Kirchhellen - Es ist Donnerstagmorgen, 10 Uhr, Markttag in Kirchhellen. Die Parkplätze sind daher rege frequentiert. Manuela Jepp hat bereits ihre erste Runde durchs Dorf gedreht. Seit zwei Jahren ist sie als Politesse im Dienst der Stadt Bottrop unterwegs und sorgt für Recht und Ordnung auf den Kirchhellener Parkplätzen.

So auch an diesem Donnerstag. Auf dem Marktplatz steht ein Auto ohne ausgewiesene Parkscheibe. Sorgsam überprüft Manuela Jepp, ob die Parkscheibe eventuell verrutscht oder in den Fußraum des Wagens gefallen sein könnte. „Nein, der Fahrer hat die Parkscheibe wohl vergessen“, sagt Manuela Jepp schließlich. Kennzeichen und Fahrzeugtyp werden aufgenommen, ein Foto gemacht und der Stand der Reifenventile vermerkt. „Daran kann ich später erkennen, ob der Wagen immer noch hier steht oder zwischendurch bewegt wurde.“ In einem solchen Fall würde es dann keine Aufstockung der Verwarnung, sondern eben „nur“ ein neues Knöllchen geben, das für den Autobesitzer mit 5 Euro zu Buche schlägt.
Insgesamt 18 Politessen sind für die Stadt Bottrop tätig. Sie rotieren in den unterschiedlichen Bezirken. „Hier in Kirchhellen sind zwei Stellen besetzt, die Morgen- und die Nachmittagsschicht“, erklärt Michael Althammer, Leiter der Bußgeldstelle. Seit nunmehr zwei Jahren kontrollieren die Politessen regelmäßig die Parksituation im Dorf. Manuela Jepp ist eine von zwei Politessen, die damals extra für die Kontrollen in Kirchhellen eingestellt wurden. „So wurde es von den Politikern damals gefordert“, sagt Althammer. Und er weiß, dass vor allem die Einzelhändler in Kirchhellen froh darüber sind, dass so die Ordnung auf den Parkplätzen eingehalten wird.

Besonders aber gilt es Feuerwehr- oder Hauszufahrten freizuhalten. „Falsch geparkte Wagen abschleppen zu lassen ist dabei immer unsere letzte Konsequenz.“ Zudem würden Bereiche, wie beispielsweise die Loewenfeldstraße an Sonntagen nur kontrolliert, weil sich Anwohner regelmäßig über das chaotische Parken beschwerten. „Gerade zu Fußballspielen wird hier oft kreuz und quer geparkt“, sagt Michael Althammer, „daher kommen wir den Anrufen natürlich nach und kontrollieren selbstverständlich auch einige Wochen später noch einmal nach.“ Gleiches gilt für den Bereich Grafenmühle. Hier wird vor allem an schönen Tagen jede Parkregel außer Kraft gesetzt. „Beim Brezelfest mussten wir manches Mal auch wirklich hart durchgreifen und den Abschleppdienst bemühen, weil Teile der Strecke und Feuerwehrzufahrten versperrt waren.“ Aber solche Maßnahme sind und bleiben die Ausnahme. In der Regel werden Knöllchen geschrieben, manches Mal reicht auch eine mündliche Verwarnung aus.

Natürlich muss Manuela Jepp hin und wieder aber auch den Ärger der Autofahrer ertragen, wenn diese nach dem Einkauf ein Knöllchen am Wagen finden. „Allerdings kommt das wirklich selten vor. Ich selbst hatte erst zwei Mal die Situation, dass ich beschimpft worden bin.“ Vielmehr kommen die Bürger auf Manuela Jepp zu und versichern sich, dass sie vorschriftsmäßig geparkt haben. „Zum Beispiel, wenn jemand gegen die Fahrtrichtung steht. Das ist zwar nicht ordnungsgemäß, wird aber von uns geduldet“, sagt die Politesse. Doch auch heute kommt Manuela Jepp an einer Diskussion nicht vorbei. Ein Autofahrer hat seinen Wagen an einem abgesenkten Bordstein geparkt. „Auch wenn es hier keine Ein- und Ausfahrt gibt, ist das verboten, denn die abgesenkten Bordsteine dienen älteren Menschen oder auch Behinderten dazu, die Straßenseite einfacher wechseln zu können“, erklärt Manuela Jepp. Etwa 20 Knöllchen schreibt Manuela Jepp in einer Schicht. Dabei dreht Manuela Jepp etwa drei bis vier Runden durchs Dorf. „Man muss schon gut zu Fuß sein und nicht so wetterempfindlich, denn nicht jeden Tag scheint die Sonne so wie heute.“
Bequemes Schuhwerk ist da ein Muss. Ebenso wie die Arbeitskleidung mit dem Stadtwappen.Die Ausbildung zur Politesse erfolgt übrigens direkt vor Ort. Sechs Wochen lang begleitet die angehende Politesse eine erfahrene Kollegin, bevor sie als Politesse den Dienst antritt. „Bei uns arbeiten zur Zeit nur Frauen als Politessen, was aber nicht heißt, dass wir nicht auch Männer einstellen würden“, sagt Michael Althammer. gk
Zahlen und Fakten
Die Verwarnungen im ruhenden Straßenverkehr nahmen in Bottrop 2011 im Vergleich zum Vorjahr um rund 2.200 auf über 61.800 Fälle zu. Bußgeldstrafen wurden hingegen seltener verhängt. Insgesamt 6.850 Mal. 557.000 Euro an Verwarngeldern und rund 165.000 Euro an Bußgeldern hat die Stadt Bottrop damit im vergangenen Jahr eingenommen.