
Wenn der Koffer für den anstehenden Sommerurlaub schon gepackt ist, findet sich hoffentlich noch ein wenig Platz. Denn Bernhardt Söthe hat bei seiner Sommerbuchvorstellung in der Stadtbücherei Kirchhellen ein umfangreiches Paket mit Leseproviant zusammengestellt, das nur darauf wartet, beim Blick aufs Meer und bei wohltuenden Sonnenstrahlen „verputzt“ zu werden.
Léon und Louise - Alex Capus
Wer sich bereits die Zeit der Anreise ein wenig verkürzen möchte, sollte „Léon und Louise“ im Handgepäck verstauen. Den Anfang findet der Roman von Alex Capus an der Atlantikküste Frankreichs kurz vor Beginn des ersten Weltkrieges. Bei einer Fahrradreparatur lernen sich die lebensfrohe Louise und der schüchterne Léon kennen und kommen sich langsam näher. Aus einer stetig wachsenden Freundschaft wird schnell mehr, doch findet die junge Liebe ein abruptes Ende. Nach einem Besuch in Léons Heimatort geraten die beiden auf dem Rückweg in einen Granatenangriff. Schwer verletzt kommt Leon nach einiger Zeit in einem Lazarett wieder zu sich, doch von Louise fehlt jede Spur; es scheint, seine große Liebe sei bei dem fatalen Angriff ums Leben gekommen. Schweren Herzens versucht Leon sein Leben weiterzuleben, heiratet schließlich und zieht nach dem Ende des Krieges gemeinsam mit seiner Ehefrau und seinen vier Kindern nach Paris. Dort fährt er, wie unzählige andere Berufstätige auch, Tag für Tag mit der Metro, immer die gleiche Strecke. Doch ein Morgen unterscheidet sich komplett von den vorangegangenen. Denn plötzlich sieht er sie, nur für einen kurzen Augenblick, aber Léon ist sich sicher: das war Louise!

Das Orchideenhaus - Lucinda Riley
Nicht minder begeistert zeigt sich Bernhardt Söthe von Lucinda Rileys Debüt „Das Orchideenhaus“. Um Julia, die sich nach einem schweren Schicksalsschlag nicht so recht ins alltägliche Leben zurückfindet, ein wenig abzulenken, beschließt ihre Schwester, sie mit zu einer Auktion in einem alten Herrenhaus in Norfolk zu nehmen. In eben diesem Haus war ihr Großvater früher beschäftigt, wo er sich vornehmlich dem kleinen Gärtnerhäuschen widmete, das für seine wunderschöne Orchideenpracht bekannt war. Bei einem Gang durch das alte Anwesen begegnet Julia Kit Crawford, dem Erbe des Herrenhauses und berichtet ihm von ihrer Beziehung zu dem Gebäude. Schon wenige Tage später überreicht Kit ihr ein altes Tagebuch, das ihm bei den Renovierungsarbeiten des einstigen Orchideenhauses in die Hände fiel und möglicherweise Julias Großvater gehörte. Unverzüglich taucht Julia mithilfe der Erzählungen ihrer Großmutter und den Aufzeichnungen ihres Großvaters in das Leben der Großeltern ein. Dabei kommt nicht nur ein bisher gut gehütetes Familiengeheimnis ans Licht. „Mehr sei aber nicht verraten!“

Meine russische Großmutter und ihr amerikanischer Staubsauger - Meir Shalev
Wer sich nicht davor scheut, am Strand durch herzhaftes Lachen aufzufallen, sollte in jedem Fall „Meine russische Großmutter und ihr amerikanischer Staubsauger“ im Gepäck
verstauen. Wie viele andere nutzt auch Tonia Anfang der zwanziger Jahre die Einwanderungswelle und zieht gemeinsam mit ihrem Mann von Russland nach Israel. So weit, so gut. Wenn doch bloß dieser elendige Schmutz nicht wäre. Doch finden sich – Tonias Sauberkeitsfanatismus sei Dank schnell Mittel und Wege, den ungebetenen Schmutz zu vertreiben. Als ihr Schwager aus Amerika ihr schließlich auch noch ein Wundermittel namens Staubsauger schickt, scheint für Tonia das Paradies auf Erden eingetreten zu sein. Auf eine amüsante und liebenswürdige Art plaudert Meir Shalev über das Leben seiner Großmutter aus dem Nähkästchen und gibt zugleich mit viel Zärtlichkeit und Humor seine eigene Familiengeschichte wieder.
Weitere Leseempfehlungen gibt es regelmäßig auf der Internetseite der Humboldt-Buchhandlung (www.humboldt-buchhandlung.de).
Reinschauen lohnt sich in jedem Fall, denn der Sommer hat hoffentlich noch einige lauschige Tage zu bieten. Doch selbst wenn nicht – die langen Winterabende müssen schließlich auch irgendwie überbrückt werden.