Gladbeck
Foto: Nicole Gruschinski

Sicherer Ort für queere Jugendliche

Netzwerk Queer startet neues Projekt in der Tunnelstraße - Queere Jugendlichen bekommen nun einen geschützten Raum

Gladbeck -

Der Begriff queer ist eine Sammelbezeichnung für Menschen, deren sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität nicht der „Norm“ entspricht. Er umfasst unter anderem lesbische, schwule, bisexuelle, trans*, nicht-binäre und intergeschlechtliche Personen. Ursprünglich wurde „queer“ im Englischen abwertend für „sonderbar“ oder „merkwürdig“ verwendet, doch seit den 1990-er Jahren haben queere Menschen den Begriff positiv für sich zurückgewonnen. Heute steht er für Vielfalt und Selbstbestimmung. Oft wird hier die Abkürzung „LGBTQIA“ ( lesbisch, schwul, bisexuell, trans, queer, intersex, agender) verwendet. Doch gerade queere Jugendliche stehen oft vor besonderen Herausforderungen, die sich auf verschiedene Lebensbereiche auswirken.

Diskriminierung ist ein großes Problem dieser Jugendlichen – viele erleben abweisende oder feindselige Reaktionen nicht nur  in der Öffentlichkeit und Schule, oft sogar in der eigenen Familie. Das Coming-out kann mit Ängsten verbunden sein, da es oft mit Unsicherheit verbunden ist, wie das Umfeld reagieren wird. Auch die psychische Gesundheit ist ein wichtiges Thema, da queere Jugendliche häufiger unter Stress, Angst oder Depressionen leiden. Manche Jugendliche kommen damit nicht zurecht, weiß Nadine Wiescholek vom Kinderschutzbund und begehen sogar aus Verzweiflung Suizid. Zudem gibt es oft fehlende Unterstützung – sei es durch mangelnde Beratungsangebote oder fehlende Akzeptanz in sozialen Strukturen. In Zweckel gibt es nun einen neuen Anlaufpunkt für queere Jugendliche.

„Safe Space“

Der neueröffnete Jugendtreff ist in der Tunnelstraße 59, im Gebäude der „Offenen Tür“ der evangelischen Kirchengemeinde Gladbeck, beheimatet.Genutzt wird ein eigens hergerichteter Kellerraum, der den Jugendlichen zur alleinigen Nutzung zur Verfügung steht. In den vergangenen Wochen haben queere Jugendliche „ihren“ Raum gestaltet. Dieser ist ausschließlich für sie reserviert und soll ein sicherer Bereich sein, in dem sie sich unverstellt begegnen können. Der Raum liegt in den Räumlichkeiten des Evangelischen Kinder- und Jugendtreffs OT-Zweckel. „Damit schaffen wir einen echten Safe Space“, betont Kristin Schittenhelm, eine der beiden betreuenden Fachkräfte. „Es geht darum, queeren Jugendlichen einen Ort zu geben, an dem sie sich sicher fühlen, unter Gleichgesinnten sein und einfach sie selbst sein können.“

Neben Pädagogin Christine Schittenhelm wird der Treff auch von Sozialassistent Dawid Mühlhausen begleitet. Das Angebot richtet sich an queere Jugendliche aus Gladbeck und Umgebung. Informationen zu den regelmäßigen Öffnungszeiten und Veranstaltungen erhalten Interessierte über die Social-Media-Kanäle des Queeren Jugendtreffs oder direkt über die Ansprechpartner des Netzwerks Queer.

Mehr Sichtbarkeit und Unterstützung

Mit dem neuen Treff setzt das Netzwerk Queer ein klares Zeichen für mehr Sichtbarkeit und Unterstützung queerer junger Menschen. „Wir sind sehr stolz auf dieses Projekt“, so Mark Bothe, einer der beiden Sprecher des Netzwerks. „Es ist eines unserer größten und sichtbarsten Vorhaben der letzten Jahre.” Pfarrer Martin Schäfer, der Zweite im Bund ergänzt: "Es ist manchmal so, dass wir versuchen, sehr in Schubladen zu denken und dass wir hier einen Beitrag dazu leisten können, diese Schubladen aufzuziehen und zu zeigen, wie vielfältig das Leben ist.”

Das Netzwerk Queer, das sich in Gladbeck seit Jahren für die Rechte und Belange queerer Menschen engagiert, hat mit dem neuen Jugendtreff einen wichtigen Meilenstein erreicht. Die Eröffnung wird nicht nur als Erfolg für die queere Community in Gladbeck gewertet, sondern auch als starkes Signal für Vielfalt und Inklusion in der Stadtgesellschaft.

Capybara ist das Maskottchen des Treffs

Auskünfte über die Öffnungszeiten gibt es bei Kristin Schittenhelm, die gemeinsam mit Dawid Mühlhausen für die Jugendlichen da ist, wenn sie einen Ansprechpartner suchen. Info gibt es unter kristin.schittenhelm@ekvw.de oder telefonisch unter 02043 2745200. Das Maskottchen der Jugendlichen ist übrigens Gib, ein Capybara, ein Nagetier, das in Südamerika beheimatet ist. Er schmückt eine der Wände des Raums.

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Nicole Gruschinski

Nicole Gruschinski

n.gruschinski@aureus.de

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