Foto: Privat - TV Gladbeck

Faszination Fechten in Gladbeck

Unsere Serie „Gladbeck ist sportlich“ hat Sie nun ein Jahr lang begleitet – sie endet mit einer eher außergewöhnlichen, dennoch faszinierenden Sportart: dem Fechten.

Gladbeck - Wenn man sich mit Ulli Urbanski über sein Dasein als Fechttrainer unterhält, wird schnell klar, dass der Gladbecker mit vollem Einsatz und aus wirklicher Überzeugung dabei ist. Damit gehört er zu denen, die „Fechten als Philosophie, als Lebenseinstellung sehen“, wie Urbanski es selbst formuliert. Denn dieser Sport verlangt einiges.

„Es dauert allein ein Jahr, bis die Bewegungsabläufe sitzen. Man muss viel Geduld mitbringen, bevor es erste Erfolge gibt. Außerdem gehören Disziplin und Körperbeherrschung dazu.“ Die Nischensportart vereint also Körper und Geist gleichermaßen. Denn sobald die Bewegungsabläufe verinnerlicht worden sind, geht es darum, den Gegner zu „lesen“, also innerhalb von Sekundenbruchteilen vorherzusehen, was er als nächstes tun wird. „Entscheidungen, die jeder im Wettkampf vollkommen alleine treffen muss. Man gewinnt und verliert alleine. Das ist äußerst emotional.“

Wettkämpfe bedürfen nicht nur der richtigen Ausrüstung, sondern auch volle Konzentration. Foto: Privat - TV Gladbeck

Fechten ist seit 14 Jahren eine Abteilung des TV Gladbeck. Der Sport ist grundsätzlich geeignet für Kinder ab sechs Jahren, in Gladbeck werden Kinder ab acht Jahren trainiert. Trainiert wird an zwei Abenden in der Woche, für Wettkampfteilnehmer gibt es zusätzliche Trainingseinheiten, um sie bestmöglich vorzubereiten. Hier variieren dann die Trainingszeiten je nach Absprache. „Fechten verlangt sehr viel Training. Aber damit waren wir schon sehr erfolgreich bei Deutschen und weiteren Meisterschaften“, erzählt Urbanski stolz. Doch darüber hinaus wird es schwierig, denn die Ausbildung zum wirklich guten Fechter dauert einige Jahre. Je älter die Mitglieder werden, umso mehr sind sie durch Schule, Studium oder eine Ausbildung später eingebunden. „Das geht selbstverständlich immer vor, keine Frage. Deswegen streben wir hier bei uns auch kein Leistungssportniveau an, sondern bilden die Mitglieder soweit aus, dass sie sich gut in Wettkämpfen schlagen und mit diesen Erfolgen dann auch über Jahre hinweg motiviert bleiben.“

In jeder Hinsicht herausfordernd

Fechten ist eine elegante Sportart mit Prestige. Verwurzelt in einer langen Tradition, die die wesentlichen Erfolgsqualitäten für jeden hervorhebt, der eine physische und mentale Herausforderung sucht. Seit 1896 ist es eine olympische Sportart, es schult Reaktionsfähigkeit und Feinmotorik sowie die körperliche Fitness im Allgemeinen, da man durchgängig in Bewegung ist. Es gibt drei Waffen, aus denen man bei diesem Sport wählen kann: Florett, Säbel und Degen. Sie unterscheiden sich nicht nur in Gewicht und Aussehen, sondern verlangen auch unterschiedliche Reglements. Mit dem Florett erzielen die Sportler nur Trefferpunkte, wenn sie den Torso des Gegners treffen. Im Kampf mit dem Degen wird der gesamte Körper zur Angriffsfläche, mit dem Säbel der Bereich oberhalb der Hüftlinie.

Immer auf der Suche nach Talenten

Trainiert wird beim TV Gladbeck dienstags von 18 bis 19.30 Uhr in der Sporthalle der Freien Waldorfschule, donnerstags von 17.30 bis 20 Uhr in der Sporthalle der Anne Frank Realschule (nach Vereinbarung auch samstags von 10 bis 13 Uhr) sowie an der Außenanlage Wittringer Stadion samstags und sonntags nach Vereinbarung. „Hier darf sich gerne jeder Interessierte auch einmal ausprobieren, um herauszufinden, ob Fechten ein Sport ist, der ihm liegt. „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Talenten und stehen jederzeit für Fragen zur Verfügung, bieten aber auch kostenlose Schnuppertrainings an.“ Wer sich für diesen Sport entscheidet, erlebt bei jedem Wettkampf erneut, wie anspruchsvoll der Sport ist. „Die Teilnehmer sind am Ende vollkommen K.O., aber in der Regel auch total glücklich, dabei gewesen zu sein.“

