Kirchhellen - Bunt sind schon die Wälder, gelb die Stoppelfelder und der Herbst ist da. Für die Landwirte beginnt nun die heiße Phase in der Ernte. Ob Getreide, Gemüse oder Obst, trotz des kalten Jahresstarts sind die Kirchhellener Landwirte mit den Ernteerträgen zufrieden. Der Herbst ist für Betriebe mit Futteranbau stets arbeitsreich.

Auch Friedrich Steinmann steht mitten in der Ernte. „Jetzt kommt der Mais von den Feldern, danach muss noch die Wintergerste gesät werden“, sagt der Kirchhellener Landwirt. Und bisher fällt die Ernte positiv aus. Die Erträge würden leicht über denen des Vorjahres liegen. „Wir haben zwar keine Rekordwerte zu vermelden, aber wer mit dem Ertrag in diesem Jahr unzufrieden ist, der ist undankbar.“ Denn manches Mal reicht ein Blick über die Lippe und man bekommt ein vollkommen anderes Bild. „Wir sind hier in Kirchhellen wirklich mit einem blauen Auge davon gekommen“, sagt Friedrich Steinmann, „der Regen kam hier in Kirchhellen passend. Vielerorts blieb er aus oder es kam gar viel zu viel Niederschlag runter.“
In Kirchhellen stimmte jedoch das Verhältnis und so haben sich die Kulturen an Mais und Getreide trotz des kalten Frühjahrs gut entwickelt. „Beim Getreide konnten wir acht bis neun Tonnen pro Hektar einfahren. Das ist ein gutes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass unsere Böden nicht die allerbesten für das Getreide sind.“ Momentan würden die Landwirte vor allem die trockenen Wetterphasen nutzen, um die letzten Kartoffeln zu ernten. „Die Kartoffelmenge pro Hektar ist in diesem Jahr etwas geringer, das hängt damit zusammen, dass die Kartoffeln auf Grund des kalten Frühjahrs erst später gepflanzt werden konnten.“
Auch die Grünlandernte ist im vollen Gange. „Normalerweise machen wir bis zu fünf Schnitte. In diesem Jahr sind es bisher drei. Wir schauen noch, wie sich die Grünflächen entwickeln, aber möglicherweise wird ein Schnitt fehlen.“ Das könnte Auswirkungen auf Pferde- und Kuhbetriebe haben, da weniger Heu und Silage zur Verfügung steht. „Generell kann man aber nicht mehr davon ausgehen, dass wenn wir eine gute Ernte beispielsweise beim Mais eingefahren haben, die Preise für die Verbraucher stabil bleiben. Der Handel mit Ernterohstoffen ist global geworden und wenn es dann zum Beispiel in Amerika Ausfälle bei der Maisernte gibt, dann wirkt sich das weltweit aus.“

Äpfel und Birnen vom Schmücker Hof
Trubelig geht es derzeit auch auf den Feldern des Schmücker Hofs zu. Vor allem in der Selbstpflücke tummeln sich die Apfel- und Birnenfreunde und sind begeistert von der Qualität des Obstes. Das war im Frühjahr noch nicht abzusehen. Die kühlen Temperaturen haben dazu beigetragen, dass nicht nur die Spargelsaison später gestartet ist, sondern auch die Erdbeerernte. „Und diese Verspätung hat sich bis in die Apfelsaison hineingezogen“, sagt Eberhard Schmücker. Hinzu kam, dass die Felder im Sommer bewässert werden mussten. „Dadurch konnten wir aber Äpfel und Birnen mit einem guten Kaliber heranziehen. Wir sind außerdem hingegangen und haben die Bäume von Hand ausgedünnt.“ Dabei wurden in der Reifephase die kleinsten Früchte vom Baum genommen, um denanderen mehr Platz zum Wachsen zu bieten. Bei 13 Hektar Äpfel und einem Hektar Birnen im Anbau macht das schon eine Menge Arbeit, die sich aber lohnt und letztlich in der Qualität der Früchte wiederspiegelt. Abstriche musste der Landwirt allerdings bei der Erdbeerernte machen. Erst war es zu kalt, dann wieder zu nass, dann kam der warme Sommer. „Es war eine schwierige Erdbeersaison, aber ich denke, wir haben alles dafür getan, dass die Kunden zufrieden waren.“ Viel Freude hatten die Beerenfans in diesem Jahr auch auf den Blaubeerfeldern. „Hier konnten die Selbstpflücker erstmals richtig große Früchte ernten.“
Diese sind nun abgeerntet. Bei den Äpfeln und Birnen stehen die Felder aber noch den ganzen Oktober zur Selbstpflücke bereit. Und danach gibt es die frischen Früchte natürlich auch im Hofmarkt, inklusive dem frisch gepressten, hauseigenen Apfelsaft.

