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Schulschließungen sind unvermeidlich

Bis zum Ende des Jahres sollen die Bottroper Politiker einen Schulentwicklungsplan erstellen

Es ist zunächst einmal eine Empfehlung, was dem Schulausschuss der Stadt Ende Juni in seiner Sitzung vorgelegt wurde, doch diese Empfehlung zeigt die Fakten schwarz auf weiß auf.
 

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Für Stefan Völlmert, stellv. Schulleiter der Hauptschule, wäre die Sekundarschule die einzig vernünftige Alternative.

Die Schullandschaft, auch die in Kirchhellen, wird sich in den nächsten Jahren verändern, oder besser gesagt verändern müssen. Der demografische Wandel macht auch vor Kirchhellen keinen Halt, sinkende Schülerzahlen prognostiziert die Projektgruppe Bildung und Region aus Bonn, die eine Empfehlung des Schulentwicklungsplan für die Stadt Bottrop ausgearbeitet hat. „Der Blick auf die Geburtenentwicklung zeigt deutlich, dass die Zahl in der Stadt Bottrop eine starke Tendenz nach unten aufweist“, betont Projektleiter Wolf Krämer-Mandeau. Für den Standort Kirchhellen hieße das in Zahlen gesprochen, dass die Klassen von aktuell 65 auf 52 sinken werden. Da jede Grundschulklasse mit einer Frequentierung von 22,5 Schülern berechnet wird und jede Grundschule zweizügig laufen muss, sind Umstrukturierungsmaßnahmen die Folge. Die Matthias-Claudius-Schule soll aus diesem Grund von der Johannesschule übernommen werden – so lautet der Vorschlag der Projektgruppe. Die Feldhausener Schule wird dann ein Teil dieses Zusammenschlusses, so sehen es zumindest die Experten vor. Allerdings gäbe es dann in Kirchhellen-Mitte nur noch eine Grundschule mit katholischer Konfession.

Die nächste Gemeinschaftsgrundschule wäre die Gregorschule. Noch ist aber nichts entschieden und trotzdem erreichen das Schulverwaltungsamt täglich zahlreiche Anrufe besorgter Eltern. „Es ist noch überhaupt keine Entscheidung getroffen und auch wenn die Empfehlungen so umgesetzt würden, dann erst im Jahr 2017/18", erklärt Karl Trimborn, Leiter des Schulverwaltungsamtes. Zunächst einmal stünde man allerdings in der öffentlichen Diskussion. „Wir von der Verwaltung sammeln derzeit Meinungen von Schulleitern, Eltern, Bürgern und Fachleuten, um diese dann den Politikern vorlegen zu können.“ Erst nach dieser öffentlichen Diskussion und der Diskussion innerhalb der politischen Gremien werden Bezirksvertreter und die Ratmitglieder entscheiden und einen Schulentwicklungsplan ausarbeiten.
 

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Noch gibt es sie beide, doch wie lange noch, ist ungewiss, denn die Planungen gehen in eine andere Richtung.

„Ziel ist es diesen Plan Ende 2012 zu verabschieden.“ Und auch dann heißt das noch lange nicht, dass es zu Schulschließungen oder Zusammenlegungen der genannten Schulen kommt. „Dass wir Schulen schließen müssen, daran führt kein Weg vorbei, das zeigen die Zahlen eindeutig. Jedoch muss jede einzelne Maßnahme schlussendlich noch einmal einzeln betrachtet und bewertet werden und dazu noch einmal  das gesamte Beteiligungsverfahren durchlaufen.“ Karl Trimborn kann die Sorgen der Eltern durchaus verstehen, macht aber noch einmal deutlich, dass Maßnahmen nicht im nächsten Jahr, sondern erst in den kommenden fünf bis sechs Jahren umgesetzt werden. „Zudem sind ja auch neue Modelle denkbar, zum Beispiel, dass in Kirchhellen am Standort Johannes- und Matthias-Claudius-Schule eine Schule mit katholischer Konfession entsteht, die allerdings eine Gemeinschaftsschule als Zweig integriert“, sagt Karl Trimborn. All das liege im Bereich des Denkbaren und müsse nun eben zur Diskussion gestellt werden.

Gregor Fontein, Schulleiter der Matthias-Claudius-Schule, sieht ebenfalls zunächst einmal noch viel Raum für Diskussionen. „Es ist ja noch nichts entschieden." Doch trotzdem herrscht Unruhe an den Schulen, weil Eltern und Lehrer verunsichert sind. Der Elternrat der Matthias-Claudius-Schule mobilisiert sich bereits und wirbt bei den politischen Vertretern für sein Anliegen.
 

Was wird aus der Hauptschule?

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Auch die Hauptschule wird es in dieser Form in Zukunft nicht mehr geben.

Auch der Kirchhellener Hauptschule stehen Veränderungen ins Haus. So soll aus der Hauptschule nach Meinung der Projektgruppe Bildung und Region eine so genannte Sekundarschule werden. Stefan Völlmert, stellvertretender Leiter der Hauptschule, hält diese Idee für die einzig sinnvolle Alternative. Denn: „Veränderungen in der Schullandschaft sind zwingend notwendig. Die Hauptschule hat ausgedient, das ist nun einmal Fakt. Für Kirchhellener Schüler ist die Sekundarschule das Beste.“ Denn mit der Sekundarschule würden die Kirchhellener Kinder von Klasse 1 bis zum möglichen Abitur in Kirchhellen bleiben. Nahezu eine komplette Stufe fährt zurzeit in die umliegenden Realschulen, zur Hauptschule Kirchhellen kommen fast 40 Prozent auswärtige Schüler. „Das ergibt keinen Sinn. Die Kirchhellener Schüler sollen in Kirchhellen alle Schulformen erreichen können. Das ist auch pädagogisch anders kaum verantwortbar.“ Für Real- und Hauptschule wird es die Sekundarschule geben. „Das Gymnasium bleibt ja bestehen und die Kinder, die zum Gymnasium gehen möchten, können das auch tun“, sagt Völlmert. Die haben zunächst in Klasse 5 und 6 gemeinsamen Unterricht, erst ab der 7. Klasse wird differenziert.

Kooperationsgespräche mit dem benachbarten Gymnasium laufen bereits, denn das ist eine Voraussetzung der neuen Sekundarschule: Die Gewährleistung nach der 10. Klasse in die Oberstufe zu gelangen. Der Makel, das die Hauptschule mit sich trägt, verschwindet. Auch wenn die Schülerzahlen der hiesigen Hauptschule nach wie vor steigen. Die Umwandlung müsse jedoch langsam und sehr gut vorbereitet vonstattengehen, „da darf nichts übers Knie gebrochen werden. Wir brauchen Räume und die Lehrer müssen natürlich auch für die entsprechenden Sekundarstufen I und II lehrbefähigt sein.“ Den Eltern rät Völlmert zunächst einmal, die Ruhe zu bewahren. Vor 2014/2015 passiert gar nichts und die Schüler, die demnächst eingeschult werden, werden sechs Jahre Hauptschüler bleiben. Für einen Übergangszeitraum werde man zwei verschiedene Schulformen an einer Schule anbieten.

All diese Empfehlungen und Standpunkte müssen nun diskutiert werden. Denn bis Ende 2012 sollen die Bottroper Politiker eine Plan erarbeitet haben. LebensArt wird den Entscheidungsprozess weiter verfolgen. gk / gj

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