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Sekundarschule kommt – schneller als gedacht!

Der Rat der Stadt Bottrop hat in der letzten Sitzung vor den Sommerferien mit knapper Mehrheit beschlossen, dass die Sekundarschule schon nächstes Jahr kommen soll

Kirchhellen - Schon im kommenden Jahr soll die Sekundarschule in Kirchhellen starten. SPD, Grüne und ÖDP sprachen sich in der Ratsitzung vor den Sommerferien für den vorgezogenen Start der neuen Schulform aus. Jedoch mit einer knappen Mehrheit von 27 zu 25 Stimmen – auch gegen die Stimme des Oberbürgermeisters.

CDU und FDP sprachen sich eindeutig dafür aus, die Sekundarschule erst für das Schuljahr 2015/16 in Angriff zu nehmen. Schließlich müssten vorab nicht nur die Eltern informiert, sondern auch zu ihrer Meinung befragt werden. All das soll nach Meinung von SPD, Grünen und ÖDP im September laufen. Nach Auswertung der Befragung müsste die Bezirksregierung bis zur ersten Oktoberwoche über das vorzeitige Anmeldeverfahren informiert werden. Das Anmeldeverfahren ist für die letzte Januarwoche und die erste Februarwoche 2014 vorgesehen. Ein straffer Zeitplan. Fraglich, ob dieser zu halten sein wird.
Wir haben die Ratsparteien um eine Stellungnahme gebeten:

SPD, Renate Palberg

„Die SPD Fraktion befürwortet eine Sekundarschule in Kirchhellen und zwar so zügig wie möglich. Außerdem unterstützen wir die Einrichtung einer integrierten und integrativen Schulform im Ganztagsbetrieb, sie bietet alle im Schulsystem vorgesehenen Abschlüsse der Sekundarstufe I. Damit eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten einer weiteren Schulkarriere für jeden Absolventen in Kirchhellen. Wir versprechen uns davon, dass die derzeitige hohe Auspendlerrate von Kirchhellener Kinder abnimmt. Die Sekundarschule in Kirchhellen kann beispielsweise sowohl mit dem Vestischen Gymnasium als auch mit dem Berufskolleg oder einer Gesamtschule eine feste Kooperation eingehen, um den Jugendlichen die Aufnahme in die Oberstufe zu  ermöglichen.“

CDU, Rainer Hürter
„Die CDU wünscht eine zügige Entwicklung der Sekundarschule in Kirchhellen, die qualitativ hochwertig und attraktiv für Schüler ausgebaut werden muss. Diese Einführung darf nicht auf Biegen und Brechen unter Inkaufnahme eines möglichen Scheiterns erfolgen, wie es die SPD plant. Die Vorbereitung einer Sekundarschule muss mit Ruhe und Augenmaß, auch bei den räumlichen Veränderungen, erfolgen. Diese neue Schulform muss von Anfang an in Absprache mit den Eltern  geschehen. Der Wunsch nach einer kooperativen Form hat Vorrang, aber durch neue Entwicklungen sollte man auch offen über die Etablierung einer teilintegrierten Form diskutieren.“
 

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Schon im kommenden Schuljahr soll es in Kirchhellen die Form der Sekundarschule geben.
Foto: © Dieter Schütz / pixelio.de

ÖDP, Marianne Dominas
„Die Errichtung einer Sekundarschule ist für die ÖDP vom  Elternwillen abhängig. Wir empfehlen eine Sekundarschulgründung in Kirchhellen, weil diese dem lang gehegten Wunsch vieler Familien nach der Möglichkeit eines Realschulabschlusses vor Ort entsprechen würde. Deshalb haben wir uns auch für eine möglichst baldige Umsetzung des weiteren Prozesses ausgesprochen. Über die Form der Sekundarschule sollte die eingesetzte Arbeitsgruppe nach Auswertung der Elternwünsche entscheiden.“