Rote Äpfel auf dem Hof Umberg
Für Jörg Umberg geht die Erntesaison auch noch bis Ende Oktober. Dann sollten die letzten Äpfel gepflückt sein. Zahlreiche Sorten hat der Kirchhellener Obstbauer im Angebot. Erste Sorten sind dabei bereits ausverkauft. „Ende August haben wir bereits den Zari geerntet. Ein Sommerapfel, der sehr knackig und saftig ist.“ Eine neue und besondere Sorte präsentiert Jörg Umberg am 10. Oktober 2013 im Hofladen. „Wir wollen an diesem Tag unseren neuen Apfel mit rotem Fruchtfleisch präsentieren“, sagt Jörg Umberg. Der Abkömmling des Weirouge ist ein wahrer Hingucker. „Das Fruchtfleisch bleibt rot und verfärbt sich nicht braun. Im Geschmack ist er säuerlich. Er eignet sich daher hervorragend zum Backen oder Kochen.“ Daher gingen die ersten geernteten Äpfel auch sofort an Stephan Bertelwick, der in der Küche des Gasthofs Berger neue Rezepte damit ausprobierte. „Man kann mit der neuen Sorte vieles machen, zum Beispiel roten Apfelkuchen backen, aber auch rotes Apfelmus oder roter Apfelsaft sind denkbar.“ Im Ruhrgebiet ist Jörg Umberg der einzige Obstbauer, der den neuen Apfel anbietet. „Wir haben allerdings nur einen kleinen Bestand von 250 Bäumen. Wir wollen erst einmal schauen, wie groß die Ernte wird und wie der Apfel bei den Kunden ankommt.“
Für den restlichen Oktober hofft er auf gutes Apfel-Wetter: Tagsüber warm, nachts kalt. „Dieses Klima ist nicht nur gut für die Farbe, sondern auch für ein ausgeglichenes Zucker-Säure-Verhältnis.“ Zudem erholen sich die abgeernteten Bäume bei einem milden Klima besser und tanken Kraft für die nächste Saison. „Die Erntemenge, die wir in diesem Jahr bisher erzielt haben ist auf jeden Fall gut.“ Neben den Hauptkulturen Spargel, Erdbeeren, Himbeeren und Zwetschgen finden sich auf dem Hof Umberg aber auch Nebenkulturen wie Mirabellen, Pfirsiche und Nektarinen. Und auch Brombeeren bietet der Hof in diesem Jahr allen Beerenf reunden an.
Bei Miermann geht es um die Kartoffel
Neben Erdbeere, Spargel und Zwiebel gehört vor allem die Kartoffel zu den Spezialitäten von Miermanns Scheune. Angebaut werden hier unter anderem Sorten wie Celina, Belana und Annabell. Von der hervorragenden Qualität der Knolle konnten sich alle Kirchhellener gerade erst beim Kartoffelfest Ende September überzeugen. Dort gab es die Möglichkeit, verschiedene Kartoffelspeisen zu probieren und die leckere sowie gesunde Knolle zu erstehen.
Auch Johannes Miermann ist mit der Ernte in diesem Jahr zufrieden. „Trotz schwieriger Wetterbedingungen war die Ernte gut", fasst er zusammen. Schließlich habe es zwei wettertechnische Schwerpunkte gegeben: Der Januar war sehr kalt und der Juli von einer Trockenphase geprägt. Darüber hinaus ist im September sehr viel Regen gefallen. Dennoch durfte sich Kirchhellen über eine gute Ernte und leckere Produkte von den Feldern freuen. gk/jh