Tiere wie Igel und Vogelarten aufhalten können“.

Der Mensch nimmt Lebensraum

Foto: Katharina Boll

Es werde suggeriert, dass die Honigbienen in Konkurrenz zu Wildbienen stehen. Das stimme aber nicht. Die Honigbiene nimmt eigentlich fast alles an, was blüht. Wildbienen sind dagegen Spezialisten, was das Nahrungsangebot betrifft, sie sind auf spezielle Arten angewiesen. Der Einzugsbereich der Honigbiene kann bis zu drei Kilometern betragen, der der Wildbiene nur knapp 200 Meter. Beide können also problemlos nebeneinander agieren. Da aber der Großteil der Wildbienenarten artspezifische Nistmöglichkeiten benötigen (zum Beispiel im Boden brüten) ist es auch hier der Mensch, der ihnen den Lebensraum nimmt - zunehmende Flächenversiegelung, sterile Gärten und auch Mähroboter, die jedes Gänseblümchen und auch Klee köpfen.

Frischer Honig

Die Plätze, an denen Heike Holzum ihre Bienenstöcke hat, liegen im eigenen Garten und an Orten, die abseits von intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen den Bienen ausreichend Nahrungsgrundlagen bieten. Gerne hätte sie weitere. Wer also einen abgelegenen Garten oder ein Grundstück hat, auf dem Bienenstöcke angesiedelt werden können, kann sich gerne bei ihr melden. Leckeren Honig verkauft Heike Holzum übrigens auch. In der Einfahrt ihres Hauses ist ein kleiner Verkaufsstand mit Kasse. Hier darf jeder kommen und Honig kaufen. „Das funktioniert gut, ich habe kaum Ärger mit Zechprellern oder Diebstahl und hoffe, das bleibt auch so“, freut sich die Imkerin. gj

Bienen wirklich helfen

Wer wirklich etwas für Bienen und andere Insekten tun möchte, sollte so natürlich wie eben möglich die Garten und Balkongestaltung angehen. Ungefüllte Blüten von heimischen Blumen sind Voraussetzung dafür, dass sie von Bienen, Hummeln und Co angeflogen werden. Das sind Wildrosen, nicht veredelte Dahlien, Lavendel, Katzenminze und vieles mehr. Aber auch Brennnesselecken sind wichtig, denn die Raupen einiger Schmetterlingsarten wie beispielsweise Tagpfauenauge und kleiner Fuchs benötigen diese als Nahrung – ohne Brennnesseln also keine Falterschönheiten. Je nach Gartengröße und Struktur können Felssteine und Totholzstapel eingeplant werden. In den Ritzen der Steine brüten gerne solitäre Bienen und im Totholzstapel gibt es Mäuse, in deren Bauten gerne Hummeln einziehen. Miniteiche, die es im Baumarkt gibt, ziehen weitere Tiere an und bieten eine gute Wasserquelle, sofern flache Randbereiche und Schwimmhilfen als Landeplätze vorhanden sind. Anstatt aus Beton und Asphalt sollten Wege aus Kies oder Platten mit Fugen vorhanden sein.

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