Wie kommt es dazu, dass ein junger Kirchhellener so großes Interesse und Engagement für die Politik entwickelt?
Mein Großvater war selbst Kommunalpolitiker. Er hat mir immer gesagt: „Wenn man mit etwas unzufrieden ist, sollte man selbst dafür Verantwortung übernehmen.“ Dann hat mich meine Mutter früh dafür sensibilisiert, die Nachrichten interessiert zu verfolgen. Solche Dinge haben dazu beigetragen, dass ich mich dann als Klassen- und Schülersprecher habe aufstellen lassen. Als sich dann das Jugendparlament konstituierte habe ich mir überlegt, dass das ein guter nächster Schritt sein könnte.
Gleichzeitig habe ich mich dann mit Kommunalpolitik im Allgemeinen auseinandergesetzt, mich mit den Parteien befasst. So bin ich dann auch zur CDU gekommen. Ich war und bin der Meinung, dass man so am meisten bewegen kann.
Ziel ist es dann also in Ludger Schnieders Fußstapfen zu treten?
Nein, Bezirksbürgermeister möchte ich nicht werden. Politische Beteiligung ist auf allen Ebenen wertvoll. Aber was ich mir selbst vorgenommen habe, beziehungsweise was ein Ziel wäre, ist Landtagsabgeordneter zu werden. Ich finde da ist man noch nah genug an den Menschen und an den Problemen vor Ort – hat aber trotzdem noch genug Einfluss, um etwas zu bewegen, als wenn man „nur“ im Stadtrat sitzt. Das soll nicht heißen, dass es nicht wichtig ist, im Gegenteil: Viele Dinge, die auf städtischer Ebene entschieden werden, haben direkten Einfluss auf die Bürger.
Also sollte es nach Möglichkeit auf eine politische Karriere hinauslaufen?
Wäre schön, ja. Aber ich bin jetzt nicht darauf versteift. Wenn alles zusammenkommt und es klappt, würde ich mich sehr freuen. Es muss nicht unbedingt eine Laufbahn in der Landespolitik sein. Wenn ich mich hier vor Ort für Kirchhellen und Bottrop einsetzen könnte, wäre ich auch zufrieden.
Was reizt Dich an der politischen Arbeit besonders?
Hauptsächlich finde ich es spannend, Probleme zu erkennen und an Lösungen zu arbeiten. Politik ist nicht dafür da, um für sich selbst etwas zu bewegen, sondern um anderen Menschen zu helfen. Das ist dann schon eine sehr erfüllende Aufgabe, finde ich. Man kann schon enorm viel Zeit in diese Arbeit investieren. Ich bin nicht nur im Jugendparlament und parteipolitisch eingebunden, da gibt es auch noch den Kinder- und Jugendrat NRW – den Dachverband der Jugendparlamente – dort bin ich Anfang 2021 in das Sprecherteam aufgerückt. Jetzt kommt eben zu der kommunalen Jugendpolitik auch noch die auf Landesebene hinzu. Das ist schon einiges und nimmt viel Zeit des Alltags ein – mein Terminplan ist häufig ziemlich voll.

Ich mag Ergebnisse, die greifbar sind. So haben wir zum Beispiel mit der Jungen Union Bottrop das DRK in Kirchhellen besucht und im Gespräch erfahren, dass sich die Ausfahrt für die Rettungsfahrzeuge schlecht eignet, da die andere Straßenseite meist zugeparkt wird. Wir konnten dann durch einen Antrag an die Verwaltung über die Bezirksregierung realisieren, dass dort das Halteverbot durch eine Markierung besser sichtbar wird.
Welche Themen stehen da besonders im Fokus?
Der Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft spielt eine zentrale Rolle für mich. Das sind Themen, die man auch als junger Mensch mitbekommt. Zum Beispiel Lebensmodelle, die vor 50 Jahren noch nicht so präsent waren. Das ist zum Beispiel auch ein Punkt, der mich an meiner Partei ein bisschen stört. Aber darauf kommt es ja nicht an, sondern die Partei zu finden, die am besten zu jemandem passt mit dem Anspruch, das zu verändern, was einem vielleicht nicht auf Anhieb zusagt. Da könnte auch die CDU in so manchen Dingen ein wenig progressiver werden.
Warst Du auch dafür, die Amtszeit der aktuellen Parlamentarier zu verlängern? Wenn ja, warum?
Einige Dinge befinden sich noch immer in einem Prozess. So zum Beispiel die geplante Stolperstein-Aktion als Teil der Aufklärungsarbeit. Ich finde, das ist jetzt wichtiger als je zuvor. Vor allem wenn man sieht, was Querdenker heutzutage veranstalten und äußern, schlicht Tatsachen und historische Ereignisse verdrehen. Wir haben im Jugendparlament auch noch die Idee einer Themenwoche zur Aufklärung rechten Gedankengutes in der Schublade, die man gut in Bottrop und Kirchhellen umsetzen könnte.
Aus diesem Grund freue ich mich auch sehr, dass wir jetzt den Antrag zur Verlängerung der Amtszeit gestellt haben. Wir hatten nicht genug Zeit, um das umzusetzen, was geplant war. Ich finde die Parlamentarier haben alle eine sehr gute Arbeit geleistet, um dieses neue Gremium aufzubauen. Und dann haben sie es sich auch verdient, nochmal die Möglichkeit zu bekommen, hoffentlich in einer pandemiefreien Zeit das ein oder andere Projekt umzusetzen.
Die Gründung des Jugendparlaments und die Durchführung von Projekten während der Pandemie – Wie funktioniert das?
Wir haben die Arbeit gut hinbekommen, aber das Menschliche hat immer ein wenig gehakt. Als dann die Inzidenzen niedriger waren, haben wir es geschafft, gemeinsam nach Berlin zu fahren und die CDU-Landtagsabgeordnete Annette Bunse zu treffen. Das war wirklich schön und man hat eine stärkere Verbindung zwischen den Parlamentariern wahrnehmen können.
Ich finde es ganz wichtig, dass man in Parlamenten und im politischen Diskurs die ganze Gesellschaft abbildet. Jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich direkt am Geschehen beteiligen zu können, ist sehr viel wert. Man selber weiß ja häufig am besten, welche Baustellen es wo gibt. Entsprechend ist es wünschenswert nicht nur zu demonstrieren, sondern sich auch am Geschehen zu beteiligen und aktiv zu debattieren. Deswegen macht mir das Mitwirken in der Politik so viel Freude.