Für jeden geeignet

Foto: Privat - TV Gladbeck

Fechtsport bietet sich grundsätzlich für jeden Interessierten an. Hier kann jeder gegen jeden antreten, weil es hauptsächlich um Technik und Talent geht, ohne dass die Wettkämpfer in Gewichtsklassen eingeteilt werden. Sogar gemischte Wettkämpfe sind möglich, es wird lediglich nach Altersgruppen unterschieden. „Wir stellen für die Trainingseinheiten auch komplett die Ausrüstung. Wenn es dann irgendwann Richtung Wettkampf geht, sollten sich die Sportler ihre eigene anschaffen, aber dann ist der Trainingseffekt auch schon so hoch, dass es sich lohnt, das Geld zu investieren“, erklärt Ulli Urbanski. Damit treten die Sportler aber natürlich auch genau mit der Ausrüstung an, in der sie sich sicher und wohl fühlen. Fechten ist eine Kampfsportart, die sehr komplex ist. Die Wettkampfsprache ist Französisch, sodass Neueinsteiger neben dem Regelwerk auch die entsprechenden Begriffe lernen müssen. „Insgesamt dauert es etwa fünf Jahre, bis ein Fechter den Sport wirklich beherrscht. Deswegen sprach man damals auch von einer Ausbildung statt eines Trainings sowie von einem Meister statt eines Trainers. Doch geht es bei uns darum, dass die Mitglieder unserer Abteilung Spaß an der Sache haben und vor allem auch am Ball bleiben. Dann kann man es schon weit bringen.“

Auf der Website fechten.tvgladbeck.de finden Sie weitere Informationen und Kontaktdaten.


Fechten: Das sind die Waffen

Florett
Das Florett ist eine reine Stichwaffe, die etwa 500 Gramm schwer und 110 Zentimeter lang ist. Die Klingenlänge beträgt knapp 90 Zentimeter. Hiermit können Treffer ausschließlich mit der Klingenspitze erzielt werden. Die Florettklinge hat einen rechteckigen Querschnitt und verjüngt sich zur Spitze hin. In einer Rille auf der Oberseite der Klinge verläuft eingeklebt eine dünne isolierte Litze zur Klingenspitze, einem kleinen Schalter, der erst bei mehr als 500 Gramm Druck die Trefferanzeige auslösen darf. Im Florett gilt ein Treffervorrecht: Wer angegriffen wird, kann nur dann einen gültigen Treffer setzen, wenn er den Angriff zuvor abwehrt.


Degen
Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine Stichwaffe, die mit knapp 770 Gramm aber etwas schwerer als das Florett daherkommt. Der Degen ist 110 Zentimeter lang, die Klinge etwa 90 Zentimeter. Sie hat einen dreikantigen Querschnitt und verjüngt sich zur Spitze hin. Auch in der Oberseite einer Degenklinge gibt es eine Rille, worin zwei Litzen zur Klingenspitze verlaufen. Zum Auslösen der Trefferanzeige ist mehr als 750 Gramm Druck auf den Spitzenkopf nötig, zugleich muss auch der Spitzenkopf um mehr als 1 Millimeter eingedrückt werden. Beim Degenfechten zählt einzig, wer als erster trifft. Treffen beide Fechter innerhalb von vier Hundertstelsekunden, leuchten beide Lampen auf.


Säbel
Der Säble ist eine Hieb- und Stichwaffe, die 500 Gramm schwer und knapp 105 Zentimeter lang ist. Die Klingenlänge beträgt etwa 88 Zentimeter. Mit dieser Waffe werden sowohl mit der Spitze als auch durch Hiebe mit Schneide oder Rückschneide werden Treffer erzielt. Der Säbel ist die leichteste Fechtwaffe, denn üblicherweise bringt er weit weniger als die vorgeschriebenen knapp unter 500 Gramm auf die Waage. Die Säbelklinge beginnt schmal dreikantig und wird zur Spitze hin flach und sehr biegsam. Hiebe müssen exakt pariert werden, weil die Klinge leicht „drüber schwappt“ und doch noch den Körper touchiert. Deshalb agieren Säbelfechter sehr offensiv. Beim Säbelfechten gilt das Treffervorrecht, jedoch lösen Treffer auf ungültiger Fläche kleine Anzeige aus, das Gefecht läuft ohne Unterbrechung weiter.

Quelle: „Rund ums Fechten“ von Steffen-Michael Eigner, Württembergischer Fechterbund

Zurück