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Jedes Jahr dieselbe Prozedur?!

Bräuche und Sitten zu Weihnachten: Das Jugendkloster hat sich auf die Suche nach Erklärungen gemacht, weshalb wir Weihnachten so feiern, wie wir es tun

Kirchhellen - Keine Feiertag ist so geprägt von Bräuchen und Ritualen wie Weihnachten. Kein Fest ohne... – was auch immer für jeden von uns als festes Ritual wichtig ist, einige gelten nahezu weltweit. Ob Adventskranz, Tannenbaum oder Stille Nacht, weshalb feiern wir Weihnachten so, wie wir es tun? Woher kommen sie eigentlich, diese Bräuche, die wir jeden Jahr begehen? Im Jugendkloster haben sich die Teilnehmer der Adventskurse auf die Suche nach der Herkunft der gängigsten Bestandteile des Festes gemacht.
 

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Auch der Adventskalender gehört zu den Ritualen, die zur Weihnachtszeit für viele Menschen dazu gehören.
Foto: © birgitH / pixelio.de

Lena Frerix, die seit September ihr Freiwilliges Soziales Jahr im Jugendkloster absolviert, und Kai Kaczikowski, Leiter der Jugendpastoral, berichten von den Ergebnissen: Unter dem Thema „Same procedure as every year“ machten sich rund 30 Kinder und Jugendliche an zwei Wochenenden Gedanken dazu, welche geschichtlichen Ursprünge unsere Bräuche und Sitten zum Weihnachtsfest haben. Ausgangspunkt ist das christliche Fest der Geburt Jesu Christi, doch sind teilweise alte, nicht christliche Winter- und Lichtbräuche hinzugetreten und mit christlichen Motiven vermischt worden. Dem Weihnachtsfest am 25. Dezember geht die vierwöchige Adventszeit voraus, die Zeit des Wartens oder der Ankunft.

„Wir  haben uns im Vorfeld ein paar Gedanken gemacht und dann mit den Teilnehmern typische Bräuche ausgesucht“, sagt Lena Frerix. Dazu gehören:

Adventskranz

Advent ohne Adventskranz ist kaum mehr denkbar. Das Grün der Zweige und das Licht der Kerzen symbolisieren hierbei die Hoffnung auf die Geburt des Christkindes. Zudem soll das Licht das Böse und Dunkle vertreiben. Dieser  Brauch ist auf den Theologen Johann Wiechern zurückzuführen, der im „Rauhen Haus“ in Hamburg, wo junge Menschen beherbergt wurden, jedes Jahr einen Kranz mit 24 Kerzen aufstellte. Da die Kinder während der Adventszeit immer fragten, wann denn endlich Weihnachten sei, baute er aus einem Wagenrad einen Holzkranz mit 20 kleinen für die Wochentage und 4 großen Kerzen für die Sonntage. Was geblieben ist, sind die vier Kerzen für jeden Adventssonntag.
 

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Die Jugendlichen haben sich beim Adventskurs im Jugendkloster mit traditionellen Weihnachtsbräuchen auseinandergesetzt.
Foto: Privat

Adventskalender

Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts gab es, um die Wartezeit bis Weihnachten zu verkürzen, Kalender mit Heiligenbildern. Diese gingen nach und nach in Schokoladenfiguren über. Und noch immer freuen sich Jung und  Alt über die 24 kleinen Überraschungen.

Christstollen

Vor mehr als 700 Jahren begann die Zeit, in der Stollen in der Weihnachtszeit gebacken wurden. Erstmals erwähnt wurde er als Geschenk an einen Bischof von Naumburg, der seinen Bäckern ein Zunftprivileg erteilt hatte. Damals noch mit Wasser, Hafer, Mehl und etwas Öl zubereitet, wird der Stollen heute mit Butter und vor allem verschiedenen Trockenfrüchten versüßt. In Aussehen und Form soll der Christstollen an das in Tücher gewickelte Christkind erinnern.

Wichteln

Die nordische Sagengestalt des Nisse (von dänisch Niels für Nikolaus), deutsch adaptiert als Wichtel, erinnert mit ihrer roten Mütze an den Weihnachtsmann. Davon abgeleitet ist der Brauch des Wichtelns in der Vorweihnachtszeit, in dem man sich gegenseitig und anonym in zufälliger Zuordnung von Schenkendem und Beschenktem beschenkt.
 

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Auch der Besuch des Weihnachtsmarktes gehört für viele Menschen zur Vorweihnachtszeit.
Foto: © Benjamiin Wiens / pixelio.de

Weihnachtsmärkte

Die weihnachtliche Atmosphäre und die besinnliche Stimmung bei der Bevölkerung wurde genutzt, um mehr Menschen in den Gottesdienst zu locken. Dazu wurden im Umfeld der Kirche Buden und Karussells aufgestellt. Das ließen sich die Menschen nicht nehmen und die Kirche hat sicher den einen oder anderen Gottesdienstbesucher mehr bekommen.

Tannenbaum

Nicht unbedingt christlicher Natur ist der Jahrhunderte alte Brauch, in der dunklen, kalten Weihnachtszeit immergrüne Zweige ins Haus zu holen, die die Menschen heil durch diese ungemütliche Zeit bringen sollten und zudem symbolisch für neues Leben stehen. Doch erst seit weniger als 400 Jahren gibt es die Tradition des Weihnachtsbaumes, der in den ersten Jahren seiner Verwendung vor allem von wohlhabenden Familien verwendet wurde, während der Adventskranz bei den ärmeren Familien beibehalten wurde. Der Baumschmuck in Form von Kugeln ist eine Entwicklung, die auf Äpfel zurückzuführen ist.

Weihnachtsgans

Hierzu gibt es eine nette Legende. Im Jahr 1588, als die englische Königin Elisabeth gerade beim weihnachtlichen Gans-Essen saß, kam die Kunde, dass die spanische Flotte besiegt sei. Das führte im Königshaus zu Freude und die Gans wurde zum klassischen Weihnachtsbraten.

Krippe

Die Geburt Christi spiegelt sich dann auch in der Tradition des Krippenspiels wieder, das die Weihnachtsgeschichte anschaulich nachgestaltet. Daraus entwickelte sich die Krippe mit ihren Figuren, die zu Weihnachten im Haus aufgestellt wird. Um die Krippe versammeln sich die Familienmitglieder am Weihnachtsabend und gedenken der Geburt Christi.
 

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In der Weihnachstbäckerei – sowohl das Lied als auch das Backen sind ein MUSS im Advent – so wie beim Adventskurs.
Foto: Privat

Barbarazweig

Barbarazweige sind Kirschzweige, die nach einem alten Brauch am 4. Dezember, dem Tag der heiligen Barbara, abgeschnitten und ins Wasser gestellt werden sollen. Sie sollten bis zum Heiligen Abend blühen. In der kalten und düsteren Winterzeit sollen sie ein wenig Licht in die Wohnung bringen. Nach einem Volksglauben bringt das Aufblühen Glück im kommenden Jahr. Ursprünglich glaubte man bei jungen Mädchen, dass eine Hochzeit ins Haus stehe.

Die Teilnehmer der Kurse zeigten sich sehr tradi­tionell, für sie sind wiederkehrende Rituale besonders zu Weihnachten sehr wichtig. Lena Frerix und Kai Kaczikowski: „Das hätten wir gar nicht so erwartet, aber die Jugend ist weitaus traditioneller, als man meinen könnte. Was sich an Weihanchten als Schön und Gut bewährt hat, soll auch in jedem Jahr so gemacht werden. Ganz nach dem Motto „Same procedure as every year“! gj

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