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Alles außer gewöhnlich ist eine französische Komödie mit Systemkritik und viel Liebe. In den Hauptrollen spielen Vincent Cassel und Rateb Katib, der Film ist von den Machern von Ziemlich beste Freunde.
Alles außer gewöhnlich - Ein Tipp für die ganze FamilieFoto: Jeshoots / Unsplash

Filmtipp: Alles außer gewöhnlich

Systemkritisch, aktuell und humorvoll – Die französische Komödie ist ein Film für die ganze Familie

Der jüdische Bruno und der muslimische Malik sind beste Freunde – und Arbeitskollegen. Gemeinsam kümmern sich die Sozialarbeiter um autistische Kinder und Jugendliche. Ihre Methoden empfinden die Behörden als fahrlässig und unprofessionell, dabei setzen die beiden Freunde Herz und Mut vor akademische Ausbildung.

„Der Film ist die richtige Mischung aus ernsten Themen und Bildern, wobei er das Publikum trotzdem mit einem guten Gefühl am Ende entlässt“, fasst Agnes Smeja-Lühr, stellvertretende Leitung der VHS Gladbeck, die systemkritische Komödie zusammen. Es geht um Inklusion, Solidarität und Alltagshelden. Herz über Profession Die Sozialarbeiter und Freunde Bruno (Vincent Cassel) und Malik (Reda Kateb) arbeiten anders – und das gefällt den Behörden ganz und gar nicht. Statt auf Diplome, Ausbildungen und akademische Abschlüsse zu achten, rekrutieren die Sozialarbeiter gerne mal Jugendliche von der Straße. Die Hauptsache ist, dass sie Mut und Einfühlungsvermögen beweisen, wenn es um die Arbeit mit autistischen Kindern und Jugendlichen geht. „Der Film zeigt ganz realistisch auch Krankheitsverläufe. Ein Jugendlicher zieht im öffentlichen Verkehrsmittel mal die Notbremse, ein anderer schlägt seinen Kopf gegen die Wand und muss deswegen einen Helm tragen“, erzählt Agnes Smeja-Lühr. Doch trotz all der Ernsthaftigkeit des Themas wirke der Film weder düster noch traurig. „Dem Publikum wird auf eine leichte Art mit humoristischen Elementen gezeigt, dass eine Krankheit niemanden von der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ausschließen darf.“ Für Bruno, Malik und ihr Team sind Themen wie Autismus eine Selbstverständlichkeit. Thematisiert werden hier zwar auch kleine Differenzen der Protagonisten, doch das fügt sich harmonisch in die Darstellung ihrer wertvollen Arbeit ein und überlagert nicht die Ernsthaftigkeit des Films und seiner Systemkritik. „Als der Film entstand, war eben dieses Thema hochaktuell in der französischen Gesellschaft und Politik. Behörden fanden in der Gesellschaft keinen Platz für autistische Menschen. Sie wurden in Einrichtungen abgeschoben und vom System vergessen“, erzählt die stellvertretende VHS-Leiterin. „Deswegen brauchen wir Alltagshelden wie Bruno aus dem Film, die sich selbstlos um andere kümmern.“

Systemkritik nach wahrer Begebenheit

Alles außer gewöhnlich ist das jüngste Werk von Eric Toledano und Olivier Nakache, die Regisseure des Meisterwerks Ziemlich beste Freunde. Thematisch bleiben sie sich treu: Es geht darum, Missstände in der französischen Gesellschaft aufzuzeigen. Wie Ziemlich beste Freunde beruht auch dieser Film auf einer wahren Begebenheit. „Das macht den Film zusätzlich besonders und für mich noch ein Stück sehenswerter“, sagt Agnes Smeja-Lühr. Die Vorbilder für Alles außer gewöhnlich heißen Stéphan Benhamo, das Vorbild für Bruno, und Daoud Tatou. Auf der Website zum Film erzählt Regisseur Eric Toledano: „Olivier und ich hatten uns selbst sozial engagiert und 1994 als Betreuer in einem Ferienlager gearbeitet. Ich musste eine Prüfung ablegen, um eine offizielle Genehmigung zur Betreuung von Minderjährigen zu erhalten. Dabei habe ich Stéphane Benhamou kennengelernt. 1996 gründete Stéphane den Verein „Le Silence des Justes“ (dt.: das Schweigen der Gerechten), der sich auf die Aufnahme und Integration autistischer Kinder und Jugendlicher spezialisiert. Stéphane und ich haben uns anschließend aus den Augen verloren. Dann aber nahm er sich eines Mitglieds aus meiner Familie, das autistische Verhaltensweisen zeigte, an. Eines Tages haben Olivier und ich beschlossen, die Ferienkolonie in den Bergen, die Stéphane damals leitete, zu besuchen. Wir waren zutiefst beeindruckt von der Energie und der Menschlichkeit, die er und seine Mitarbeiter ausstrahlten. Die Chemie, die sich zwischen den jungen Pflegekräften und den jungen Menschen mit ihren Handicaps entwickelte, war absolut überwältigend.“

„Besonders wertvoll“

Nicht umsonst wurde der Film von der Deutschen Film- und Medienbewertung mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ versehen. „Diese Auszeichnung bekommen Filme für ihre herausragende Kunst und herausragenden Anspruch. Meiner Meinung hat Alles außer gewöhnlich dieses Prädikat mehr als verdient“, schließt Agnes Smeja-Lühr.

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Julia Liekweg

Julia Liekweg

julia.liekweg@aureus.de

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