Kirchhellen

Lieder, die mir Erinnerungen schulden

Eine Kolumne von Stina Schulzke

Kirchhellen -

Ich habe meine Angststörung seit meinem 19. Lebensjahr. Ich feiere dementsprechend dieses Jahr zehnjähriges Jubiläum von verpassten und schönen Erinnerungen. Stattdessen blicke ich auf zehn Jahre How I met your mother in Dauerschleife und einige Erfolge im Videospiel Battlefield V zurück.

Man leidet natürlich noch einmal zwanzig Prozent mehr, wenn man am Wochenende im Bett liegt und eine mega Party hört, auf der man so wahnsinnig gerne auch wäre. Aber ein geringer Bewegungsradius und vor allem mangelnde Freundschaften (insbesondere in meinem Alter) geben solche Situationen einfach nicht her.

Dann schnieft man im Bett vor sich hin und unterdrückt seinen dörflichen Drang, die Polizei die Party sprengen zu lassen, weil es ja auch schließlich schon 22.07 Uhr ist und die Musik noch nicht leiser gedreht wurde!

Meine Momente habe ich im Auto! Wenn ich durch die Gegend fahre und mich fast wie ein normaler Mensch fühle. Wenn ich die anderen Menschen sehe, die ihr ganz eigenes Leben führen und dabei Musik höre.

Ich habe die Hoffnung nie aufgegeben, wieder gesund zu werden.

So wie einige Menschen Hosen in ihrem Schrank aufbewahren – in der Hoffnung irgendwann wieder da rein zu passen – hebe ich Lieder auf, in der Hoffnung, dass sie mir irgendwann die Erinnerung schenken, die ich mir von ihnen wünsche!

Dirty Paws zum Beispiel, von „Of monsters and men“, wartet seit mehr als sechs Jahren darauf, dass ich es auf einem Roadtrip durch Schweden spiele – bei einem Sonnenaufgang, zwischen Feldern und weit entfernten Bergen, während ich einfach meine Hand aus dem Fenster halte und die warme Sommerluft durch meine Finger gleiten lasse.

Ein anderes Lied, das schon seit mehr als acht Jahren auf seine Chance wartet, eine Erinnerung zu werden, ist das Lied Wings von Birdy! Ich verbringe manchmal Stunden damit, meinem Freund in jedem Detail die Party zu beschreiben, die ich für dieses Lied gerne als Erinnerung hätte! Das ausgefallene Outfit, das ich tragen würde und wie gerne ich tanzen würde auf dieser Party, die an einem See, zwischen vielen Bäumen stattfinden würde. In der Mitte ein großes Lagerfeuer und die Sterne über meinem Kopf.

Viele Lieder in meiner Liste schulden mir die Erinnerungen für ausgefallene Erlebnisse! Pursuit of happyness wäre eine der etwas exzentrischeren Partys und seitdem ich „Der große Gatsby“ gesehen habe, wartet „A little party“ von Fergie darauf, mir meine ultimative 20er Jahre-Motto-Silvester-Party zu schenken!

Aber natürlich übertrifft ein Lied sie alle! Runway von Aurora ist die am besten gehütete Erinnerung direkt nach dem Ashitaka Titellied von Prinzessin Mononoke, die darauf wartet, zu einer echten Erinnerung zu werden. Dieses Lied werde ich hören, wenn ich das erste Mal in meinem ganz eigenen und sicheren Zuhause auf der Terrasse sitze, einfach in den kühlen Sommerregen schauend meine kleine wunderbare Welt bewundern darf und endlich das Gefühl habe, angekommen zu sein... in meinem ganz eigenen Himmel.

Ihr habt Fragen oder Anregungen?

Bitte scheut Euch nicht davor, Kontakt zu mir aufzunehmen. Ich bin gespannt auf Euer Feedback und freue mich darauf, Euch kennenzulernen. Schickt mir einfach eine Mail mit Euren ganz persönlichen Fragen und Anregungen (stina.schulzke@aureus.de).

Ich freue mich auf regen Austausch!

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Stina Schulzke

Stina Schulzke

s.schulzke@aureus.de

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