Kirchhellen
Die Kirchhellener Johanneskirche heute: Sie erzählt eine lange Geschichte. Der Heimatverein hat diese weitestgehend aufgeschlüsselt.Foto: aureus

100 Jahre Grundsteinlegung: Die lange Geschichte der Kirchhellener Johanneskirche

Vor den Kriegen zerstört und dazwischen wieder aufgebaut: Die Dorfkirche hat viel hinter sich. Ein Ausflug in die Kirchhellener Historie.

Kirchhellen -

Einiges ist vergessen, doch viel mehr konnte niedergeschrieben und festgehalten werden: Die Geschichte des Dorfes Kirchhellen ist gut dokumentiert und archiviert, was wir nicht zuletzt dem Heimatverein zu verdanken haben. In ihrem Buch „Beller un Vertellkes“ (aus dem Plattdeutschen: „Bilder und Erzählungen“) haben Heinrich Steinberg und Hans Büning weite Teile der Kirchengeschichte aus Kirchhellen, Feldhausen und Grafenwald festhalten können.

Kirchen waren früher nach Osten ausgerichtet. Deshalb befand sich der Haupteingang der alten Kirche an der Westseite.

„Die „Alte Kirche“, einst Mittelpunkt des Dorfes, wurde schon um das Jahr 1.000 urkundlich erwähnt, oftmals umgebaut und erweitert, wurde sie im Jahre 1917 ein Raub der Flammen“, heißt es in der historischen Schrift von Steinberg und Büning. Denn zu diesem Zeitpunkt, genauer gesagt am 19. Juli 1917 erreichte der Erste Weltkrieg in Kirchhellen seinen Höhepunkt, als das Gotteshaus in Flammen aus ging. Der Krieg als direkte Ursache wurde allerdings nie bestätigt. Die Gründe für den Brand können vielfältig gewesen sein.

Die Errichtung einer neuen Kirche war angedacht, doch musste zunächst eine Übergangslösung her. Der noch immer in Kirchhellen nahezu legendäre ehemalige Gastraum Schulte-Wieschen sollte für den Übergang als Kirchraum dienen. Die alte Kirchenruine wurde aufgeräumt und mit einem Notdach versehen, doch die Besatzung des Landes durch die Siegermächte und Kriegsfolgen wie Inflation und Hungersnot bedingten, dass der Neubau einer Kirche noch auf sich warten lassen musste.

Mittelpunkt des Dorfes

Eine Kirche ohne Dach. 1917 brach ein Feuer aus, das irreparable Schäden an der Johanneskirche hinterließ.

Man fühlte sich dem Namen wohl verpflichtet, mutmaßte Hans Büning. Als „Kirch-hellener“ vermochte man nicht länger ohne Gotteshaus zu sein und machte sich am 18. Mai 1924 mit der Grundsteinlegung ans Werk. 800 Mark kostete damals ein Ziegelstein. Ebenfalls als Konsequenz des Krieges musste bei unseren Nachbarn, den Niederländern, um eine finanzielle Unterstützung für den Kirchbau gebeten werden. Gesagt, getan, wurde damals aus den Steinen der über das Dach der alten Kirche herausragenden Turmruine das Fundament gelegt.

„In einer auch für heutige Verhältnisse noch gültigen Rekordzeit von 17 Monaten stand der Bau vollendet“, schreiben Steinberg und Büning. „Zum Kirchweihtag am 12. Oktober 1925 läuteten bereits drei von sechs bestellten Glocken den Festtag ein.“ Die folgenden Jahre waren von der Abtragung der Schulden für die neue Kirche geprägt. Glücklicherweise wurde der Neubau im Zweiten Weltkrieg nur durch kleinere Blessuren beschädigt.

Bis heute wurden noch zahlreiche Umbaumaßnahmen vorgenommen, doch das äußere Erscheinungsbild ist geblieben. Zuletzt wurde die Kirche mit einem neuen Anstrich, mehr Licht und mehr Technik 2021 ausgestattet.

Am 9. August findet im Rahmen der Sommerkirche und des Dorffestes eine abendliche Kirchenführung um 20.30 Uhr statt. Das Thema und der Anlass der Führung durch den historischen Kirchort wird die Grundsteinlegung vor 100 Jahren sein.

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Aileen Kurkowiak

Aileen Kurkowiak

aileen.kurkowiak@aureus.de

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