Kirchhellen
(v.l.n.r.) Tanja Janes, Petra Belke, Mareike Nagel und Milena Gildenstern haben sich an einem Reitweg in der Kirchheller Heide zusammengefunden, um auf die schlechten Zustände hinzuweisen.Fotos: Aileen Kurkowiak

Reiter ärgern sich über schlechte Zustände in der Kirchheller Heide

Das eigentlich so gut ausgebaute Reitwegenetz in Kirchhellen und Umgebung macht Reitern Bauchschmerzen, denn an ein gefahrloses Aufsitzen ist kaum zu denken

Kirchhellen -

Die Reitsport-Freunde sind verärgert: Der Eigenbetrieb Ruhr Grün des Regionalverbandes Ruhr (RVR) ist zuständig für die hiesigen Reitwege in der Kirchhellener Heide und kommt in den Augen einiger Pferdefreunde allerdings nicht nach. Als katastrophal schildert Tanja Janes aus Dorsten die Umstände auf den Reitwegen.

Regelmäßig reitet sie in der Kirchheller Heide unweit des Alten Postwegs auf ihrer Stute Hacita, denn die Voraussetzungen auf dem weitläufigen Reitwegenetz seien grundsätzlich wunderbar. Doch aktuell seien die Reitwege nicht nur völlig verschlammt, sondern auch steinig, von Wildschweinen zerwühlt und für ein Pferd von rund 650 Kilo gänzlich unpassierbar. Dass hier nichts passiert, ist für sie unbegreiflich.

Es fehlt das Geld

Stolze 23 Kilometer Reitwege führen durch die Kirchheller Heide. 2020 investierte der RVR rund 42.000 Euro, um acht Kilometer der Wege zu sanieren. Die Gelder dafür stammten aus der Reitmittelgabe – die im Übrigen die Reiter zahlen, denn: Nach § 62 des Landschaftsgesetzes von Nordrhein-Westfalen ist das Reiten in freier Landschaft und im Wald nur erlaubt, wenn am Pferd beidseitig ein gültiges Kennzeichen geführt wird. Das Abzeichen kostet in Bottrop 25 Euro pro Jahr. „Deswegen ist es ja so unverständlich, dafür sind doch die Gelder da“, sagt Milena Gildenstern aus Oberhausen, die häufig auf den Kirchhellener Wegen mit ihrem Pferd unterwegs ist.

„Aufgrund der feuchten Witterung in den letzten zwölf Monaten haben die Reitwege überall sehr gelitten“, weiß auch der RVR und lässt durch Sprecherin Barbara Klask verlauten: „Leider kann das gesamte Reitwegenetz auf den verbandseigenen Flächen im Ruhrgebiet aus finanziellen und personellen Gründen nicht auf einem hohen Niveau instandgehalten werden. Der Eigenbetrieb RVR Ruhr Grün bemüht sich, Fördermittel für die Kirchheller Heide einzuwerben. Die Gebühren der Reitabzeichen sind für derart umfangreiche Maßnahmen nicht ausreichend. Hier müssen zusätzliche Mittel akquiriert werden.“

Die schlammigen Löcher am Wegesrand, die eigentlich Reitweg sein sollten, seien noch bessere Beispiele für die teils unpassierbaren Passagen.

Großzügige Spende

Doch das Problem der unbereitbaren Wege, die im Übrigen auch mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer bedeuten würden, wenn die Reiter sie denn nutzen könnten, ziehe sich schon seit Jahren, sind sich die Reiterinnen einig. Gildenstern startete sogar einst den Versuch, eigenständig Reitsand aufzutreiben und erklärt: „Ich habe Stremmer, das Kirchhellener Unternehmen, das weltweit für seinen hochqualitativen Reitsand bekannt ist, angeschrieben.“ Zu ihrer eigenen Überraschung verlief diese Anfrage, anders als sämtliche Kontaktversuche mit dem RVR, nicht im Sande. „Stremmer hat mir tatsächlich eine Spende für die Wege von zwei Satteln Reitsand, die rund 54 Tonnen entsprechen, zugesagt. Das Unternehmen braucht lediglich ein „Okay“ vom RVR“, so Gildenstein. Doch eine Antwort blieb trotz des großzügigen Angebots bisher aus.

Doch einen kleinen Lichtblick für die Reiter gibt es vielleicht, denn zumindest stellt die RVR-Sprecherin in Aussicht: „Der Freischnitt der Wege erfolgt außerhalb der Vogelschutz-, der Brut- und Setzzeit in der Regel von Oktober bis Februar. Besonders der Birkenweg wird hier noch freigeschnitten.“

Maßnahmen sind geplant

Für die vorgesehenen Instandsetzungsarbeiten an den Wegen muss sich der RVR ebenfalls an die Vorgaben des Biotop- und Artenschutzes halten, denn im Frühjahr und Sommer durfte ebenfalls nicht gebaut werden. „Bereits vorgesehen sind kleinere Instandsetzungsarbeiten bis zum Frühjahr. Falls RVR Ruhr Grün eine Förderzusage bekommt, sind umfangreichere Instandsetzungsarbeiten ab Herbst 2025 möglich“, so Klask.

Doch wer kommt für Schäden an Reiter und Tier auf, wenn genau in den brenzlichen Zeiträumen kein Durchkommen für die Tiere ist und es gegebenenfalls zu Unfällen kommt? „Die Nutzung der Wege im Wald erfolgt auf eigene Gefahr, sofern es sich um waldtypische Gefahren handelt“, so die RVR-Sprecherin.

Zurück

Aileen Kurkowiak

Aileen Kurkowiak

aileen.kurkowiak@aureus.de

Diesen Artikel teilen