Man habe das Verständnis des Segnens erweitert und angereichert. Das Sakrament der Ehe ist dennoch nach wie vor ausgeschlossen. Christoph Potowski, Pfarrer der Gemeinde St. Johannes, war sich schon zuvor sicher, ein Zeichen setzen zu wollen, dass alle Menschen in der Kirche willkommen sind – völlig unabhängig von der sexuellen Orientierung. Schon seit dem vergangenen Jahr werden Segnungsgottesdienste für alle in der Gemeinde gefeiert.
Klare Kante zeigen
Dem Verbot des Vatikans, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, hat sich Pfarrer Potowski bereits zuvor widersetzt. „Gott kann Sünde nicht segnen“, lautete die offizielle Begründung des Vatikans nach der Glaubenskongregation im März 2021. Was ihn dazu bewogen hat, sei die persönliche Begegnung mit den Menschen gewesen: „Ich bin jetzt seit zehn Jahren Priester und habe in dieser Zeit zahlreiche Anfragen erhalten und viele Segensfeiern durchgeführt. Auch schon lange bevor der Vatikan es kurzzeitig verboten hatte. Viele gläubige gleichgeschlechtliche oder geschiedene und wiederverheiratete Paare hat die Haltung des Vatikans sehr verletzt“, betont er. „Für sie ist es wichtig, in den Gemeinden vor Ort aufgenommen und angenommen zu sein. Viele erzählen mir noch heute von der Ablehnung und den Verletzungen, die auch in unseren Gemeinden vor Ort passiert sind und passieren.“
Bereits als Potowski im August 2020 das Amt in Kirchhellen übernahm, betonte er immer wieder: „In unserer Kirche ist jeder willkommen“ und er wünsche sich, dass die Kirche sich von ihrem Schwarz-Weiß-Denken verabschiedet.
Noch immer nicht vollkommen
Die Entwicklung, die der Vatikan nun einschlägt, sei durchaus positiv: „Generell begrüße ich diese Erklärung sehr. Die neue Verlautbarung betrifft ja nicht nur gleichgeschlechtliche Paare, sondern auch Geschiedene und Wiederverheiratete“, erklärt Potowski, gibt aber zu bedenken: „Die aktuelle Entwicklung kann jedoch nur der Anfang sein. Sicherlich ist es bis zur vollkommenen Gleichberechtigung noch ein langer Weg in der katholischen Kirche.“ Denn in der Erklärung des Vatikans wird ebenfalls betont, dass die Verwechselung mit einer Ehe ausgeschlossen werden muss – Eine Abgrenzung zum Sakrament der Ehe solle jedoch gewahrt bleiben, heißt es durch den Vatikan. Innerhalb eines Gottesdienstes darf der Segen ebenfalls nicht erteilt werden.
„Vor Ort werden wir unsere bisherige Praxis der Segensfeiern für Menschen, die sich lieben, natürlich weiterführen“, betont Pfarrer Christoph Potowski.