Dabei begann seine Karriere ganz unverhofft als Schlosser und später als Schweißfacharbeiter bei der Ruhrkohle AG. Im Alter von 30 Jahren veränderte sich dann alles: Er stieg als Stuntman im damaligen Bavaria Filmpark, heute Movie Park Germany, ein. „Von da an sollte sich mein Leben komplett verändern. Obwohl noch niemand ahnen konnte, was noch alles passieren würde“, erinnert sich Norbert Heisterkamp.
Als Stuntman und -koordinator konnte er sich schnell durchsetzen. Er wurde zum „Mann für das Besondere“. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Obwohl er keinerlei Erfahrung und auch keine Schauspielausbildung hatte, gehörte er vor die Kamera. Nach einigen Gastauftritten in deutschen TV-Serien Mitte der 1990er, spielte er sich von 1999 bis 2005 in seiner Rolle als Bodybuilder Harry bei „Alles Atze“ in die Herzen der Comedy-Liebhaber. Für die Serie erhielt er 2003 und 2005 den Deutschen Comedy Preis sowie 2003 den Deutschen Fernsehpreis. Im Jahr 2004 spielte sich der Kirchhellener dann als achter Zwerg „Ralfi“ in der Hitkomödie „7 Zwerge – Männer allein im Wald“ an der Seite von Otto Waalkes nach ganz oben. Nachdem er für seine Leistungen den dritten Deutschen Comedy Preis und die Goldene Leinwand erhielt, bekam er in der ebenso erfolgreichen Fortsetzung „7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“ eine Hauptrolle. Es folgten Auftritte in „Achtung Arzt“, „Alarm für Cobra 11“, „Tatort“ und dem Kinofilm „Isch kandidiere“ von Hape Kerkeling.
Ein bewegtes Leben
Doch das Schauspielern ist nicht das Einzige, was ihn interessiert. Seine große Leidenschaft für schnelle Fahrzeuge zieht sich durch sein ganzes Leben. Er sammelte und fuhr nicht nur selbst gerne ausgefallene Modelle, sie verschafften ihm auch Werbedeals mit Opel, Skoda und Mercedes. Vor einigen Jahren machte Norbert Heisterkamp dann „mal eben“ seine Rennfahrerlizenz. Damit bestritt er sogar einige Rennen der Deutschen Langstreckenmeisterschaft. Jahrelang fuhr er außerdem leidenschaftlich Motorrad, bis er dem aufgrund von Knieproblemen nicht mehr nachgehen konnte. „Während meiner Zeit bei ‚Alles Atze‘ kam ich zu meinem ersten Cupra aus dem Kirchhellener Autohaus Bellendorf. Meine Produzentin trieb mich dazu, ein Auto zu kaufen“, schmunzelt Heisterkamp. Sie hatte nämlich jedes Mal Sorge, wenn Norbert Heisterkamp in das Wochenende ging, ob er wiederkommen würde. „Ich möchte gar nicht wissen, was für waghalsige Dinge Du am Wochenende treibst“, erinnert er sich an die Worte seiner Produzentin. Dass Schauspieler mit einem Motorrad zum Set kommen, ist nämlich nicht gerne gesehen. So soll man zum Beispiel auch Tauchen, Skaten und Fallschirmspringen vermeiden. Und warum? „Weil wir uns verletzen könnten. Das hätte die Dreharbeiten unterbrochen“, erklärt er.
Aber natürlich waren es nicht nur die Erlebnisse an den Filmsets und auf den Rennstrecken, die Norbert Heisterkamps Leben geprägt haben. Seine Frau Irmgard kennt er seit seinem 18. Lebensjahr. Seitdem ist sie immer an seiner Seite und hat von Beginn an alles über die Erlebnisse und Erfolge ihres Mannes gesammelt; Fotos, Zeitungsausschnitte und vieles mehr. „Ich hätte nie gedacht, dass man an den Punkt kommt, an dem man sein gesamtes Leben Revue passieren lässt“, erklärt Heisterkamp. Doch als seine Kollegen Otto Waalkes und Martin Schneider sagten: „Was hast du eigentlich schon alles gemacht in deinem Leben? Du solltest eine Biografie schreiben“, dachte Norbert Heisterkamp vor fünf Jahren das erste Mal darüber nach. Nun ist es soweit. Passend zu seinem 30-jährigen Jubiläum bei Film und Fernsehen sowie seinem 60. Geburtstag veröffentlicht er seine Autobiografie. Darin gibt es jedoch nicht nur Geschichten und Anekdoten aus seinem aufregenden Berufsleben, sondern auch private Einblicke. „Ich war viel unterwegs. Meine Frau hat mich immer unterstützt, sich um unser Zuhause und die Kinder gekümmert“, erklärt er.
„Wenn sich eine Tür öffnet, muss man schon selbst hindurchgehen“
Bodybuildung, Boxen, Stunts, Rennfahren, Schauspielern und Modeln; Ob vor oder hinter der Kamera, Norbert Heisterkamp ist gefragt. Aber wie kommt man zu so unterschiedlichen Branchen? „Ich habe immer und überall Kontakte geknüpft. Sich im Film und Fernsehen nur auf eine Sache zu konzentrieren, ist riskant“, erklärt Heisterkamp. Wichtig sei es vor allem vorausschauend zu planen. Dabei wurde auch die Karriere seiner Frau nicht aus den Augen gelassen. „Wir haben immer als Team zusammengearbeitet, nicht auf großem Fuß gelebt und auf Alternativen gesetzt“, erklärt Irmgard Heisterkamp. Als Norbert seine Arbeit als Stuntman aufgab, schloss Irmgard ihre Ausbildung zur Heilpraktikerin ab und eröffnete ihre eigene Praxis in Dorsten. „Wenn sich eine Tür öffnet, muss man schon selbst hindurchgehen“, betont Norbert. Alle drei Kinder bekamen sogar die Gelegenheit in die Fernsehwelt hineinzuschnuppern. So hat beispielsweise Martin Heisterkamp bei „Alles Atze“ die Rolle seines Vaters als Jugendlicher gespielt.
Und was kommt jetzt?
Dabei mussten auch sie mit Rück- und Schicksalsschlägen umgehen. In der Autobiografie wird auf 240 Seiten das gesamte Leben aufgearbeitet; von der Geburt an bis heute. Manche Geschichten sind zum Schmunzeln, andere regen zum Nachdenken und Innehalten an. Zusammen mit seiner Frau Irmgard blickt er auf sein Lebenswerk zurück: „Ich bereue nichts. Wenn ich könnte, hätte ich meine Frau allerdings noch früher geheiratet.“ Heute leben die beiden in Dorsten-Holsterhausen, blicken über die Dächer der Stadt hinweg und wirken zufrieden. Dann stellt sich die berühmte Frage: Und was kommt jetzt? „Jetzt werde ich die Zeit genießen. Trotzdem bin ich weiterhin offen für neue Projekte. Da wird bestimmt noch einiges kommen.“ Lange warten müssen die Fans auch nicht, denn der Termin für die erste Lesung seines Buches steht bereits: Am 4. März 2022 wird Norbert Heisterkamp die Lesetour in seiner Heimat Kirchhellen im Autohaus Bellendorf beginnen. Nähere Informationen dazu folgen in Kürze.
