Foto: RAG

Vernässung im Kirchhorst - Das Waldgebiet Kirchhorst im Blick

Besteht in dem Waldgebiet Kirchhorst in Kirchhellen Überschwemmungsgefahr? Die LebensArt hat mit dem Bergbau über die Situation vor Ort gesprochen

Kirchhellen - Die sichtbare Vernässung des Waldgebietes Schledorn/Kirchhorst zwischen der Utschlagstraße und der Bottroper Straße sowie der Lehmschlenke und am Schleitkamp sorgt besonders seit dem Unwetter im Mai 2016 bei einigen Anwohnern sowie Spaziergängern für Bedenken. So mehrten sich in den vergangenen Monaten die Stimmen aus der Bevölkerung, die den zunehmenden Verfall des Waldes fürchten. Wir haben uns zunächst selbst vor Ort ein Bild gemacht und danach das Gespräch mit Verantwortlichen der RAG gesucht, um ihre Einschätzung zur derzeitigen Situation und mögliche Lösungsansätze zu hören.

Bei unserer Besichtungstour Ende November 2016 durch das Waldgebiet Kirchhorst wurde uns folgendes Bild zu teil: Die Boye, der Bachlauf, der sich durch den Wald zieht, ist über seine Ufer getreten. Einige Bäume entlang der Boye liegen auf dem Waldboden. Insgesamt wirkt der Waldboden nass, fast sumpfig. Holzfäule wird an einigen Bäumen bereits sichtbar. Da tritt die Frage auf, ist das Naturschutzgebiet durch den Bergbau gefährdet? Ist die zunehmende Vernässung dem Untertage-Abbau zuzuschreiben und wer trägt die Verantwortung?

Zum allgemeinen Verständnis ist es wichtig zu wissen, dass das Gebiet im Eigentum des Regionalverbandes Ruhr (RVR) steht. Der im Jahr 2015 neu aufgestellte Landschaftsplan weist den Bereich als Naturschutzgebiet aus, das einen Komplex aus Eichen-, Buchen- und Laubmischwäldern unterschiedlicher Altersklassen sowie derzeit noch Kiefern- und Lärchenbestände umfasst.
 

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Impressionen unserer Besichtigung des Kirchhorstes Ende November.
Foto: Katharina Boll

Das Monitoring-Untersuchungskonzept

Das Bergwerk Prosper-Haniel besitzt einen Rahmen-betriebsplan für den untertägigen Abbau von Steinkohle mit Umweltverträglichkeitsprüfung vom 12. April 2001, der das Waldgebiet Kirchhorst betrifft. In dem Rahmenbetriebsplan wurden für die vom Bergbau beeinträchtigten Gebiete Entwicklungsprognosen aufgestellt. „Mit den zuständigen Behörden und Verbänden vereinbarte das Bergwerk hierfür ein Monitoring-Untersuchungskonzept, das Dauerbeobachtungsflächen, Infrarotbefliegungen und quartalsweise Vitalitätsbeobachtungen umfasst“, erklärt Margarita Hoven-Bergstein, Diplom-Ingenieurin bei der RAG. Beteiligte des Monitoring sind unter anderem der RVR, die Wasserverbände, die Forstämter und die Kommunen. Diese entscheiden gemeinschaftlich und sachorientiert, ob in bestimmten Gebieten eingegriffen werden sollte oder nicht. Dazu werden verschiedene Varianten überprüft.

„Das Gebiet Kirchhorst unterliegt einer besonderen Begutachtung“, betont Prosper-Haniel-Markscheider Joachim Bock. So wurde auf gemeinsames Betreiben des RVR und des Bergbaus Gutachter zugeschaltet, die die Situation einschätzen sollen. „Grundwasserveränderungen durch bergbauliche Einwirkungen wurden nicht festgestellt, so dass der Ausfall einiger Buchen nicht auf bergbaubedingte Vernässungen zurückgeht“, weiß Margarita Hoven-Bergstein zu berichten. „Die Ursache ist vielmehr der natürliche Entwicklungsprozess. Bedingt durch das hohe Alter der Buchen fallen einzelne Bäume aus und werden durch jüngere ersetzt.“ Auch der Orkan Kyrill verursachte im Jahr 2006 größere Lücken im Kirchhorst. „Das alles führt dazu, dass der Wald insgesamt nicht mehr so viel Wasser pro Tag benötigt. Denn die jungen Bäume können natürlich nicht so viel Wassermengen aufnehmen wie die älteren. Zudem kommt, dass durch die lehmige Struktur des Waldbodens die Wasserdurchlässigkeit nicht gegeben ist. So kommt es zu Vernässungen im Waldgebiet“, erklärt Joachim Bock.

Mit dem RVR sowie allen Trägern öffentlicher Belange stimmte das Bergwerk die derzeitige Situation und die Entwicklung des Gebietes einvernehmlich ab. In der 16. Monitoring Sitzung am 30. November 2016 wurde das Thema intensiv diskutiert. Die Zielsetzungen des Naturschutzgebietes, also der dauerhafte Erhalt des Mischwaldes aus Eichen, Buchen und Hainbuchen, sind aus Sicht der Behörden und der Gutachter durch den Steinkohlenabbau nicht gefährdet. Außerdem ist sowohl die bisherige als auch die noch zu erwartende Entwicklung mit dem zugelassenen Rahmenbetriebsplan konform. „Die Prognossen, die aufgestellt wurden, passen zur Entwicklung des Waldgebietes Kirchhorst. Und natürlich wird es auch zukünftig sichtbare Veränderungen geben. Beispielsweise die Boye sucht sich auf natürlichem Wege einen neuen Bachlauf. Doch es ist auch spannend ein Naturschutzgebiet zu haben, wo natürliche Veränderungen erlebbar sind. Nicht immer sollte der Mensch eingreifen“, sagt Margarita Hoven-Bergstein abschließend. kb

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