Schermbeck
Die Gleichstellungsstelle der Gemeinde Schermbeck, Susanne Kötter, blickt auf viele Erfolge in der Frauenförderung in der Stadt zurück.
Susanne Kötter, Gleichstellungsbeauftragte für Schermbeck.Foto: Privat - Gleichstellungsstelle der Gemeinde Schermbeck

Der Internationale Frauentag – Frauen in Schermbeck

Ein Gespräch mit Susanne Kötter, Schermbecks Gleichstellungsbeauftragte seit 2016

Schermbeck -

Am 8. März feiert die Welt jedes Jahr den internationalen Frauentag. Wie sieht die Gleichbehandlung in den Städten aus?

Susanne Kötter betont trotz einiger Erfolge, die sie in den vergangenen Jahren beobachtet hat: „Ich bin mir meiner Arbeit noch nicht am Ende. Es hat sich schon einiges verändert, aber es geht noch mehr.“

Die gewohnten Veranstaltungen zum Weltfrauentag am kommenden Montag (8. März 2021) müssen Corona-bedingt leider ausfallen. Susanne Kötter erzählt: „Seitdem ich als Gleichstellungsbeauftragte hier in Schermbeck tätig bin, veranstalte ich anlässlich des 8. März immer im Vorfeld einen Kinoabend in der reformierten Kirche. Das ging natürlich dieses Jahr nicht, also gab es das Kino nach Hause.“ Alle Frauen, die Karten für den Kinoabend gekauft hatten, haben als Alternative ein kleines Kino-Care-Paket nach Hause bekommen. Dort waren eine kleine Flasche Sekt und ein wenig Popcorn vorbereitet sowie der Link zu dem Film, der in der reformierten Kirche gezeigt werden sollte. „Bisher habe ich durchweg positives Feedback dazu bekommen. Die Frauen haben sich sehr gefreut. Es war zwar nicht dasselbe als zusammen in der reformierten Kirche zu sitzen, aber immerhin. Mehr als 100 Kino-Care-Pakete habe ich gepackt und verteilt“, berichtet die Gleichstellungsbeauftragte.

Erfolge werden immer sichtbarer

Susanne Kötter erzählt: „Ein Erfolg ist auf jeden Fall, dass immer mehr Frauen in Führungspositionen in der Schermbecker Verwaltung nachrücken.“ Außerdem habe sie festgestellt, dass immer mehr andere Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter die Gleichbehandlung der Geschlechter verinnerlicht haben. „Bei den allermeisten ist es schon angekommen, bei anderen dauert es aber noch. Mir ist aber aufgefallen, dass ich nicht mehr immer die einzige bin, die die Gleichbehandlung in den Raum werfen muss. Das tun mittlerweile auch andere“, freut sie sich. Das sei absolut als Erfolg zu verbuchen. Susanne Kötter betont aber auch: „Ich bin noch längst nicht fertig mit meiner Arbeit. Aber wir gehen in eine wirklich gute Richtung.“

„Corona war ein kleiner Rückschritt“

Wie in anderen Städten ist auch der Schermbecker Gleichstellungsbeauftragten aufgefallen, dass Corona einmal mehr die traditionelle Rollenverteilung von Mann und Frau wieder zu Tage gefördert hat. „Wir stellen fest, dass wieder mehr Frauen zuhause bleiben und sich um das Homeschooling und die Kinder kümmern. Oft reduzieren sie ihre Arbeitsstunden dann noch und das, obwohl sie häufig schon weniger Stunden arbeiten als der Mann – der eben oft noch der Hauptverdiener ist“, sagt Susanne Kötter. Auch der Begriff „systemrelevant“ sei ihr, wie sie sagt, sauer aufgestoßen. „Wer erwähnt denn die Großmütter, die sich um die Enkel kümmern, damit die Eltern weiter arbeiten können? Wer erwähnt die Reinigungskraft, die kein Homeoffice machen kann?“, fragt sie. Dazu käme, dass viele Frauen in als systemrelevant definierten Berufen arbeiten – aber eben im Vergleich zu ihren Ehemännern in reduzierter Stundenzahl. „Damit kommt dann vielleicht auch irgendwann die Altersarmut. Viele Frauen denken vielleicht jetzt noch nicht daran, aber Teilzeitanstellungen oder Arbeitsausfall, so wie jetzt, können sich dann zum Lebensabend bemerkbar machen“, prognostiziert Susanne Kötter.

Viele Angebote, die nur wenige kennen

Zu ihren Öffnungszeiten, die auf der Homepage der Gemeinde Schermbeck einsehbar sind, berät die Gleichstellungsbeauftragte Frauen in ihren Anliegen. Zudem gebe es ein Hilfetelefon, Arbeitskreise und Vereine, die sich für die Belange und Probleme von Frauen einsetzen. „Aber das wird noch nicht wirklich genutzt. Viele Frauen fühlen sich nicht von Ungleichbehandlung betroffen oder wissen vielleicht gar nicht, was sie für Möglichkeiten haben könnten. Hier müssen wir noch einiges an Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit leisten. Dazu zählt leider auch, dass sich Frauen bewusst machen müssen, dass es beispielsweise Unterschiede in den Löhnen von Männern und Frauen gibt“; sagt sie. Anlässlich dieses Themas wird in diesem Jahr zwei Tage nach dem Internationalen Frauentag der Equal Pay Day am 10. März 2021 gefeiert, um auf die Pay Gap aufmerksam zu machen.

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Julia Liekweg

Julia Liekweg

julia.liekweg@aureus.de

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