Die Initiative begann im Jahr 2014 als "Initiative für Kinder psychisch und suchterkrankter Eltern", eine Kooperation zwischen der Stadt Gladbeck und dem Caritasverband, unterstützt durch die "Aktion Mensch". Zu dieser Zeit reagierte die Stadt auf die ermittelten Bedarfe und nahm sich des Themas an, bevor es Teil des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes wurde. Ein Jahrzehnt später hat sich der Fachdienst "BlickKontakt" des Caritasverbandes entwickelt und etabliert. Zusätzlich gibt es ein von der Krankenkasse unterstütztes Projekt, das sich speziell auf Kinder und Jugendliche im schulischen Umfeld konzentriert. „Wir können damit nicht nur Jubiläum feiern, sondern auch auf ein Jahrzehnt erfolgreicher Arbeit für betroffene Familien in unserer Stadt zurückblicken“, fasst Lisa Tymann zusammen. Sie leitet die Abteilung „Hilfen zur Erziehung“ der Stadt Gladbeck.
Was zeichnet das Angebot aus?
Das Projekt entstand einst in Zusammenarbeit mit dem Antonius Krankenhaus in Kirchhellen. Über die letzten zehn Jahre entwickelte sich ein umfangreiches Netzwerk. Mittlerweile sind überall Flyer verfügbar, die Informationen über das Projekt bereitstellen, einschließlich beim Kinderschutzbund, der Frauenberatung und weiteren Beratungsstellen. „Durch Corona sind psychische Belastungen nicht unbedingt mehr geworden, aber heftiger“, so Carola Schroers von Fachdienst BlickKontakt. „Die Isolation während dieser Zeit, durch Schließungen von Kitas und Schulen, haben die Situation in den Familien oft noch verschärft.“ Psychische Erkrankungen gelten weiterhin als Tabuthema, mit Ausnahme des zunehmend akzeptierten Burn-Outs. „Wir bieten individuelle Beratung für Kinder und ihre Familien, um alle Beteiligten zu stärken“, erklärt Carola Schroers. Sie ist Sozialpädagogin und Systemische Familientherapeutin. Manchmal ging es um Wissen rund um die Erkrankung und die dazugehörigen Verhaltensweisen. „Vor allem geht es darum, individuell zu begleiten, Ängste abzubauen, die eigenen Ressourcen zu entdecken und ein soziales Netzwerk aufzubauen.“
Daher gibt es neben der individuellen Beratungsarbeit auch begleitende Gruppenangebote. „Hier haben Familien die Möglichkeit, gemeinsam etwas zu unternehmen und zu erleben. Das fördert das Miteinander und den Austausch, sowohl für die Kinder als auch die Eltern. Manchmal ist es schon hilfreich zu merken, dass man mit seinen Gedanken und Gefühlen nicht alleine ist“, sagt Karola Schroers.
Ihre Kollegin Julia Latocki betreut ein von Krankenkassen unterstütztes Projekt an Schulen, das Aufklärungsarbeit in Klassenräumen leistet, um Lehrer, Schüler und Eltern für das Thema psychische Gesundheit zu sensibilisieren. Es wird den Schülern beigebracht, wie sie ihre seelische Gesundheit stärken können. Dabei stellt sie fest, dass viele Schüler bereits Erfahrungen mit diesem Thema haben. Betroffene werden ermutigt, sich Unterstützung zu suchen.“ Hierzu gehören zum Beispiel regelmäßige Sprechstunden an weiterführenden Schulen für Schüler, Lehrer und Eltern. Hinzu kommen Projekttage in den Klassen zum Thema psychische Gesundheit. Diese bauen nicht nur Barrieren ab, sondern sind auch ein wichtiger präventiver Ansatz. Und nicht zuletzt gibt es die Einzelfallarbeit, also die Hilfe im Lebensumfeld des Kindes beziehungsweise des Jugendlichen“, so Julia Latocki.
Ziele für die kommenden Jahre
„Es wäre gut, wenn wir die individuelle Hilfe im Kontext der Schule intensivieren und verstetigen könnten. Das ist präventive Arbeit und sorgt dafür, dass das Thema seelische Gesundheit weiter enttabuisiert wird“, sagt Julia Latocki. „Fachgerechte Informationen führen zu mehr Verständnis für psychische- und Suchterkrankungen. Verständnis baut wiederum Unsicherheiten und Hilflosigkeit ab. Daran müssen wir einfach weiterarbeiten“, ergänzt Karola Schroers.
Ansprechpartner für Betroffene:
Karola Schroers – Diplom Sozialpädagogin
Karola.Schroers@caritas-gladbeck.de
Julia Latocki – B.A. Gesundheitspsychologie und Medizinpädagogik
Julia-latocki@caritas-gladbeck.de
Caritasverband Gladbeck e.V.
Wiesenstraße 28
45964 Gladbeck
Tel.: 02043/2949-90