Gladbeck
Die Ausstellung Innenleben von Tim Eitel in der Neuen Galerie Gladbeck.
Tim Eitel, Innenleben.Foto: Privat - Hanne Brandt

Tim Eitels „Innenleben“ und die Neue Galerie Gladbeck

Die 23 Werke des deutschen Malers Tim Eitel sind noch bis zum 14. Mai 2021 in der Neuen Galerie ausgestellt

Gladbeck -

Endlich durfte das Gladbecker Museum die Ausstellung eröffnen – die Werke von Tim Eitel warten seit 2020 auf Publikum.

Die Ausstellung des Malers Tim Eitel, der in Paris lebt und dort eine Professur für Malerei innehat, wurde am Freitagabend, 19. März 2021 eröffnet. Ausstellungsplaner Gerd Weggel erzählt: „Unsere Kunst lebt vom Austausch. Die Ausstellung von Tim Eitel haben wir digital eröffnet, denn eine große Vernissage dürfen wir ja momentan gar nicht veranstalten.“ Dennoch sei man in der Neuen Galerie froh, dass zumindest für eine Zeit Lockerungen eintreten, die sich aber in der aktuellen Zeit immer wieder ändern können. „Sofern Museen aber geöffnet bleiben dürfen, dürfen 15 Personen nach Anmeldung die Neue Galerie betreten“, erklärt Gerd Weggel weiter. Das sei mit einer Grundfläche von 360 Quadratmetern durchaus möglich. Schon vor einiger Zeit haben wir mit dem Ausstellungsplaner über die Situation im Museum gesprochen – und was das für die Kulturszene Gladbeck bedeutet.

Rare Werke in Gladbeck

Alle Werke, die die Neue Galerie von Tim Eitel ausstellt, stammen zum Großteil aus privaten Sammlungen, der Rest aus institutionellen Sammlungen. „Es sind nicht sehr viele Werke des Künstlers verfügbar. Das liegt teilweise auch an seiner Art des Schaffens, denn es kann schon einmal sein, dass Tim Eitel mehrere Monate braucht, um ein Gemälde fertig zu stellen“, beschreibt Kasia Lorenc. Umso schöner sei es da natürlich, dass die Ausstellung überhaupt zustande kam – wenn auch mit Verspätung. „Tim Eitel hat die Ausstellung in unseren Räumen hier mitkonzipiert“, erzählt Kasia Lorenc weiter. Per Videocall habe der Künstler zusammen mit dem Team der Neuen Galerie entschieden, wie seine Gemälde gehängt werden sollen. Vorher schon habe er einen Plan der Räumlichkeiten bekommen, aber: „Eigentlich ist es immer schöner, die Kunstschaffenden bei uns vor Ort zu haben. Es geht zwar auch per Videocall, aber vor Ort können die Ausstellungsräume natürlich noch einmal ganz anders wirken“, sagt die Kuratorin. Sie erzählt weiter: „Das war auch für mich eine ganz neue Erfahrung.“

Zusammen haben Künstler und Kuratorenteam sich aber einigen können. Zehn Ölgemälde auf Leinwand hängen in der großen Halle, zehn Gemälde, neun davon Acryl- und ein Ölgemälde, hängen im Lesesaal. Zusätzlich gibt es zwei Editionen.

„Innenleben.“

Die Ausstellung Innenleben von Tim Eitel in der Neuen Galerie Gladbeck.
Foto: Privat - Hanne Brandt

So lautet der Titel, den die Ausstellung von Tim Eitel trägt. Innenleben beschreibt hier aber nicht nur die Kunst-Motive, die alle in einem Innenraum stattfinden. Vielmehr beobachten wir Figuren, die sich in ähnlichen musealen Räumlichkeiten aufhalten wie wir, während wir ebendiese Gemälde betrachten. „Wir betrachten uns quasi selbst“, sagt Kasia Lorenc.

Tim Eitels Gemälde erzählen eine Geschichte – oder mehrere. In der Halle erwartet die Besuchenden direkt ein Triptychon mit dem Titel „A Visit“. Die drei Gemälde funktionieren einzeln, erzählen aber auch zu dritt etwas. Ein Etwas, das sich individuell nach dem Betrachter oder der Betrachterin richtet. Es folgt das großformatige Gemälde „Paar“. Mit einem deutlich voyeuristischen Ansatz beobachten wir hier ein Paar, das sich wahrscheinlich ebenfalls in einem Museum aufhält. Sitzend. Aber: Wer spricht hier? Was könnte erzählt werden? Was ist hier der Kontext? Diese Fragen zu beantworten obliegt den Betrachtenden.

Tim Eitel setzt dabei nicht einmal auf auffällige Farben – das Schlussgemälde des Rundgangs in der Halle der Neuen Galerie einmal ausgeklammert. Dunkle Töne, Blau, Grau, Schwarz und Weiß dominieren seine Bilder, halten sie aber auch ruhig. Die Geschichten brauchen auch keine auffälligen Farben, denn es ist ja schnell deutlich, dass sich die Figuren auf den Gemälden in white cubes – das sind die quadratischen Räume mit weißen Wänden, die so typisch für zeitgenössische Museen sind – aufhalten.

Eine ähnliche museale Umgebung umgibt auch die Figuren der Aquarelle im Leseraum der Neuen Galerie. Die neun Gemälde ohne Titel gehören zusammen, auch hier hat der Künstler die Erzählsemantik durch Gemäldehängung bestimmt. Wir beobachten auf jedem der kleinformatigen Gemälde die sich wiederholenden Figuren, die im Grunde nichts zu machen scheinen. Wir beobachten sie, wie sie beobachten – und sind dennoch gefesselt davon.

Von der Beobachtung zum Gemälde

Gerd Weggel und Kasia Lorenc erklären: „Es ist typisch für Tim Eitel, dass er seine Umgebung genau beobachtet und fotografiert. Oft sind die Figuren auf den Werken Freunde oder Bekannte. Es gibt aber auch eine Arbeit, auf der er selbst zu sehen ist.“ Fiktiv seien die Szenen also nicht, aber akkurat verbildlicht.

 

Die Ausstellung läuft noch bis zum 14. Mai 2021. Die Öffnungen richten sich nach der jeweils geltenden Coronaschutzverordnung. Bei Fragen steht das Team der Neuen Galerie Gladbeck immer von mittwochs bis sonntags zwischen 15 und 20 Uhr telefonisch unter (02043) 3198371 oder per Mail an hallo@galeriegladbeck.de zur Verfügung.

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Julia Liekweg

Julia Liekweg

julia.liekweg@aureus.de

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