„Wir gegen die Anderen“
Dort leitete er unter anderem den „Deutscher Verein vom Heiligen Land“ (DVHL) und das Pilgerhaus Tabgha in Tiberias am See Genezareth. Der heute 68-Jährige besuchte das Land zuletzt diesen Juni. Die Bombenalarm-App auf seinem Handy ist noch aktiv. „All diese Themen strengen furchtbar an“, sagt der Geistliche, „man ist dauernd in einer Aufmerksamkeitsspannung, das erschöpft furchtbar.“ Viele Menschen seien mit ihren Kräften am Ende, denn Krieg, Auseinandersetzungen in der Gesellschaft und wirtschaftliche Sorgen zermürben die Menschen vor Ort.
Es herrsche ein allgemeines Gefühl von „wir gegen die Anderen“, beschreibt er seinen Eindruck, den er bei seiner vergangenen Israel-Reise gewann. „Liberal und nationale Israelis stehen einander gegenüber. In dieser aufgeheizten Stimmung haben auch die Aggressionen gegen Christen zugenommen, weniger von der muslimischen als von der extrem jüdischen Seite. Eine Folge ist, dass viele Christen und liberale Juden darüber nachdenken, das Land zu verlassen.“
Fronten verhärtet
Der kriegsbedingte Einbruch der Wirtschaft zieht zahlreiche katastrophale Folgen für das Land und seine Bewohner mit sich. „Immerhin hat die Arbeit Menschen in Verbindung gebracht. Wo man gemeinsam arbeitet, kann man anders miteinander umgehen, als wenn man immer nur Verdacht gegeneinander hegt und sich nicht kennt.“, sagt Bornemann. Doch noch immer sind die Fronten verhärtet und Israel gleicht mehr denn je einem hochentzündlichen Pulverfass.

Wichtig sei es jetzt, dass Institutionen wie Schulen, Gästehäuser und andere Angebote möglichst offengehalten werden. Die Menschen müssen etwas Normalität erfahren und spüren, meint der gebürtige Kirchhellener.
Bornemann befürchtet, dass der Jahrestag des Hamas-Angriffes, der 7. Oktober, vor allem als Tag für politische Äußerungen missbraucht werden wird. Auch in Deutschland befürchtet die Polizei entsprechend gewaltsame Ausschreitungen anlässlich dieses Datums. Der DVHL will ein Zeichen setzen, indem er zusätzlich zwei Tage später den 9. Oktober – den die orientalischen Kirchen als Gedenktag des Patriarchen Abraham begehen – gestaltet. „Menschlichkeit und Mitgefühl eröffnen Perspektiven“, ist Bornemann überzeugt, „wo Menschlichkeit ist, da sind Dinge möglich, die man nicht für möglich gehalten hat.“