Gladbeck
Foto: Privat

Neue Sonderausstellung im Museum Gladbeck

60 Jahre Arbeitskräfte-Anwerbeabkommen: „Geschichten der Arbeitsmigration von 1955 bis 1973 - Ein Koffer voller Träume“

Gladbeck -

Am 30. Oktober 1961 wurde zwischen dem Auswärtigen Amt in Bonn und der türkischen Botschaft eine pragmatische Vereinbarung getroffen, deren Folgen unsere Länder bis heute prägen: Das Anwerbeabkommen.

Von da an war es möglich, Arbeitskräfte aus der Türkei nach Deutschland zu schicken. Es folgten Bewerbungen von Schreinern, Maschinenschlossern, Bauern, ungelernten und ausgebildeten Frauen und Männern. Es war der Beginn der türkischen Einwanderung in die Bundesrepublik. Heute, 60 Jahre später, zählen Menschen mit türkischer Herkunft als eine der größten ethnischen Minderheiten in Deutschland.

Im ganzen Land finden anlässlich des Jubiläums derzeit Veranstaltungen statt. Auch die Stadt Gladbeck nimmt mit ihrer Ausstellung im Museum an der Burgstraße teil. Einige Mitglieder der Museumsleitung, des Freundeskreises Gladbeck-Alanya und des Integrationsrats sowie des Stadtarchivs haben gemeinsam eine Ausstellung ausgearbeitet, die sich nicht nur mit der Geschichte Türkeistämmiger, sondern auch denjenigen Arbeitskräften auseinandersetzt, die aus anderen Ländern als Arbeitskraft nach Gladbeck kamen. Denn in den Jahren von 1955 bis 1968 schloss die Bundesrepublik Deutschland Abkommen mit insgesamt neun Ländern ab, darunter auch Italien, Spanien, Griechenland, Marokko, Südkorea, Portugal und Tunesien. In der Ausstellung mit dem Titel „Geschichten der Arbeitsmigration von 1955 bis 1973 – Ein Koffer voller Träume“ kommen Einwanderer selbst zu Wort. Geteilt werden Geschichten und persönliche Erinnerungen, die mit ausdrucksstarken Fotos untermalt sind.

Mitreißende Einzelschicksale beschreiben, welche Träume, Hoffnungen und Wünsche sie hatten, als sie ihre Heimat verließen und nach Deutschland aufbrachen – Oftmals mit der Absicht, schnellstmöglich in ihr Heimatland zurückzukehren. Einige Geschichten verliefen dann doch anders als geplant. Statt zu sparen, um sich in ihrem Heimatland eine Existenz aufzubauen, holten sie ihre Familien nach Deutschland und blieben... und das, obwohl es in der damaligen Zeit noch keine ausgereiften Integrationsmaßnahmen wie Sprachkurse gab. Unterstützung in der Nachbarschaft wurde noch großgeschrieben. Insgesamt gibt es 26 Geschichten zu erfahren. Mitorganisatorin Müzeyyen Dreessen beschreibt die Teilhabe an dem Projekt als „bereichernde Erfahrung“. Sie stammt selbst aus eine Einwandererfamilie und hat den Großteil der Interviews durchgeführt: „Die Menschen waren gerührt und dankbar für das Interesse und dass sie ihre Geschichten teilen durften. Bei der Eröffnung herrschte eine sehr emotionale Atmosphäre.“

Noch bis mindestens Anfang Februar ist die Ausstellung im Museum der Stadt Gladbeck zu sehen. Der Eintritt ist kostenfrei. Das Museum ist dienstags bis samstags von 12 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

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Valerie Misz

Valerie Misz

v.misz@aureus.de

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