B 90/ Grüne, Sigrid Lange

„Die Sekundarschule kommt dem Elternwillen nach längerem gemeinsamem Lernen entgegen. Dies ergaben Gespräche mit betroffenen Eltern in Kirchhellen. Überfällig sind konkrete Infoveranstaltungen der Schulverwaltung zum neuen Schultyp. Die Planungsarbeiten müssen zügig für eine Schulerweiterung der Hauptschule beginnen. In vielen Kommunen sind Sekundarschulen erfolgreich angelaufen, davon kann Kirchhellen profitieren. “

DKP-Fraktion, Michael Gerber
„Die Gründung einer Sekundarschule in Kirchhellen bedarf einer gründlichen pädagogischen Vorbereitung. Mit einem Schnellschuss aus wahltaktischen Gründen ist keinem gedient. Eltern werden ihre Kinder für diese neue Schulform nur nach einer umfassenden Information anmelden. Diese Information fehlt bisher völlig. Die einzurichtende Vorbereitungsgruppe benötigt Zeit, um ein überzeugendes Konzept für die künftige Sekundarschule zu entwickeln, das sowohl das längere gemeinsame Lernen, als auch die Inklusion berücksichtigt.“

FDP-Fraktion, Ruth Becker

„Wir als FDP haben uns für den Start 2015/16 ausgesprochen, damit die Eltern bestmöglich informiert eine Entscheidung für die Zukunft ihrer Kinder treffen können. Zudem muss die Verwaltung die Chance haben, neben der Lösung der Raumproblematik auch eine solide Vorbereitung des Schulkonzeptes einschließlich der Stellenausschreibungen zu schaffen. Wir erreichen nur, unsere auspendelnden Kinder und Jugendlichen vor Ort zu beschulen, wenn die zu gründende Sekundarschule optimal und in kooperativer Form aufgezogen wird.“

DIE LINKE, Christoph Ferdinand
„Nur möglichst langes gemeinsames Lernen ohne frühe Selektion – wie in den skandinavischen Ländern – kann Chancengerechtigkeit herstellen. Noch im Landtagswahlkampf war dies auch erklärtes Ziel von Rot-Grün, bis man den sogenannten „Bildungskompromiss“ mit der CDU schloss und eine fünfte neue Schulform einführte. Die Sekundarschule bietet gemeinsames Lernen nur bis zur siebten Klasse ohne eigene Oberstufe, sie ist damit eine „Gesamtschule-Light“. DIE LINKE ist die einzige Partei in Bottrop, die konsequent für längeres gemeinsames Lernen eintritt.“

Was ist eine Sekundarschule?

Die Sekundarschule führt zu allen Schulabschlüssen der Sekundarstufe I und ermöglicht durch verbindliche Kooperationen mit Gymnasien, Gesamtschulen oder Berufskollegs den Anschluss an die gymnasiale Oberstufe. Sie umfasst die Jahrgangsstufen 5 bis 10. In der Regel handelt es sich dabei um eine Ganztagsschule. Das Besondere am Konzept der Sekundarschule ist, dass die Schüler in den Klassen 5 und 6 gemeinsam unterrichtet werden – und das unter besonderer Berücksichtigung der individuellen Förderung. Dieses Konzept kann bis zur Klasse 10 über differenzierte Angebote fortgeführt werden (integrativ). Es ist aber auch möglich, den Unterricht ab Klasse 7 teilintegrativ durchzuführen. Das heißt, dass unter Beibehaltung der Klassenverbände in einzelnen Fächern Neigungs- und Leistungsprofile gebildet werden. Auf der anderen Seite kann der Unterricht auch in einer kooperativen Organisationsform erteilt werden, bei der entweder schulformbezogene Klassen gebildet oder ab Klasse 7 zwei Bildungsgänge auf unterschiedlichen Anforderungsebenen eingerichtet werden. Durch eine verbindliche Kooperationen mit der Oberstufe eines Gymnasiums, einer Gesamtschule oder eines Berufskollegs kann das Abitur erlangt werden. Die Sekundarschule muss mindestens dreizügig aufgestellt sein. Die Errichtungsgröße beträgt 25 Schüler pro Klasse.

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