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Barrierefrei reisen

Birgit Buschforts Sohn Sascha sitzt im Rollstuhl – Eine gemeinsame Flugreise war für sie bislang undenkbar – Doch es tut sich etwas auf dem Gebiet „barrierefreies Reisen“

Reisen mit Rollstuhl oder Pflegebedürftigkeit? Weiter als Nord- oder Ostsee kommen die meisten da nicht. Auch die Kirchhellenerin Birgit Buschfort hatte sich lange mit kurzen, wenig aufwendigen Reisen innerhalb Deutschlands zufrieden gegeben. Ihr Sohn Sascha sitzt im Rollstuhl, an eine Flugreise war da nicht zu denken – bis sie Klaus Koschei aus Gelsenkirchen und „Doc und Roll“ kennenlernte.
 

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Der Aufgang zur Burg von Alanya ist mit rollstuhlgerechten Wegen ausgestattet.
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„Klaus Koschei suchte Interessenten für eine Testreise in die Türkei“, erzählt Birgit Buschfort im Gespräch mit LebensArt. Nicht nur der Flug und das Reiseziel Side an der Türkischen Riviera, sondern vor allem das Hotel sollte von den Teilnehmern auf Herz und Nieren getestet werden. Rampen für den erleichterten Zugang zum Hotel, breite Gänge, Zugang zum Büffet und zum Wellnessbereich, Fahrstuhl, Zimmer mit breiten Türen und einem behindertengerechten Badezimmer – auch Klaus Koschei wusste, dass er dies alles erst einmal in einer Testreise überprüfen muss, bevor er sie in sein Programm aufnimmt. Angesprochen waren Menschen im Rollstuhl und ihre Begleitpersonen, aber auch Senioren, die sich eine Pauschalreise nicht mehr zutrauen, weil sie schlecht gehen können oder gar auf Pflege angewiesen sind. Wenn es nach Klaus Koschei geht, soll all das kein Hindernis sein, einen schönen Strandurlaub in der Türkei mit Wellness und gutem Essen zu verbringen. Heute ist viel mehr möglich als früher, aber es bleibt eine logistische Herausforderung. Davon hat die 16-köpfige Reisegruppe aber meist nichts bemerkt. „Von Beginn an war für alles gesorgt“, resümiert Birgit Buschfort. Das nimmt seinen Anfang am Düsseldorfer Flughafen. Dort sorgte das Rote Kreuz für ein reibungsloses Einchecken von Sascha und einer weiteren Teilnehmerin im Rollstuhl. „Der Flughafen und die Fluggesellschaften sind inzwischen sehr gut vorbereitet, der Check-in mit Sascha funktionierte reibungslos“, sagt Birgit Buschfort, die sich vorher eine solche Reise zusammen mit ihrem Sohn nicht vorstellen konnte. Auch in der Türkei stießen die Reisenden auf wenig Probleme. Die Touristenorte an der Türkischen Riviera sind auf Menschen mit Gehbehinderung gut vorbereitet. Die Stadt Alanya zum Beispiel lässt sich mit dem Rollstuhl sehr gut erkunden, die Wege am Hafen sind rollstuhlgerecht ausgebaut, ebenso der Aufstieg zur Burg von Alanya. Auch der Besuch einer Moschee in Side war kein Problem. „Wir hatten ja stets eine Liste dabei, um Kritikpunkte festzuhalten. Aber außer dem zu hohen Neigungsgrad einer Rampe und einigen Kleinigkeiten hatten wir kaum etwas zu beanstanden. Nur die Zugänge zum Strand waren in Side nicht überall ausgebaut. Das ist aber für die Zukunft geplant.“
 

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Schon bei der Ankunft am Flughafen wurden Birgit Buschfort und ihr Sohn Sascha herzlich emfpangen.
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Für alle Fälle und für diejenigen, die regelmäßig Pflege benötigen, war die Betreuung durch Fachpersonal sichergestellt. Mit dabei war eine Pflegefachkraft aus Deutschland, vor Ort betreuten ein türkischer Arzt sowie Pflegekräfte aus dem örtlichen Krankenhaus die Gruppe. „Wenn jemand ein Pflegebett brauchte, einen Duschstuhl oder Medikamente, dann wurde sich sofort gekümmert“, sagt Birgit Buschfort.

Die Kirchhellenerin hat die Türkei jedenfalls nicht zum letzten Mal besucht. „Sascha und ich werden wieder kommen. Für ihn war die Reise die schönste Erfahrung. Er ist mittlerweile 22, da möchte man genauso wie jeder andere junge Mensch die Welt sehen. Ich bin froh, dass das auch mit Rollstuhl so einfach ist. Ich hätte auch keinerlei Bedenken, ihn mit ‚Doc und Roll‘ allein reisen zu lassen.“ Auch bei den übrigen Teilnehmern hat die Reise einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Wir treffen uns noch regelmäßig mit Klaus Koschei und planen auch in Zukunft wieder gemeinsam zu verreisen.“ Denn ob jung, ob alt, ob gut zu Fuß oder nicht – Reisen in der heutigen Zeit sollte für alle barrierefrei sein. js


Wer sich für medizinisch und pflegerisch betreute Reisen interessiert, findet unter www.doc-und-roll.com weitere Informationen.

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