Ein Raum aus Blättern – Historische Romane
Kate Grenville, Nagel & Kimche Verlag, 24 Euro, Rezension von Kathrin Alkemper
England, 1788. Die 21jährige Elizabeth ist an einem Punkt in ihrem Leben angekommen, an den sie eigentlich nie wollte. Sie heiratet den Mann, der sie als erstes fragt, was mit Liebe nichts zu tun hat. John McArthur ist ein rücksichtsloser, unnahbarer Mann, der sie zwar höflich behandelt, aber das wars es dann auch schon. Seine Karriere steht im Vordergrund und so muss Elizabeth ihrem Ehemann bis ans Ende der Welt nach Australien folgen, wo ihm eine Stelle als Lieutenant in einer Strafkolonie in New South Wales angeboten wird. Zukünftig wird sie also von Verbrechern und wilden Ureinwohnern in einem fremden und unzivilisierten Land umgeben sein, zumindest ist das ihre Horrorvorstellung von der Zukunft. Doch Elizabeth ist eine starke und schlaue Frau, die schnell herausfindet, wie sie sowohl mit ihrem Mann als auch mit den anderen Würdenträgern in der Kolonie umgehen muss, um ein erträgliches Leben führen zu können. Außerdem findet sie auf ihren heimlichen Ausflügen in das beeindruckende Hinterland Australiens bald heraus, dass man ihr über die Ureinwohner nichts als Lügen erzählt hat. Ihre couragierte Art und ihre Offenheit sind es, die am Ende für den Erfolg und das Bestehen von Elizabeth Farm sorgen und nicht unwesentlich am Werdegang ihres Mannes als Begründer der Schafzucht in Australien beteiligt sind.
Elizabeth und John MacArthur hat es wirklich gegeben und auch der Großteil dieser Geschichte ist historisch belegt. Aber die Autorin hat auch viel Fiktion drumherum gesponnen und Elizabeth eine Stimme gegeben, indem sie sie ihre Memoiren schreiben lässt. Von Anfang bis Ende spannend!
Zwei Fremde – Krimi
Martin Griffin, Bastei Lübbe Verlag, 13 Euro, Rezension von Kathrin Alkemper
Ein eingeschneites Hotel in den Highlands. Remy York hatte hier eine Stelle als Managerin angetreten, um in der Nähe ihres Bruders zu sein. Dieser saß in einem Hochsicherheitsgefängnis in der schottischen Einöde hinter Gittern. Doch nun ist er tot und Remy tritt ihre letzte Nachtschicht an, bevor sie diesen Ort und seine Geschichte für immer hinter sich lassen will. Plötzlich hört sie Sirenengeheul und schnell wird ihr klar, dass es wieder einmal einen Aufstand im Gefängnis gegeben hat. Kurz darauf hämmert es an die Glastür im Foyer und ein offensichtlich verletzter Mann bittet um Einlass. Er weist sich als Polizist aus. Es habe einen Unfall bei einem missglückten Gefangenentransport im Schneesturm gegeben und er müsse dringend Hilfe holen. Remy zögert zunächst, da das Hotel selbst durch den Sturm einen Stromausfall hat und von der Außenwelt abgeschnitten ist, aber dann lässt sie den Fremden herein. Schließlich ist er ein Polizist, der einen entflohenen Mörder sucht. Während er sich im Hotel umschaut, klopft erneut jemand an die Tür. Auch dieser Fremde behauptet, dass er Polizist ist und den entlaufenen Mörder sucht. Wer sagt die Wahrheit? Hat Remy den Mörder etwa schon hineingelassen? Ihre Überlebenschancen stehen 50:50, dass sie dem richtigen Mann vertraut...
Unsere Stimmen bei Nacht – Belletristik
Franziska Fischer, Dumont Verlag, 23 Euro, Rezension von Kathrin Alkemper
Das ältere Ehepaar Gloria und Herbert ist Besitzer einer tollen alten Villa in Berlin. Nur sind sie jetzt alleine in dem großen Haus, die Kinder sind längst ausgezogen. Da hat Gloria die Idee, eine WG zu gründen, um auch die Finanzierung dieser alten Immobilie zu sichern. Außerdem kocht sie leidenschaftlich gerne und das am liebsten in größeren Mengen. Herbert, der unten im Haus ein kleines Antiquariat eingerichtet und am liebsten seine Ruhe hat, ist davon nicht begeistert. Aber Gloria setzt sich durch. Und so ziehen ein alleinerziehender Chemieprofessor mit seiner pubertierenden Tochter, ein junger Student und zuletzt die sehr unkonventionelle Lou-Ann in die leeren Zimmer ein. Schon bald lebt nicht mehr jeder alleine hinter seiner Tür. Wenn auch zögerlich, so öffnen sie sich alle langsam den anderen gegenüber und so wird aus diesem zusammengewürfelten Haufen eine Wahlfamilie. Nicht, dass plötzlich Friede, Freude, Eierkuchen herrscht, es gilt nach wie vor, mit den Eigenheiten der anderen klarzukommen und es bleibt auch nicht konfliktfrei, aber es wird ein Vertrauen geschaffen, dass stärker ist, als alle zunächst gedacht haben.
Ein sehr warmherziger Roman über Veränderungen im Leben und das Miteinander ganz verschiedener Menschen, die aber eigentlich doch alle die gleichen Sehnsüchte teilen.
Die Eroberung der Villa Herbstgold – Kinderbuch
Stefanie Höfler und Claudia Weikert, Belts Verlag, 13 Euro, Rezension von Tanja Tenberg
Die Kita plant einen Ausflug. Die Aufregung steigt, wohin es wohl gehen mag? In den Wald oder in den Zoo? Nein, dieses Mal soll es eine Theateraufführung geben, ein von den Kindern aufgeführtes Märchen für die Seniorinnen und Senioren in der Villa Herbstgold, einem Altenheim.
Die Kinder sind neugierig, als Leslie vom Holzbein ihres Opas erzählt, und gibt es dort auch Hexen? Kaum sind die Kinder vor Ort, kommt ihnen alles bekannt vor, es riecht nach Früchtetee, und einen Morgenkreis gibt es auch. Und die Frau mit den Silberhaaren hat ihre Zähne im Glas. Da dürfen die Kinder mal mithelfen zu putzen und natürlich auch das Silberhaar kämmen.
Ein realistisch illustriertes Bilderbuch, in dem es viel zu entdecken gibt. Das Thema "Seniorinnen und Senioren" für Kinder ab etwa 4 Jahre, es macht Spaß und gibt einen tollen Einblick in das Thema "Altenheim". Es kann helfen, Ängste zu nehmen und mit Berührungsängsten umzugehen.